Haarausfall ist ein Thema, das viele Menschen betrifft – und oft für große Verunsicherung sorgt. Ob einzelne Haare auf dem Kopfkissen, vermehrte Strähnen in der Bürste oder lichte Stellen auf der Kopfhaut: Der Moment, in dem man bemerkt, dass die Haare dünner werden, kann beunruhigend sein. Doch Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall. Hinter dem Verlust der Haare können viele Ursachen stecken – von hormonellen Veränderungen und Stress über Nährstoffmangel bis hin zu erblichen Faktoren.
So wie es verschiedene Ursachen für Haarausfall gibt, gibt es auch eine Palette an Möglichkeiten, um ihn zu bekämpfen. Neben Nahrungsergänzungsmittel, Medikamenten und chirurgischen Verfahren (z. B. Haartransplantation) hat ein Team von Forschern aus China und Australien jetzt eine weitere Entdeckung gemacht, die therapeutisches Potenzial hätte.
Für androgenetisch bedingten Haarausfall haben die Forscher ein sich auflösendes Mikronadelpflaster aus Stevia, dem kalorienfreien Süßstoff aus der Stevia-Pflanze, entwickelt und damit die Wirksamkeit von Minoxidil, dem Hauptwirkstoff in rezeptfreien Haarausfallmitteln, verbessert.
Androgenetischer Haarausfall ist die häufigste Form von Haarausfall und betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Der Haarausfall ist genetisch bedingt und wird durch eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber männlichen Sexualhormonen (Androgenen) ausgelöst.
Die Arznei Minoxidil allein kann Menschen helfen, natürlichen Haarausfall zu mildern. Es hat jedoch auch seine Nachteile. Es zieht nicht gut genug in die Haut ein. Außerdem ist eine tägliche Anwendung erforderlich, um auch nur mäßige Ergebnisse zu erzielen. Oft ist es mit anderen Chemikalien versetzt, die ein Gefühl von brennender Kopfhaut hervorrufen können. Genau diese Probleme soll das Stevia-Pflaster lösen. Es besteht aus Dutzenden schmerzloser winziger Mikronadeln aus Steviosid, die wie ein Pflaster auf die Kopfhaut gelegt werden und Minoxidil tiefer in die Haut einbringen, während sie gleichzeitig dazu beitragen, dass sich das Minoxidil besser in Wasser auflöst.
Weil Haarausfall auf einen Überschuss an Testosteron zurückzuführen ist, verabreichten die Forscher Mäusen Testosteron, um den menschlichen Haarausfall nachzuahmen, und behandelten sie anschließend entweder mit dem Stevia-Pflaster oder mit normalem, ungesüßtem Minoxidil.
Etwas mehr als einen Monat später wuchs den Mäusen mit dem Stevia-Pflaster wieder Fell. 67 Prozent der behandelten Haare wuchsen nach, verglichen mit nur 25 Prozent bei den Mäusen, die nur mit Minoxidil behandelt wurden. Hier geht's zur Studie.
Die ersten Tests sind vielversprechend, doch es ist noch ein weiter Weg. Die Forscher räumen ein, dass die menschliche Kopfhaut in einer ganz anderen Liga spielt als die von Mäusen. Mäuse werden jedoch in der wissenschaftlichen Forschung eingesetzt, da wir trotz ihres völlig unterschiedlichen Aussehens viele genetische und körperliche Ähnlichkeiten aufweisen. Wenn sich die Wirkung bestätigt, könnte das Stevia-Pflaster das Nachwachsen der Haare deutlich einfacher und schmerzfreier machen, als es derzeit der Fall ist.