In den sozialen Medien verbreiten sich Pflegetrends für die Haare rasant – Videos über Rosmarin-Öl-Kuren und Kopfhautmassagen-Clips boomen auf TikTok besonders stark. Derzeit diskutieren Influencer und User jedoch über einen anderen Tipp: Zwiebelsaft soll die Haare schneller wachsen lassen. Nutzer schwärmen davon, dass der Saft nicht nur das Haar kräftigt, sondern auch mehr glänzen lässt.
"Zwiebelsaft wird seit vielen Jahren als Hausmittel verwendet, und es gibt einige Belege für seine Vorteile", erzählt Dermatologin Mona Foad im "Glamour"-Interview. Zwiebeln sind reich an Schwefel – einem wichtigen Bestandteil von Keratin, das dem Haar seine Kraft verleiht. "Wenn dieser zusätzliche Schwefel auf die Kopfhaut aufgetragen wird, kann er dazu beitragen, brüchige Haarsträhnen zu stärken, Haarbruch zu reduzieren und insgesamt ein gesünderes Umfeld für das Haarwachstum zu schaffen", so die Hautärztin.
Dem stimmt Trichologin Kerry Yates nur zu: "Zwiebeln sind reich an Antioxidantien und Flavonoiden und besitzen antimikrobielle, antimykotische und entzündungshemmende Eigenschaften." Yates merkt dennoch an, dass Zwiebelsaft nicht unbedingt das Haarwachstum beschleunigt, aber langfristig den Glanz und das allgemeine Aussehen der Haare verbessern kann, wenn man ihn regelmäßig aufs Haar aufträgt. Im Netz schwärmen Influencer vom Zwiebelsaft. Content Creatorin Selina reibt sich gleich die halbierte Zwiebel aufs Haar.
Es existieren einige Studien, die darauf hindeuten, dass Zwiebelsaft die Durchblutung der Haarfollikel verbessern kann. Die Trichologin empfiehlt, diesen mit einer Kopfhautmassage zu kombinieren. Foad merkt jedoch an, dass die Datenlage nicht ausreicht, um aussagekräftige Schlussfolgerungen über Zwiebelsaft als Behandlung für Erkrankungen wie Alopezie zu ziehen. "Es ist zwar kein Heilmittel für medizinische Ursachen von Haarausfall, aber es kann eine hilfreiche, natürliche Methode sein, um kräftiger aussehendes Haar zu fördern", betont die Dermatologin.
"Der Haartyp und der Zustand der Kopfhaut können beeinflussen, wie gut Zwiebelsaft wirkt", sagt Foad gegenüber "Glamour". Am besten profitieren Menschen mit feinem oder dünner werdendem Haar: Der Schwefel trägt dazu bei, die Haare zu stärken und das Volumen zu erhöhen. "Auch Menschen mit fettiger Kopfhaut können davon profitieren, da Zwiebelsaft dabei helfen kann, die Talgproduktion wieder ins Gleichgewicht zu bringen", so Foad. Wer zu Ekzemen neigt oder eine empfindliche Haut hat, sollte lieber die Finger vom Zwiebelsaft lassen – bei diesen Personen kann der Saft Juckreiz und Reizungen auslösen.
Das Einmassieren und Spülen der Kopfhaut mit selbstgemachtem Zwiebelsaft "bringt die Nährstoffe der Zwiebel direkt auf die Kopfhaut, kann aber auch unordentlich werden und reizend wirken, wenn es nicht richtig mit Wasser und anderen Zutaten verdünnt wird", erzählt Foad. Um dem Haar zusätzlich an Feuchtigkeit zu spenden, empfehlt Yates, Arganöl, Sandelholzöl und Reiswasser hinzuzufügen.
Wichtig: Bevor man sich die Flüssigkeit an die Kopfhaut und ins Haar einmassiert, sollte man davor auf einer kleinen Stelle ausprobieren, wie die Haut auf die Zwiebelsaft-Mischung reagiert. Wem die DIY-Variante zu anstrengend ist, kann auf professionelle Kosmetikprodukte mit Zwiebelextrakt zurückgreifen. Außerdem enthalten solche oft feuchtigkeitsspendende und beruhigende Wirkstoffe, welche verträglicher sind.
In den Kommentaren, wie unter Selinas Beitrag, fragen sich User, ob die Haare nicht zu miefen anfangen: Den Geruch loszuwerden, kann ziemlich hartnäckig werden – mit Aloe-Vera-Gel, Zitronensaft oder einem gut duftenden Öl, versuchen die Zwiebelsaft-Befürworter den Gestank zu minimieren. Wer mit Zwiebelsaft hantiert hat, sollte unbedingt das Haar gründlich mit einem milden Shampoo und einem frisch duftenden Conditioner abspülen.