Marketing-Tricks

"Immunwunder" – So dreist wirbt  Lebensmittelindustrie

"Immunstark" klingt gesund – ist es aber oft nicht. Foodwatch deckt auf: Hinter vielen Immun-Produkten stecken vor allem Zucker und Marketing.
Heute Life
19.10.2025, 07:01
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

In der Erkältungszeit werben Lebensmittelhersteller mit "Immunschutz"-Shots, "Immun-Fit"-Tees oder "Vitaminkraft"-Zuckerl um die Gunst der Konsumenten. Doch die vermeintlich gesundheitsfördernden Produkte entpuppen sich häufig als Marketingtrick: Viele dieser sogenannten "Immunprodukte" enthalten hohe Mengen an Zucker und bieten keinen nachweisbaren gesundheitlichen Vorteil für das Immunsystem. Die Organisation foodwatch warnt davor, dass derartige Werbeaussagen Konsumenten in die Irre führen.

Gesundheitsversprechen sind Zuckerbomben

Die Recherche zeigt: Aktuell sind rund 50 Lebensmittel im Handel erhältlich, die aufgrund von Aufmachung und Verpackung den Anschein erwecken, dass sie durch den Verzehr unser Immunsystem stärken. Bei näherem Hinschauen zeigt sich: Viele dieser als gesund beworbenen Produkte sind echte Täuschungsmanöver. So enthalten mehrere der angepriesenen Getränke beispielsweise so viel Zucker, dass bereits mit einem Glas die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Tagesmenge von 25 Gramm überschritten wird. Statt die Abwehrkräfte zu stärken, fördern diese Produkte damit Übergewicht, Diabetes und Karies – und gefährden langfristig die Gesundheit.

"Gerade in der kalten Jahreszeit greifen viele Menschen zu Immun-Produkten in der Hoffnung, sich etwas Gutes zu tun. Doch hinter den meisten dieser Lebensmittel steckt nichts als ein Marketing-Trick – und sehr viel Zucker", warnt Indra Kley-Schöneich von foodwatch Österreich. "Dass ein Getränk mit 25 Gramm Zucker pro Glas als Immun-Saft verkauft werden darf, ist absurd. Solche Produkte täuschen gesundheitsbewusste Menschen und untergraben das Vertrauen in Lebensmittelkennzeichnungen."

Irreführende Werbung in der Erkältungszeit

Wie können solche Produkte überhaupt als "immunstärkend" beworben werden? Hersteller dürfen laut EU-Verordnung nur mit wissenschaftlich belegten, von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zugelassenen Gesundheitsangaben werben. Doch durch kreative Verpackung, kräftige Farben und Begriffe wie "Immunbooster" oder "Gut für dein Immunsystem" wird dieser Eindruck gezielt suggeriert – oft ohne rechtliche Grundlage.

Gerichte bestätigen: Pauschale Immunversprechen sind unzulässig

Mehrere Gerichtsurteile belegen bereits, dass solche Werbeversprechen rechtswidrig sind.
Im Juli 2025 gab das Landgericht Karlsruhe einer Klage von foodwatch Deutschland gegen dm recht: Der als "Immun Smoothie für Kinder" vermarktete Obst-Quetschie verstoße gegen die EU-Health-Claims-Verordnung. Auch Eckes-Granini wurde mit dem Produkt "Hohes C Immun Water" wegen irreführender Werbung verurteilt.

Noch nicht entschieden ist die Klage von foodwatch gegen den Safthersteller Voelkel: Der Bio-Saft "Immunkraft" erweckt laut foodwatch den Eindruck, er könne das Immunsystem besonders stärken – ein klarer Verstoß gegen EU-Recht.

{title && {title} } red, {title && {title} } 19.10.2025, 07:01
Jetzt E-Paper lesen