Die Figur des Ronald McDonald, der jahrzehntelang den US-Fast-Food-Riesen McDonald’s repräsentierte, soll einem Video nach auf einer realen Figur basieren: einem Herumtreiber gleichen Namens, der Ende des 19. Jahrhunderts mit Jahrmärkten in den USA herumgereist sein und Kinder in sein Zelt gelockt haben soll. Zwölf von diesen seien nie wieder aufgetaucht.
Die Behauptung ist falsch. Das Video erzählt eine fiktive Geschichte, was der Urheber klar definiert.
Würde das, was im viralen Video behauptet und auf Social Media ohne Quellenangabe verbreitet wird (zum Beispiel hier, hier, hier, hier und hier), stimmen, müsste es zu dem Verschwinden der Kinder und der Existenz des angeblichen Herumtreibers aus dem 19. Jahrhundert historische Meldungen geben. Doch die gibt es nicht. Die Suchen mit unter anderem Google, Duckduckgo oder auch Yandex führen zu keinem seriösen Ergebnis. Auch in den Archiven amerikanischer Medien lässt sich nichts über einen Ronald McDonald finden, der einst "in einem leuchtend roten Mantel, einer gelben Weste und weißen Handschuhen bis zu den Ellbogen" und mit "einem aufgemalten Lachen" auftrat.
Einzig die Suche mit Bing führt zu einem Podcast, in dem die Geschichte vom "Happy Meal Killer von 1892" am 11. August 2025 hochgeladen wurde. "Inspector Story" ist auf Apple Podcasts, Spotify und weiteren Plattformen zu finden. Angaben dazu, wer hinter dem Podcast steckt, finden sich nicht. Ebenso wenig auf dem gleichnamigen Instagram-Profil. Dort erfährt man jedoch in der Beschreibung, dass man dort "AI Inspired Stories" (von KI inspirierte Geschichten) findet.
Auch das virale Video selbst taucht dort auf. Die Caption weist die Geschichte im Clip gleich mehrfach als erdacht aus. So steht dort: "Der ‹echte› Ronald McDonald hat in dieser urbanen Legende keine Burger gebraten. In dieser fiktiven Geschichte aus dem Jahr 1892 verschwinden zwölf Kinder vor Ende des Sommers – eine düstere Wendung, die einen der gruseligsten Maskottchen-Mythen im Internet inspirierte." Auch auf Facebook finden sich diese Hinweise. Kein Zweifel also: Die virale Geschichte ist nicht wahr.
Doch auch wer nicht auf den Podcast und damit auf die Wahrheit stößt, kann herausfinden, dass die im Clip erzählte Geschichte nicht wahr sein kann. Denn im Clip genannte Details stimmen nicht mit der Geschichte von McDonald’s überein:
Der angebliche Ronald McDonald soll der Erzählung im Clip nach 1892 sein Unwesen getrieben haben. 20 Jahre später, so heißt es weiter, "kaufte eine Werbeagentur in Chicago ein altes Jahrmarktsplakat, um sich davon zu einer neuen Maskottchenfigur für eine wachsende Restaurantkette inspirieren zu lassen". Doch 1912 gab es McDonald’s noch gar nicht. Das Unternehmen wurde erst 43 Jahre später – im Jahr 1955 – gegründet.
In der fiktiven Erzählung behauptet die KI-generierte Stimme, die Agentur habe bei der Schaffung des Clown-Maskottchens sowohl den Namen als auch die "Farben und das Lächeln" des mordenden Ronald McDonalds beibehalten. Doch auch das beißt sich mit den wahren Begebenheiten. Denn die Ur-Version des McDonald’s-Clowns, die ihren Auftritt 1963 hatte, sah noch ganz anders aus als der, den spätere Generationen kennenlernten.
Die Figur Ronald McDonald wurde von dem Werbefachmann Barry Klein und dem Berufsclown Willard Scott erschaffen. Letzterer war in den 1950ern und Anfang der 1960er-Jahre in einer US-Kindersendung als "Bozo the Clown" aufgetreten. An ihm orientierte sich McDonald’s bei der Wahl seines Maskottchens.
Es gab einen kriminellen Ronald C. McDonald
In den USA gab es tatsächlich einen real existierenden Namensvetter des Fast-Food-Clowns, der schwere Straftaten beging: Jahrelang gab Ronald Carroll McDonald den gutmütigen Weihnachtsmann in einem Einkaufszentrum im Bundesstaat Washington. In diesem Zusammenhang tat er mehreren Dutzend Kindern sexualisierte Gewalt an. Seine Taten kamen erst 1997 ans Licht, als er in den Siebzigern war. Er wurde später zu 26,5 Jahren Haft verurteilt, von denen er jedoch nur einen Teil verbüßte. Er starb 2011.
Die Geschichte vom angeblich "wahren" Ronald McDonald ist eine reine Erfindung. Das virale Video, das den McDonald’s-Clown mit einem Kindermörder aus dem 19. Jahrhundert in Verbindung bringt, basiert nachweislich auf einer fiktiven Erzählung. Darauf weist der Urheber auf seinen Social-Media-Profilen und in den entsprechenden Posts hin. Zudem gibt es inhaltliche Widersprüche, die den Clip als Fake entlarven.