Faktencheck

Bizarre Geschichte vom "wahren" Ronald McDonald

Laut einem viralen Video wurde das McDonald’s-Maskottchen – Ronald McDonald – einem historischen Kindermörder nachempfunden. Der Faktencheck.
27.08.2025, 16:31
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Die Figur des Ronald McDonald, der jahrzehntelang den US-Fast-Food-Riesen McDonald’s repräsentierte, soll einem Video nach auf einer realen Figur basieren: einem Herumtreiber gleichen Namens, der Ende des 19. Jahrhunderts mit Jahrmärkten in den USA herumgereist sein und Kinder in sein Zelt gelockt haben soll. Zwölf von diesen seien nie wieder aufgetaucht.

Die Bewertung

Die Behauptung ist falsch. Das Video erzählt eine fiktive Geschichte, was der Urheber klar definiert.

Internet- und Archivsuchen bleiben ohne Erfolg

Würde das, was im viralen Video behauptet und auf Social Media ohne Quellenangabe verbreitet wird (zum Beispiel hier, hier, hier, hier und hier), stimmen, müsste es zu dem Verschwinden der Kinder und der Existenz des angeblichen Herumtreibers aus dem 19. Jahrhundert historische Meldungen geben. Doch die gibt es nicht. Die Suchen mit unter anderem Google, Duckduckgo oder auch Yandex führen zu keinem seriösen Ergebnis. Auch in den Archiven amerikanischer Medien lässt sich nichts über einen Ronald McDonald finden, der einst "in einem leuchtend roten Mantel, einer gelben Weste und weißen Handschuhen bis zu den Ellbogen" und mit "einem aufgemalten Lachen" auftrat.

Urheber weist darauf hin, dass Geschichte fiktiv ist

Einzig die Suche mit Bing führt zu einem Podcast, in dem die Geschichte vom "Happy Meal Killer von 1892" am 11. August 2025 hochgeladen wurde. "Inspector Story" ist auf Apple Podcasts, Spotify und weiteren Plattformen zu finden. Angaben dazu, wer hinter dem Podcast steckt, finden sich nicht. Ebenso wenig auf dem gleichnamigen Instagram-Profil. Dort erfährt man jedoch in der Beschreibung, dass man dort "AI Inspired Stories" (von KI inspirierte Geschichten) findet.

Der Urheber des Clips macht – zumindest auf seinem Instagram-Profil – keinen Hehl daraus, dass künstliche Intelligenz am Werk war.
Screenshot Instagram/@inspectorstory

Auch das virale Video selbst taucht dort auf. Die Caption weist die Geschichte im Clip gleich mehrfach als erdacht aus. So steht dort: "Der ‹echte› Ronald McDonald hat in dieser urbanen Legende keine Burger gebraten. In dieser fiktiven Geschichte aus dem Jahr 1892 verschwinden zwölf Kinder vor Ende des Sommers – eine düstere Wendung, die einen der gruseligsten Maskottchen-Mythen im Internet inspirierte." Auch auf Facebook finden sich diese Hinweise. Kein Zweifel also: Die virale Geschichte ist nicht wahr.

Auch beim Post, von dem aus das Video viral gegangen ist, findet sich ein deutlicher Hinweis darauf, dass KI am Werk war.
Screenshot Instagram/@inspectorstory

Weitere Hinweise entlarven die Behauptungen im Clip als falsch

Doch auch wer nicht auf den Podcast und damit auf die Wahrheit stößt, kann herausfinden, dass die im Clip erzählte Geschichte nicht wahr sein kann. Denn im Clip genannte Details stimmen nicht mit der Geschichte von McDonald’s überein:

Angebliche Werbeagentur müsste vor McDonald’s-Gründung losgelegt haben

Der angebliche Ronald McDonald soll der Erzählung im Clip nach 1892 sein Unwesen getrieben haben. 20 Jahre später, so heißt es weiter, "kaufte eine Werbeagentur in Chicago ein altes Jahrmarktsplakat, um sich davon zu einer neuen Maskottchenfigur für eine wachsende Restaurantkette inspirieren zu lassen". Doch 1912 gab es McDonald’s noch gar nicht. Das Unternehmen wurde erst 43 Jahre später – im Jahr 1955 – gegründet.

Ronald McDonald sah anfangs ganz anders aus

In der fiktiven Erzählung behauptet die KI-generierte Stimme, die Agentur habe bei der Schaffung des Clown-Maskottchens sowohl den Namen als auch die "Farben und das Lächeln" des mordenden Ronald McDonalds beibehalten. Doch auch das beißt sich mit den wahren Begebenheiten. Denn die Ur-Version des McDonald’s-Clowns, die ihren Auftritt 1963 hatte, sah noch ganz anders aus als der, den spätere Generationen kennenlernten.

McDonald’s-Clown basiert auf Bozo, dem Clown

Die Figur Ronald McDonald wurde von dem Werbefachmann Barry Klein und dem Berufsclown Willard Scott erschaffen. Letzterer war in den 1950ern und Anfang der 1960er-Jahre in einer US-Kindersendung als "Bozo the Clown" aufgetreten. An ihm orientierte sich McDonald’s bei der Wahl seines Maskottchens.

Larry Harmon (rechts), der Schöpfer und erste "Bozo der Clown", posiert bei einer VIP-Party der Hollywood Christmas Parade mit "Bozo", einem der über 200 Clowns, die er für die Rolle ausgebildet hat.
REUTERS

Es gab einen kriminellen Ronald C. McDonald

In den USA gab es tatsächlich einen real existierenden Namensvetter des Fast-Food-Clowns, der schwere Straftaten beging: Jahrelang gab Ronald Carroll McDonald den gutmütigen Weihnachtsmann in einem Einkaufszentrum im Bundesstaat Washington. In diesem Zusammenhang tat er mehreren Dutzend Kindern sexualisierte Gewalt an. Seine Taten kamen erst 1997 ans Licht, als er in den Siebzigern war. Er wurde später zu 26,5 Jahren Haft verurteilt, von denen er jedoch nur einen Teil verbüßte. Er starb 2011.

Fazit

Die Geschichte vom angeblich "wahren" Ronald McDonald ist eine reine Erfindung. Das virale Video, das den McDonald’s-Clown mit einem Kindermörder aus dem 19. Jahrhundert in Verbindung bringt, basiert nachweislich auf einer fiktiven Erzählung. Darauf weist der Urheber auf seinen Social-Media-Profilen und in den entsprechenden Posts hin. Zudem gibt es inhaltliche Widersprüche, die den Clip als Fake entlarven.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 27.08.2025, 16:53, 27.08.2025, 16:31
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