Kirby hat in seiner langen Videospielgeschichte schon unzählige Abenteuer bestanden. Vom klassischen 2D-Hüpfer über chaotische Partyspiele bis hin zu knuddeligen Puzzleeinlagen war fast alles dabei. Doch erst 2022 wagte Nintendo den entscheidenden Schritt: Mit "Kirby und das vergessene Land" betrat der rosa Staubsauger die große 3D-Bühne – und überzeugte. Was damals auf der Nintendo Switch als mutiges Experiment begann, wurde schnell zu einem der beliebtesten Spiele des Jahres.
Jetzt, im Jahr 2025, ist die Zeit reif für die nächste Evolutionsstufe. Mit der "Kirby und das vergessene Land - Nintendo Switch 2 Edition + Die Sternensplitter-Welt" präsentiert Nintendo nicht einfach eine Neuauflage, sondern die ultimative Version des Erfolgs. Die Entwickler haben die Technik aufpoliert und auch neue Inhalte geschaffen, die das Abenteuer sinnvoll erweitern. Kirby erstrahlt in neuem Glanz – und bringt gleichzeitig eine frische Herausforderung für alte Hasen mit.
Die auffälligste Neuerung bemerkt man schon beim ersten Start. Auf der Nintendo Switch 2 wirkt die Welt von Kirby nicht nur farbenfroher, sondern geradezu plastisch. Texturen sind deutlich schärfer, Lichteffekte reflektieren realistischer, und kleine Details – etwa Wassertropfen auf Blättern oder die Glanzpunkte in Kirbys Kulleraugen – lassen die Spielwelt lebendiger wirken als jemals zuvor.
Während die Originalversion noch bei 30 Bildern pro Sekunde verharrte, läuft die Switch-2-Edition jetzt butterweich mit stabilen 60 fps. Vor allem in hektischen Passagen, wenn Gegner von allen Seiten stürmen oder Kirby im Voll-Stopf-Modus ganze Areale verwüstet, ist das eine Wohltat. Eingaben werden direkter umgesetzt, Bewegungen wirken geschmeidiger, und insgesamt entsteht ein Spielgefühl, das näher an modernen Action-Adventures als an einem klassischen Familienplattformspiel liegt.
Selbst auf einem großen 4K-Fernseher behält die Optik ihre Strahlkraft. Die farbintensive Grafik, die typisch für die Reihe ist, verliert dabei nichts von ihrem kindlichen Charme. Stattdessen wird die niedliche Ästhetik durch technische Raffinesse auf ein neues Niveau gehoben. Kirby mag zwar niedlich aussehen, doch die Technik im Hintergrund ist absolut erwachsen. Die Grundhandlung des Spiels bleibt auf den ersten Blick unverändert. Kirby verschlägt es in eine geheimnisvolle Welt, in der Überreste einer vergangenen Zivilisation auf wilde Kreaturen treffen.
Über mehrere Welten hinweg erkundet man Ruinen, Dschungel, verschneite Ebenen und Fabrikkomplexe. Dabei gilt es, die entführten Waddle Dees zu befreien, Rätsel zu lösen und mächtige Bosse zu besiegen. Das klassische Grundspiel war schon damals eine gelungene Mischung aus Entdeckung, Action und Puzzle. Doch die Switch-2-Version verleiht der Geschichte einen neuen Dreh. Ein Meteoritenschauer eröffnet den Zugang zur "Sternensplitter-Welt" – einer völlig neuen Dimension, die wie ein Paralleluniversum wirkt. Diese Ergänzung ist nicht nur ein Anhängsel, sondern fügt sich organisch in die bestehende Welt ein. Plötzlich öffnen sich Portale, die den Spieler in alternative Varianten der bekannten Umgebungen ziehen.
Die größte Neuerung ist ohne Zweifel die "Sternensplitter-Welt". Hinter diesem Titel verbirgt sich eine Erweiterung, die weit über ein typisches Bonus-Level hinausgeht. Ganze zwölf neue Abschnitte warten darauf, entdeckt zu werden. Sie sind nicht einfach nur Variationen, sondern eigene kleine Abenteuer mit neuen Gegnern, Fallen und Mechaniken. Besonders spannend ist die Art, wie Nintendo diese Welt gestaltet hat. Während die Grundwelt oft freundlich und bunt wirkt, strahlen die Sternensplitter-Level eine geheimnisvolle, fast mystische Atmosphäre aus.
Glitzernde Kristalle hängen von den Decken, die Musik wirkt sphärischer und manchmal sogar unheimlich, und das Gegnerdesign zeigt sich aggressiver (kinderfreundlich bleibt es aber). Die Entwickler haben hier deutlich mehr Wert auf Herausforderung gelegt. Während man sich im Hauptspiel gemütlich durch die Welten saugte, fordert die Erweiterung mehr Geschick, Timing und Präzision. Auch die Bosse wurden clever in die "Sternensplitter-Welt" integriert. Alte Bekannte treten hier in neuer, gefährlicher Form auf. Sie sind schneller, nutzen neue Angriffe und verlangen von den Spielern mehr Aufmerksamkeit. Die Erweiterung ist also kein reines Gimmick, sondern eine zweite Spielhälfte, die den Wiederspielwert enorm steigert.
Kirbys Markenzeichen war schon immer seine Fähigkeit, Gegner einzusaugen und deren Kräfte zu übernehmen. Das gilt auch hier – und wird durch neue Voll-Stopf-Modi erweitert. Während Kirby im Grundspiel bereits Autos, Getränkeautomaten oder Glühbirnen verschlingen konnte, bringt die "Switch-2-Edition" neue Varianten. Besonders witzig ist der Sprungfeder-Modus: Hier verwandelt sich Kirby in eine hüpfende Feder, die nicht nur riesige Sprünge ermöglicht, sondern auch Gegner mit einem mächtigen Stampfer plattmacht. Der Zahnrad-Modus verwandelt Kirby in eine rollende Maschine, mit der er Wände erklimmt und Hindernisse überrollt.
Und der Schild-Modus sorgt für strategische Momente, wenn es darum geht, gefährliche Areale zu durchqueren. Diese neuen Voll-Stopf-Fähigkeiten fühlen sich nicht wie eine bloße Erweiterung an, sondern verändern das Gameplay spürbar. Levels, die man bereits kennt, können plötzlich auf neue Weise gemeistert werden. Die Entwickler haben clever dafür gesorgt, dass die neuen Kräfte nicht nur optisch, sondern auch spielmechanisch einen Mehrwert bringen.
Ein großer Teil der Faszination von "Kirby"-Spielen liegt in ihrer Präsentation. Auch in der neuen Edition gilt: Hier stimmt die Mischung aus Optik und Klang. Die Hintergründe sind voller Details, vom Flattern der Blätter bis hin zu funkelnden Wasserfällen. Die "Sternensplitter-Welt" fügt dem eine eigene Ästhetik hinzu, die geheimnisvoll und magisch wirkt. Musikalisch bleibt sich Nintendo treu. Die bekannten Melodien der Reihe werden neu interpretiert, teils orchestraler, teils elektronischer. Die "Sternensplitter-Welt" setzt auf sphärische Klänge, die manchmal fast an Science-Fiction erinnern. Die Kombination sorgt dafür, dass sich die Erweiterung akustisch klar von den bekannten Welten abhebt, ohne den Charme zu verlieren.
Wie schon im Original lässt sich das Spiel auch zu zweit erleben. Spieler zwei schlüpft in die Rolle von Bandana-Waddle Dee und unterstützt Kirby im Kampf. Der Koop-Modus ist vor allem für Familien oder Freunde ein großer Pluspunkt. Auf der Switch 2 läuft dieser Modus nun flüssiger, was besonders bei hektischen Bosskämpfen spürbar ist. Leider bleibt es dabei, dass Spieler zwei weniger Fähigkeiten hat als Kirby selbst. Während der rosa Held sich in dutzende Formen verwandeln darf, ist Bandana-Waddle Dee spielerisch eingeschränkter. Für ein zukünftiges "Kirby"-Spiel wäre es wünschenswert, wenn beide Figuren gleichwertiger auftreten könnten. Trotzdem macht das gemeinsame Abenteuer Spaß und sorgt für einige Lacher.
Nintendo hat in dieser Edition großen Wert auf Wiederspielwert gelegt. Über 80 neue Sammelfiguren warten darauf, entdeckt zu werden. Sie verstecken sich in den Astralini-Leveln oder lassen sich gegen Astralmünzen im Dorf eintauschen. Wer alles haben will, wird hier lange beschäftigt sein. Zusätzlich gibt es ein neues Kolosseumsturnier, das als ultimativer Härtetest dient. Hier treten Spieler gegen eine Abfolge besonders harter Gegner an, die selbst Veteranen fordern. Wer diese Herausforderung meistert, darf sich nicht nur über eine Belohnung freuen, sondern auch über das gute Gefühl, alles geschafft zu haben, was die neue Edition bereithält.
Angesichts der gebotenen Inhalte wirkt die Preisgestaltung fair. Wer das Spiel komplett neu kauft, zahlt rund 80 Euro – dafür erhält man das Grundspiel in technischer Neuauflage und die gesamte "Sternensplitter"-Erweiterung. Besitzer der alten Version können für etwa 20 Euro upgraden. Gerade im Vergleich zu manch anderen Nintendo-Neuauflagen ist dieses Angebot stimmig. Der technische Sprung, die zwölf neuen Levels, die zusätzlichen Fähigkeiten und die Sammelobjekte rechtfertigen die Investition. Es fühlt sich nicht wie eine halbherzige Erweiterung an, sondern wie eine echte "Definitive Edition".
So gelungen die neue Edition ist, sie ist nicht frei von Makeln. Manche Levelstrukturen des Grundspiels wirken nach heutigen Standards noch etwas zu linear. Während die "Sternensplitter-Welt" viel frischen Wind bringt, hätte man sich gewünscht, dass auch ältere Areale noch stärker überarbeitet werden. Auch der Schwierigkeitsgrad bleibt ein zweischneidiges Schwert. Zwar ist die Erweiterung fordernder, doch insgesamt bleibt das Spiel eher zugänglich. Hardcore-Plattformerfans könnten die ganz große Herausforderung vermissen. Und schließlich bleibt die Frage nach dem Koop-Modus offen. Hier hätte Nintendo durchaus mehr Mut zeigen dürfen, um Spieler zwei interessanter zu gestalten.
"Kirby und das vergessene Land – Nintendo Switch 2 Edition + Die Sternensplitter-Welt" ist aber weit mehr als ein simples Remaster. Es ist die ultimative Version eines ohnehin großartigen Spiels. Die Technik überzeugt, die neuen Inhalte begeistern, und die Erweiterung fügt dem Abenteuer eine ganz neue Dimension hinzu. Für Fans der Serie ist das Spiel ohnehin ein Pflichtkauf. Doch auch Einsteiger, die bisher wenig mit Kirby zu tun hatten, finden hier den perfekten Einstieg. Es ist ein Abenteuer voller Farben, Witz und Herz – mit genug Tiefe, um auch erfahrene Spieler zu fesseln. Nintendo zeigt einmal mehr, dass selbst ein rosa Staubsauger zur Speerspitze moderner Videospielunterhaltung werden kann.