"Donkey Kong" ist zurück – und wie! Mit "Donkey Kong Bananza" bringt Nintendo eine der ikonischsten Figuren der Videospielgeschichte auf die brandneue Nintendo Switch 2 zurück. Doch wer erwartet, lediglich eine Neuauflage bekannter Dschungel-Action zu erleben, der irrt gewaltig. Was Nintendo hier entfesselt, ist nicht weniger als ein radikal erneuertes Spielerlebnis, das den Geist der Reihe wahrt und gleichzeitig neue Wege beschreitet. Der Titel steht exemplarisch für Nintendos Strategie, klassische Marken modern zu denken und dabei nicht bloß nostalgische Gefühle zu bedienen, sondern neue spielerische Horizonte zu öffnen.
Im Zentrum von "Donkey Kong Bananza" steht eine Spielmechanik, die sich durch das gesamte Erlebnis zieht: Zerstörung. "Donkey Kong" kann in dieser neuen Inkarnation mit seinen Fäusten nahezu jede Umgebung auseinandernehmen. Ob hölzerne Plattformen, Felsbrocken oder gar massive Wände – kaum etwas ist vor der Kraft des Protagonisten sicher. Doch das ist nicht bloß Gimmick, sondern tragende Säule der Spielstruktur. Die Level sind so aufgebaut, dass Zerstörung neue Wege freilegt, Geheimnisse offenbart und Rätsel löst. Spieler werden belohnt, wenn sie nicht nur dem offensichtlichen Pfad folgen, sondern das Terrain auseinandernehmen.
Diese Herangehensweise verleiht dem Spiel eine eigentümliche Mischung aus Action, Erkundung und Strategie. Wo in anderen Plattformern ein Hüpfer genügt, um von A nach B zu gelangen, setzt "Donkey Kong Bananza" auf Muskelkraft, Umwegdenken und das gezielte Einreißen von Grenzen. Dieser Aspekt erzeugt eine Form von Interaktion mit der Spielwelt, die sich äußerst befriedigend anfühlt und konstant zur spielerischen Neugier animiert. Die Nintendo Switch 2 feiert mit "Donkey Kong Bananza" zudem nicht nur eine große Spielereihe, sondern auch sich selbst. Das Spiel nutzt die Fähigkeiten der Hardware eindrucksvoll aus.
Die zerstörbare Umgebung ist nicht nur visuell opulent gestaltet, sondern folgt auch einigen komplexen Physikregeln, die das Verhalten der einzelnen Elemente nachvollziehbar und dynamisch machen. Wenn Wände einstürzen, Staub aufwirbelt oder Plattformen auseinanderbrechen, wirkt das nicht wie ein vorgefertigtes Skript, sondern wie ein Resultat eigener Interaktion. Dabei gelingt es dem Spiel, trotz dieser Vielzahl an Berechnungen eine beachtliche Performance zu halten. Im Docked-Modus erreicht "Bananza" konstant hohe Auflösungen mit einer Bildrate, die nur in den aufwendigsten Explosionen leicht einbricht.
Im Handheld-Modus der Nintendo Switch 2, der nun wesentlich näher an stationäre Leistung herankommt, bleibt das Erlebnis ähnlich flüssig. Das bedeutet: Keine großen Einschränkungen unterwegs, sondern auch mobil ein nahezu vollwertiges Spielerlebnis. Erzählerisch lässt sich Nintendo auf keine waghalsigen Experimente ein, doch das muss es auch nicht. Die Story um ein unterirdisches Bergwerk voller "Banandium"-Kristalle, das von der mysteriösen VoidCo geplündert wird, bietet einen soliden Rahmen für Donkey Kongs neuen Ausflug. Pauline, einst als "Damsel in Distress" aus der guten Arcade-Zeit bekannt, tritt nun als aktive Begleiterin auf.
Pauline bringt neue Impulse in die Charakterdynamik. Ihre Rolle in "Donkey Kong Bananza" für die Nintendo Switch 2 beschränkt sich nicht auf narrative Einsprengsel, sondern sie nimmt aktiv an bestimmten Abschnitten des Spiels teil und kann sogar in musikalischen Sequenzen das Spielgeschehen beeinflussen. Der Humor bleibt nintendo-typisch subtil und charmant. Die Zwischensequenzen sind liebevoll animiert, die Figuren agieren ausdrucksstark und es gibt immer wieder augenzwinkernde Referenzen an frühere Titel der Reihe. Besonders hervorzuheben ist dabei die Art, wie Transformationen ins Spiel integriert wurden.
"Donkey Kong" kann in bestimmte Tiere oder Maschinen schlpüfen, etwa ein Rhinozeros oder ein Maulwurf, was völlig neue Bewegungsarten und Spielmechaniken freischaltet. Diese Momente erinnern an die Capture-Fähigkeit aus "Super Mario Odyssey", sind aber deutlich körperlicher und unmittelbarer ins Gameplay eingebunden. Die Welt von "Bananza" besteht aus fünf großen Themenwelten, die sich jeweils in zahlreiche unterirdische Abschnitte aufteilen. Jeder Bereich ist ein Puzzle für sich. Spieler werden nicht linear durch Level geleitet, sondern erkunden frei begehbare Areale, die sich durch Zerstörung und Transformation erschließen.
Das Worldbuilding erinnert entfernt an Metroidvanias, bleibt aber zugänglich und verlässt sich nicht auf kryptische Rätsel. Trotzdem gibt es viel zu entdecken: Verstecktes, alternative Routen, geheime Bossgegner und Bonuslevel sorgen für hohen Wiederspielwert. Das Game versteht es, die Spieler neugierig zu halten. Nach Abschluss der Hauptstory laden viele Bereiche ein, erneut aufgesucht zu werden – dieses Mal mit neuen Fähigkeiten oder in anderen Formen. Ein kleiner Kritikpunkt betrifft die Inszenierung der Bosskämpfe. Zwar sind sie optisch gelungen und thematisch abwechslungsreich, doch spielmechanisch bleibt vieles auf gewohntem Terrain.
Die Konfrontationen laufen oft auf klassische Muster hinaus: Ausweichen, auf Schwachstelle warten, zuschlagen. Hier wäre angesichts der sonstigen Kreativität im Spieldesign etwas mehr Mut wünschenswert gewesen. Auch das Gegnerdesign überzeugt nicht auf ganzer Linie. Zwar gibt es genug Variationen und einige spaßige Ideen, aber kein einzelner Gegnertyp bleibt langfristig in Erinnerung. Wo beispielsweise ein "Super Mario" ikonische Gegner wie Gumbas oder Piranha-Pflanzen bietet, bleibt "Bananza" eher generisch in der Gestaltung seiner Antagonisten. Besser sieht es wiederum bei den Begleitdetails des neuen Videospiels aus.
Was wäre ein "Donkey Kong" ohne Musik? "Bananza" liefert hier ab. Der Soundtrack vereint klassische Melodien mit neuen Kompositionen, die hervorragend zu den Arealen passen. Besonders sticht Paulines Rolle als musikalisches Element hervor: In Spielabschnitten initiiert sie Gesangspassagen, die das Gameplay beeinflussen – etwa indem rhythmisch Plattformen entstehen oder Gegner betäubt werden. Die Effekte sind wuchtig, detailreich und tragen zur immersiven Wirkung des Spiels bei. Jeder Einschlag, jedes Geräusch der berstenden Umgebung ist klar abgemischt und verleiht den Fäusten von Donkey Kong das nötige Gewicht.
Die Kampagne von "Donkey Kong Bananza" dürfte den meisten Spielern eine ordentliche Zeit beschäftigen, je nach Erkundungsfreude. Wer sich mit Optionalem wie den Void-Challenges, versteckten Musiknoten oder alternativen Routen beschäftigt, kann weitere 15 bis 20 Stunden investieren. Die Entwickler setzen auf ein Post-Game-System, das neue Gegner, veränderte Umgebungen und verschärfte Aufgaben bietet. Hier gibt es das klassische Nintendo-Prinzip: Einsteiger dürfen durchmarschieren, Profis können sich an Herausforderungen messen. Zudem gibt es einen lokalen Koop, bei dem Pauline vom zweiten Spieler übernommen werden kann.
Zwar ist dieser Modus auf ausgewählte Abschnitte beschränkt, sorgt aber für Abwechslung. "Donkey Kong Bananza" ist kein bloßes Wiederaufleben einer Marke. Es ist eine mutige, durchdachte und handwerklich herausragende Neudefinition dessen, wofür "Donkey Kong" steht. Zerstörung wird hier zur spielerischen Essenz, Technik zur dienenden Kraft und Nostalgie zur klugen Zutat in einem neuen Rezept. Die wenigen Schwächen – etwa bei Bossdesign oder Gegnern – können den Gesamteindruck kaum trüben. Was Nintendo hier abliefert, ist ein affenstarkes Schwergewicht im Line-up der Switch 2 und die Überraschung des Jahres 2025.