Schon seit Wochenlang leidet das Kleinkind aus dem Großraum Linz an schlimmen Ohrenschmerzen. "Auch eine sechswöchige Therapie mit Cortison hat nicht geholfen. Darum hat unser HNO-Arzt zu einer Operation geraten", berichtet die 37-jährige Mutter der Arbeiterkammer OÖ.
Die Krux: Der Eingriff müsse schnell durchgeführt werden, "weil mein Sohn mittlerweile schon schlecht hört und dies auch Auswirkungen auf die Sprachentwicklung haben kann". Die Mutter kontaktierte alle Spitäler im Bundesland, die eine HNO-Abteilung haben. Die Antwort war überall dieselbe: Keine Chance auf eine Operation vor 2026.
"Ich habe mir natürlich auch die öffentlich zugänglichen OP-Wartelisten der Krankenhäuser angesehen und bin darauf gekommen, dass die dort angeführten Termine teilweise nicht stimmen", so die 37-Jährige. So sei etwa zu lesen, dass man in Rohrbach schon nach vier Wochen an die Reihe komme. "Was falsch ist", meint die Mutter.
Weil sie in OÖ überall abblitzte, musste die verzweifelte Frau nach Salzburg ausweichen. Sie kontaktierte ein Spital in Zell am See. Dort gab es direkt einen OP-Termin – und zwar schon für Anfang August. "Warum ist das nicht in Oberösterreich möglich?", fragt sich die irritierte Mutter. Zumindest übernehme die ÖGK die Kosten für die OP.
"Die Landespolitik muss bei den OP-Wartezeiten endlich handeln und diese drastisch reduzieren", fordert einmal mehr AK-Präsident Andreas Stangl. "Dass Oberösterreicher auf ein anderes Bundesland für zeitnahe Gesundheitsleistungen ausweichen müssen, ist nicht zu akzeptieren."
Der Fall zeige, so Stangl, ein weiteres Versäumnis der Landespolitik auf: Die eigentlich verpflichtend transparent zu führenden und öffentlich zugänglichen OP-Wartelisten der Spitäler entsprächen nicht der Realität. "Die tatsächlich zu erwartenden Wartezeiten der Krankenanstalten müssen daher aktueller und nach Versicherungszugehörigkeit veröffentlicht werden."
"Uns ist bewusst, dass lange Wartezeiten, bedingt durch das hohe Patientenaufkommen, gerade im HNO-Bereich, eine Belastung darstellen können", hieß es auf "Heute"-Anfrage von der Oberösterreichischen Gesundheitsholding. "Akute oder dringliche Fälle werden bei uns jedenfalls immer vorgezogen." Zu dem von der AK berichteten Fall würden der OÖG aber keine Patientendaten oder näheren Informationen vorliegen. "Daher können wir diesen nicht beurteilen."