Ein neuer Fall aus einem OÖ-Spital sorgt nach den heftigen Debatten um den Tod einer 54-jährigen Mühlviertlerin nun für Kopfschütteln. Martin Farthofer (43) aus Steyr arbeitet als Maschinenschlosser beim Wälzlager-Produzenten SKF. Immer wieder hatte er Schmerzen in der Leistengegend – bis er sich eines Tages mit stechendem Druck am Boden krümmte. Der Hausarzt überwies ihn zur Röntgenuntersuchung: Leistenbruch mit eingezwicktem Darm!
"Wenn der Darm reißt, muss man in spätestens drei bis vier Stunden operiert werden. Sonst stirbt man", erklärt der Familienvater. Der Hausarzt schickte ihn umgehend ins Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum in Steyr. Doch dort bekam er in der Notfallambulanz nur zu hören, "dass es sich um nichts Akutes handeln würde und er in zwei Monaten nochmals zu einer Untersuchung kommen könne". Eine Operation? Erst ein halbes Jahr später.
"Irgendwie habe ich das Gefühl gehabt, sie haben keine Freude mit mir im Spital", berichtet Farthofer enttäuscht. Warten kam für ihn nicht infrage. Er suchte sich einen Wahlarzt in Linz – mit Erfolg: "In 14 Tagen hatte ich einen Termin für die Untersuchung, eine Woche später wurde ich bereits operiert." Und zwar in einem öffentlichen Spital – in Rohrbach.
"Mir war wichtig, dass sich meine Lebensqualität wieder verbessert. Und ich hatte natürlich auch Angst wegen meines Darms. Darum bin ich diesen Weg gegangen", so der 43-Jährige.
Die oö. Gesundheitsholding sagt auf "Heute"-Anfrage: "Dem Patienten wurde sowohl die Planung einer elektiven operativen Sanierung (inkl. Termin in der chirurgischen Ambulanz) als auch die jederzeitige Wiedervorstellung bei Verschlechterung der Symptomatik angeboten!"
Eine Sprecherin betont zudem: "Sollten konkrete Hinweise auf eine medizinisch nicht nachvollziehbare Entscheidung vorliegen, bieten wir selbstverständlich an, diese im Rahmen eines internen Qualitätsprozesses zu prüfen." Dazu müsse sich der Patient selbst nochmal beim Spital melden.
Zum schnelleren OP-Termin in Rohrbach nach dem Wahlarztbesuch hält die Holding fest: "Da Patientinnen und Patienten ihre Klinik für eine geplante Operation selber auswählen, sind manche Standorte damit stärker als andere angefragt, woraus sich unterschiedliche Wartezeiten ergeben."
Eine aktuelle Studie der AK OÖ, die den Fall öffentlich gemacht hat, bestätigt: Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist im Land alles andere als gerecht. Die Untersuchung der JKU Linz zeigt ungleiche Gesundheitschancen – abhängig vom Einkommen, vom Wohnort und vom Kassenstatus. Besonders die Ärztedichte sinkt spürbar, vor allem bei Kassenstellen. Auch Krankenhausbetten werden weniger. Wer einen Hausarzt, Facharzttermin oder OP-Platz braucht, stößt zunehmend auf Hürden.
Auffällig: Menschen mit geringem Einkommen müssen öfter zum Arzt – und zahlen dennoch drauf. Ihre Pro-Kopf-Ausgaben sind höher, vor allem wegen schwerer Erkrankungen. Gleichzeitig ist der Weg zur medizinischen Versorgung für sie oft weiter, besonders außerhalb der Städte. Die AK OÖ fordert deshalb eine faire, wohnortnahe Versorgung für alle – und eine volle Kostenrückerstattung, wenn Patienten auf Wahlarztpraxen ausweichen müssen.