Hitze ist nicht gleich Hitze. Diesen Eindruck bekommt, wer im Sommer nach dem Wohlbefinden anderer fragt. Während die einen bei Temperaturen jenseits der 30 Grad regelrecht aufblühen, lechzen andere schon bei 25 Grad dringend nach Abkühlung. Das klingt merkwürdig, lässt sich aber wissenschaftlich begründen.
Eine ganze Reihe von Faktoren beeinflusst die sogenannte gefühlte Temperatur. Dazu zählen neben der tatsächlichen Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Windgeschwindigkeit. Individuelle Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle: das Geschlecht, der Gesundheitszustand oder ob man an Hitze gewohnt ist. "Wenn man von klein auf nur hohe Temperaturen kennt, ist das weniger ein Problem, als wenn man sie wie in unseren Breitengraden nur im Sommer erlebt", erklärt der Schweizer Meteorologe Peter Wick. Wer regelmäßig in die Sauna geht, ist besser auf Hitze vorbereitet.
Steigen die Temperaturen, setzt der Körper alles daran, seine Temperatur von im Schnitt 37 Grad zu halten: Deshalb versucht er, jeden Hauch mehr an Wärme durch Schwitzen loszuwerden. Die Schweißdrüsen produzieren Flüssigkeit, die – im besten Fall – über die Hautoberfläche verdunstet und so für Kühlung sorgt.
Dieses körpereigene Kühlsystem funktioniert nur, wenn auch äußere Faktoren mitspielen. Sprich: Die Umgebungsluft darf nicht schon mit Feuchtigkeit gesättigt sein. Denn je feuchter die Luft ist, desto weniger kann der Schweiß auf der Haut verdunsten und der Kühleffekt bleibt aus (siehe Box). Das erklärt, warum jene, die den Schweiß gleich abwischen, mehr leiden als jene, die feuchte Haut zulassen.
Welchen Unterschied trockene Luft bei Hitze machen kann, zeigt der Blick auf Wüstenregionen, "in denen die Hitze vom Körper deutlich besser toleriert wird als die feuchte Hitze, die wir oft in der Schweiz im Sommer erleben", sagt Wick. Zwar sei auch in heissen Regionen Kühle gefragt. "Aber die Hitze dort ist weniger belastend."
Je höher die Luftfeuchtigkeit bei einer bestimmten Temperatur, desto höher die gefühlte Temperatur. Bei 30 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit kann sich die Luft wie 38 Grad anfühlen – das ist für den Körper deutlich unangenehmer als trockene 30 Grad. Deshalb berücksichtigen Meteorologinnen und Meteorologen immer den sogenannten Schwüle-Faktor. "Auf dessen Basis gibt dann das Bundesamt für Meteorologie eine Hitzewarnung raus."
Auch Wind spielt eine Rolle fürs individuelle Temperaturempfinden. Weht ein kräftiger Wind, verwirbelt er die isolierende Luftschicht über der Hautoberfläche. Das verstärkt den Abtransport der Wärme über die Haut und somit den Kühleffekt. Was im Sommer guttut, kann im Winter übrigens richtig unangenehm werden. Dann treibt dieser Windchill-Effekt nämlich die Auskühlung an.
Steigende Temperaturen beeinflussen auch den Hormonhaushalt, was ebenfalls Auswirkungen aufs Wohlgefühl haben kann. Bei Hitze produziert der Körper weniger vom Glückshormon Serotonin, dafür mehr vom Stresshormon Cortisol. Auch die Ausschüttung des Hormons Vasopressin wird hochgefahren. Es dient dazu, Flüssigkeit im Körper zu halten. Dieser hitzebedingte Hormonmix erhöht die Aggression von Menschen und senkt die Zufriedenheit.