Seit 6.00 Uhr Früh sind die US-Zölle von 20 Prozent gegen die Europäische Union in Kraft. Bisher hat die EU keine Gegenmaßnahmen geplant, das soll sich aber schon am Mittwoch ändern. Die EU-Länder werden erste Gegenzölle beschließen, das Ausmaß bleibt aber vorerst bewusst überschaubar.
Für den Ökonomen Gabriel Felbermayr steht aber bereits jetzt unmissverständlich fest, dass US-Präsident Donald Trump einen Handelskrieg ausgelöst hat. Dieser Konflikt müsse jedoch nicht von Dauer sein, betont der ehemalige Chef des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, der aktuell das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung in Wien leitet.
"Ja, es ist ein Handelskrieg, aber man sollte es mit dieser Vokabel nicht übertreiben", meinte er. Der Begriff werde dann verwendet, wenn ein Land ein anderes Land mit Zöllen überziehe, die nicht den normalen völkerrechtlichen Abmachungen entsprechen, sagte Felbermayr der Deutschen Presse-Agentur.
Der Ökonom hält die EU-Strategie für richtig, Verhandlungsbereitschaft mit der Androhung von Gegenmaßnahmen zu verbinden. Neben Zöllen auf US-Importe könnte die EU "Nadelstiche" setzen, indem sie Exportzölle auf Produkte einhebt, die nur in Europa hergestellt werden – etwa gewisse pharmazeutische Mittel oder Maschinen zur Chip-Herstellung, sagte Felbermayr. "Das wäre dann für die Amerikaner schwer zu verkraften".
Mit seiner fast globalen Zoll-Strategie will Trump die heimische Produktion stärken und Handelspartner zu Zugeständnissen bewegen. Wie stark die EU darunter leide, hänge von der Dauer der Maßnahmen ab, sagte Felbermayr. Würden die 20-prozentigen Zusatzzölle auf EU-Exporte sowie die 25-prozentigen Aufschläge auf Automobile und Metall bis 2027 gelten, "dann würden wir damit rechnen, dass der Handel um 20 bis 40 Prozent abnimmt."
"Das Gute an Handelskriegen ist ja, dass man sie sehr schnell wieder beenden kann", meinte Felbermayr. Eine ideale Lösung des Konflikts wäre aus seiner Sicht, wenn beide Seiten sich am Ende auf eine engere Handelskooperation einigen würden. Dazu müsste die EU Handelsbarrieren abbauen – etwa in den Bereichen Landwirtschaft oder im Digital-Sektor, sagte er.