Ausbreitung befürchtet

"Der Pilz frisst dich von innen auf": Forscher schlagen Alarm

Pilzinfektionen könnten künftig zunehmen: Aspergillus breitet sich durch den Klimawandel aus. Die Menschheit sei darauf nicht vorbereitet.
20 Minuten
25.05.2025, 21:04

Pilzinfektionen fordern laut Schätzungen jährlich rund 2,5 Millionen Todesopfer. Mehr als 300 Millionen Menschen weltweit leiden an schweren Infektionen.

Eine neue Studie der University of Manchester zeigt: Der Pilz Aspergillus könnte sich durch den Klimawandel deutlich ausbreiten. Besonders betroffen wären Regionen wie Nordamerika, Europa, China und Russland. Die Menschheit sei darauf nicht vorbereitet.

Aspergillus umfasst verschiedene Schimmelpilzarten, die in Böden, Kompost und Pflanzenresten vorkommen. Sie verbreiten winzige Sporen über die Luft. Gesunde Menschen merken davon meist nichts. Doch für solche mit geschwächtem Immunsystem, etwa durch Krebs, Transplantationen, Asthma, COPD oder Mukoviszidose, kann der Pilz tödlich werden. Dann droht Aspergillose, eine schwer erkennbare Lungeninfektion mit einer Sterblichkeitsrate von 20 bis 40 Prozent.

Eine Diagnose sei schwierig

"Wenn das Immunsystem die Sporen nicht abwehrt, beginnt der Pilz zu wachsen und frisst einen – ganz direkt gesagt – von innen auf", sagte Studienautor Norman van Rijn von der University of Manchester gegenüber CNN. Die Symptome wie Fieber und Husten seien unspezifisch, die Diagnose schwierig. Zudem werden Pilzkrankheiten laut van Rijn oft unterschätzt. Dabei nehme ihre Bedeutung mit dem Klimawandel zu.

Die Forschenden nutzten Klimamodelle, um die Ausbreitung zweier Arten zu berechnen:

Aspergillus flavus, eine wärmeliebende Art, könnte sich um 16 Prozent ausbreiten, wenn der Ausstoß fossiler Brennstoffe anhält. Neu betroffen wären Teile Nordamerikas, Chinas und Russlands. Die WHO stufte ihn 2022 als besonders bedrohlich ein – wegen Resistenz gegen Medikamente und Gefahr für Lebensmittel.

Aspergillus fumigatus, eine gemäßigt-klimatische Art, könnte sich bis 2100 um 77,5 Prozent nach Norden ausdehnen, bis in arktische Regionen. In Europa könnten neun Millionen Menschen zusätzlich gefährdet sein.

Extreme Wetterereignisse als weiterer Treiber

Zugleich könnte sich durch steigende Temperaturen die Überlebensfähigkeit der Pilze im menschlichen Körper erhöhen. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen oder Tornados können Sporen zudem weit verbreiten. Als Beispiel wird der US-Bundesstaat Missouri genannt, wo es nach dem Tornado 2011 zu einem Krankheitsausbruch kam.

"Pilze sind im Vergleich zu Viren und Parasiten wenig erforscht, aber unsere Karten zeigen, dass sie künftig fast überall relevant werden", so van Rijn weiter.

"Pilzkrankheiten nehmen zu"

Justin Remais von der University of California in Berkeley, der selber nicht an der Studie beteiligt war, analysierte Daten von über 100 Millionen US-Patienten. Zwischen 2013 und 2023 wurden mehr als 20.000 Aspergillose-Fälle dokumentiert. Die Zahl steigt jährlich um fünf Prozent.

"Pilzkrankheiten nehmen zu und werden resistenter. Der Einfluss des Klimawandels wird dabei bisher kaum verstanden", sagt er. Elaine Bignell vom MRC Centre for Medical Mycology an der University of Exeter ergänzt: "Diese Studie zeigt, wie wenig wir vorbereitet sind. Pilzkrankheiten sind tödlich und können in Zukunft jeden treffen."

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