In Österreich nehmen antisemitische Hass-Aktionen offenbar zu. Demnach durfte sich ein jüdisches Ehepaar nicht auf einem Tiroler Campingplatz einmieten. Als sie ihre israelischen Pässe vorgezeigt hätten, habe man ihnen mitgeteilt, dass es keinen Platz für Israelis gäbe. Gegenüber "Heute" meinte der Betreiber, dass er das Paar nicht wegen der Nationalität rausgeschmissen hätte, sondern weil sich der Mann "nicht anständig aufgeführt hat".
Zuvor soll es schon in einer Wiener Pizzeria zu einem ähnlichen Vorfall gekommen sein. Ein israelisch-amerikanischer Musiker sei von einem Kellner des Lokals verwiesen worden, da er Hebräisch gesprochen habe. Auf Nachfrage von "Heute" wies der Betreiber die Vorwürfe zurück. Ihm zufolge habe es einen solchen Vorfall nicht gegeben. Zum Thema nahm der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, in der ORF-"ZIB2" Stellung.
"Es gibt Antisemitismus schon seit dem Mittelalter", so Deutsch, der an "die Story mit dem Brunnen-Vergifter" erinnerte. Immer, wenn es Ereignisse großen Ausmaßes wie die Corona-Pandemie oder die steigende Inflation gegeben habe, würden antisemitische Vorfälle ansteigen. "Da sucht man einen Schuldigen. Und der Schuldige, leider auch in der Geschichte, ist immer der Jude", so Deutsch.
Auch als die Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 "auf brutalste Weise nach Israel gekommen ist und nicht weniger als 1.200 Personen getötet hat", sei das der Fall gewesen, so Deutsch. Die hamas hätte sich noch am 7. oder 8. Oktober ergeben und die genommenen Geiseln freilassen können, dann wäre noch immer Frieden in der Region möglich gewesen, so Deutsch. Und es wäre nichts aus den zwei jüngsten Jahren passiert, hieß es.
Die genannten Vorfälle am Campingplatz und in der Pizzeria seien nur zwei, die in die Medien gekommen seien, so Deutsch, innerhalb der jüngsten Woche verzeichne er über zwei Dutzend. Darunter: Eine Person habe "vor einem großen Supermarkt im 2. Bezirk zwei Watschen bekommen" und "Taxifahrer haben sieben Passagiere, die als Juden erkennbar waren, nicht fahren wollen". "Es tut sich leider sehr, sehr viel", so Deutsch. Kritik an Israel "ist erlaubt, so wie an jeder anderen Regierung", hieß es, was aber nicht gehe, sei Dämonisierung, Delegitimierung und Doppelmoral.
Israels Regierung werde am meisten von der Zivilbevölkerung in Israel kritisiert, so Deutsch. Von Moderator Armin Wolf genannte Zahlen zu 60.000 Todesopfern, darunter zwei Drittel Zivilisten, Hunderttausenden Hungernden, zwei Millionen Vertriebenen und einer Zerstörung von 90 Prozent der Gebäude im Gazastreifen erklärte Deutsch: "Das wissen wir alles nicht." Es gebe einen "Kriegszustand", der "noch heute beendet werden" könnte, wenn auch Österreich nicht Druck auf Israels, sondern Druck auf die Hamas machen würde. Ob Israel das Völkerrecht breche, wisse Deutsch nicht – und die Regierung Israels sei nicht rechtsextrem, hieß es.