Während wir schlafen

Diese kleinen Tierchen krabbeln nachts übers Gesicht

Mikroskopisch kleine Milben leben in unseren Poren und werden nachts aktiv. Sie tun uns Gutes, können aber auch Probleme verursachen.
03.06.2025, 17:57

Während wir schlafen, sind wir nie allein. Dann nämlich kriechen mikroskopisch kleine Milben aus unseren Poren, paaren sich und wandern über unser Gesicht. Die sogenannten Demodex-Milben sind bloß winzige 0,15 bis 0,4 Millimeter lang, leben in den Haarfollikeln und ernähren sich von Talg.
Fast alle Erwachsenen tragen sie auf der Haut – oft bis zu fünf pro Quadratzentimeter im Gesicht. Sichtbar sind sie nur unter dem Mikroskop.

Bei Licht verschwinden sie wieder

"Während wir schlafen, kommen sie heraus und sind sehr glücklich. Sie paaren sich, besuchen Verwandte, laufen über unser Gesicht. Sobald wir aufwachen, verschwinden sie wieder in die Poren", sagt Alejandra Perotti, Biologin an der britischen Universtät Reading, gegenüber CNN.

Die Milben sind jedoch äußerst nützlich, weil sie unsere Poren reinigen. Im Gegenzug erhalten sie Melatonin – das Schlafhormon gibt ihnen Energie. UV-Strahlung meiden sie, weil sie deren Erbgut zerstören kann.

Demodex-Milben sind winzige, 0,2 bis 0,3 mm lange, zigarrenförmige Milben. Sie leben in Haarfollikeln und selten auch in Talg- sowie Wimpernrand-Drüsen. Die Parasiten verlassen ihre Rückzugsorte lediglich, um sich zu paaren. Die gesamte Entwicklungszeit bis zum Erwachsenenstadium dauert etwa 2 bis 3 Wochen.

Geschwächtes Immunsystem als Problem

Bei geschwächtem Immunsystem, etwa im Alter oder ausgelöst durch eine Chemotherapie, kann es zu einer Überproduktion kommen. Man spricht dabei von Demodikose. Diese kann Haut- und Augenprobleme verursachen.

"Betroffene reagieren auf die Milben und die Bakterien, die auf ihnen siedeln", sagt Dr. Richard Locksley von der University of California in San Francisco. Warum manche Menschen stärker reagieren, sei unklar. "Wildtiere haben keine Probleme mit den Milben, Haustiere wie Hunde und Katzen schon. Vielleicht liegt das an genetischen Veränderungen beim Menschen", so Locksley.

Sie lassen sich nie ganz entfernen

Die Entzündungen zeigen sich als Rosazea, Akne, Trockenheit oder Schuppen. Diese treten vor allem an Wangen, Stirn, Lidern und in Hautfalten auf. Bei Augenuntersuchungen lässt sich ein Befall an Ablagerungen von Eiern und Milbenkot am Wimpernrand erkennen. Symptome sind Juckreiz, Wimpernausfall, Trockenheit und Gerstenkörner.

Zur Behandlung von Demodikose verschreiben Hautärzte Cremes oder Tabletten mit Ivermectin. Entfernen lassen sich die Milben aber nie ganz. 2023 wurden in den USA Augentropfen gegen demodexbedingte Lidrandentzündungen zugelassen.

Milben könnten aussterben

Die Milben werden vermutlich schon kurz nach der Geburt von der Mutter übertragen. Laut Experten können sie aber auch zwischenzeitlich verschwinden. Die Forschung zeigt, dass die Milben Gene verlieren. Das ist ein Zeichen für evolutionäre Rückentwicklung. Es wird vermutet, dass sie irgendwann aussterben. Sie hätten keine Feinde, keine Konkurrenz, keine genetische Vielfalt – und kaum noch evolutionären Druck.
Biologin Alejandra Perotti betont: "Es wird viel Schlechtes über die Milben gesagt. Aber das Problem ist das geschwächte Immunsystem, nicht die Milbe. Wir sollten sie eher als unsere Begleiter betrachten."

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 13.06.2025, 08:03, 03.06.2025, 17:57