Lebensmittel-Mafia

Ekelfleisch im Restaurant! Mega-Betrug aufgeflogen

In mehreren Operationen haben Europol und lokale Behörden ein riesiges Netz an Lebensmittelbetrug aufgedeckt. 101 Verdächtige sind in Haft.
Team Wirtschaft
07.10.2025, 10:42
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Bei der internationalen Operation "Opson XIV" haben Europol, OLAF, die EU-Kommission und Behörden aus insgesamt 31 Ländern gemeinsam mit Partnern aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie ein gigantisches Netz an Lebensmittelbetrug offengelegt.

Wie aus einer aktuellen Europol-Aussendung hervorgeht, wurden 259.012 Packungen, 1.416.168 Liter Getränke und 11.566.958 Kilogramm Lebensmittel aus dem Verkehr gezogen – Waren im Gesamtwert von rund 95 Millionen Euro. 631 Personen wurden den Justizbehörden gemeldet, 101 Haftbefehle ausgestellt und 13 organisierte Banden zerschlagen. Im Zuge der europaweiten Aktion wurden 31.165 Kontrollen und Inspektionen durchgeführt.

Alarm um abgelaufene, neu verpackte Lebensmittel

Besonders alarmierend sei die Entwicklung, dass Kriminelle vermehrt Entsorgungsunternehmen infiltrierten, um an abgelaufene Lebensmittel zu gelangen. Laut Europol entfernten die Täter dabei mit Lösungsmitteln die Originaletiketten und versahen die Produkte mit gefälschten Haltbarkeitsdaten, um sie wieder in den regulären Handel einzuschleusen. In einzelnen Fällen – etwa bei Konservenfisch – seien damit erhebliche Gesundheitsrisiken verbunden gewesen.

Lebensmittel-Mafia baut Geschäft massiv aus

Zwar ist dieses Vorgehen laut Europol-Experten nicht neu, doch in diesem Ausmaß bislang beispiellos. Darüber hinaus verzeichneten die Ermittler weiterhin massive Probleme mit Produktfälschungen sowie der missbräuchlichen Verwendung geschützter geografischer Herkunftsangaben, insbesondere bei Olivenöl und Wein.

Ekelfleisch und ungenießbare Meeresfrüchte

Die Bandbreite der beschlagnahmten Produkte reicht von Grundnahrungsmitteln wie Obst, Gemüse, Geflügel, Fleisch und Fisch bis hin zu Süßwaren, Fetten und Ölen. Ein Schwerpunkt lag auch auf Nahrungsergänzungsmitteln und Zusatzstoffen. Immer wieder stießen die Behörden auf Fleischprodukte, die unter unhygienischen Bedingungen gelagert oder geschlachtet worden waren. Auch Meeresfrüchte, die längst nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet waren, seien dennoch in Umlauf gebracht worden.

Pferdefleisch voll mit Medikamenten

In Italien führte eine Ermittlung von Carabinieri und Gesundheitsbehörden zu einem Haftbefehl gegen sieben Pferdezüchter und Lkw-Fahrer. Sie gehörten einer kriminellen Organisation in Umbrien und Apulien an, die Pferde, die zuvor mit Medikamenten behandelt worden waren, illegal schlachtete. Entdeckt wurde zudem ein versteckter Schlachthof auf einem Bauernhof sowie ein Lkw voller Teile von illegal getöteten Tieren.

Illegaler Schlachtbetrieb belieferte Restaurants

In Portugal deckte die Wirtschafts- und Lebensmittelsicherheitsbehörde (ASAE) im Norden des Landes einen illegalen Schlachtbetrieb auf. Das Fleisch stammte von verschiedenen Tierarten und wurde ohne vorgeschriebene Gesundheitskontrollen an Restaurants und Metzgereien verteilt. Die Ermittler beschlagnahmten 33 geschlachtete Tiere, 159 Schafe und Ziegen, rund 200 Kilogramm Innereien, diverse Schlachtinstrumente und zwei Laptops. Ein Verdächtiger wurde festgenommen, die Tiere einer zugelassenen Verarbeitungsstelle zugeführt.

Giftige Muscheln auf den Tellern

Spanien meldete gleich mehrere Fälle: So zerschlugen die Guardia Civil, die portugiesische ASAE und die Seepolizei mit Unterstützung von Europol ein Netzwerk, das kontaminierte Muscheln aus dem Fluss Tajo erntete. Die Ware wurde nach Portugal, Spanien, Frankreich und Italien verkauft – mit bis zu 2,5 Millionen Euro Gewinn pro Woche. Elf Verdächtige wurden festgenommen, mehr als sieben Tonnen Muscheln beschlagnahmt.

Herkunftsbetrug mit Bananen

In einem weiteren Fall ermittelte die Guardia Civil gegen eine Firma, die rund 2.000 Tonnen Bananen aus Madeira fälschlicherweise als Kanarische-Bananen mit geschützter Herkunftsangabe deklarierte. Mit gefälschten Zolldokumenten seien diese Produkte auf den Markt gebracht worden, ein Verdächtiger wird wegen Urkundenfälschung und Verbrauchertäuschung belangt.

Illegaler Alkohol und Zigaretten sichergestellt

Auch Georgien war Teil der Operation: Das Finanzministerium deckte eine Schmuggelroute für nicht versteuerte Waren auf. Zwei ausländische Staatsbürger wurden beim Transport großer Mengen unversteuerter Alkoholika, Tabak und anderer Waren erwischt. Sie nutzten gefälschte Zolldokumente und luden die Güter auf andere Fahrzeuge um, um sie weiterzuverkaufen. Der Wert der beschlagnahmten Waren betrug rund 73.000 Euro (230.000 georgische Lari).

Kampf gegen Lebensmittel-Mafia wird verstärkt

Lebensmittel- und Getränkebetrug sei ein ernstzunehmendes Kriminalitätsfeld, das mit vereinten Kräften bekämpft werden müsse, so Europol. Ziel der seit Jahren laufenden "Opson"-Operationen sei es, die öffentliche Gesundheit und Sicherheit in Europa zu schützen und das Vertrauen der Konsumenten in die Lebensmittelversorgung zu sichern.

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