Die jüngsten Zölle von US-Präsident Donald Trump sorgen für Verunsicherung und Unklarheit – nicht einmal das genaue Startdatum war sicher. Immerhin ließ die USA ihre Zölle auf Importe aus der EU in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Kraft treten. In der EU ging man aber davon aus, dass die Zölle erst am Freitag gelten werden.
Bahnt sich also ein richtiges Handelschaos an, schlimmer als es zu Zeiten der Corona-Pandemie war? Wifo-Chef Gabriel Felbermayr erklärt im Ö1-Mittagsjournal, dass es zwar ein Chaos geben werde – so schlimm wie jenes während der Pandemie werde es aber nicht. "Die USA sind für 15 Prozent des Welthandels verantwortlich, die restlichen 85 Prozent sind nicht betroffen", so der Top-Ökonom.
Dennoch ist vieles noch unklar, etwa wie die USA mit den ganzen unterschiedlichen Zöllen umgehen werde. Immerhin gibt es auf die EU einen einheitlichen Zollsatz von 15 Prozent, für Waren aus der Schweiz gilt dieser aber nicht. "Wie wollen die Amerikaner identifizieren", ob etwas aus der EU komme, so der Ökonom.
"Da sind noch viele Fragen offen, die für den Vollzug wichtig sind. Es wird weitere enorme Unsicherheiten geben", stellte Felbermayr klar.
Das ist auch der Grund, wieso man keine genauen Prognosen für die Wirtschaftsleistung geben könne. Aktuell rechnet das Wifo mit einem Verlust von 0,1 bis 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung. Es könnten aber auch mehr sein, erklärte Felbermayr. Der Grund ist auch hier die Unsicherheit.
"Bleibt es bei 15 Prozent oder kommen doch wieder 30 Prozent?", so der Ökonom und erklärte, dass diese Fragen die Unternehmen davon abhalten, in die USA zu verkaufen. Der ökonomische Schaden könnte dadurch deutlich höher sein.
Und wer gibt als erstes unter dem Druck nach – EU oder Trump? Auch bei dieser Frage hat Felbermayr nur wenig positive Aussichten. "Denn die USA ist in Summe eine relativ geschlossene Volkswirtschaft und die Zölle sind populär", führte der Ökonom aus.
In der EU stehe man hingegen vor einem doppelten Problem. Nicht nur die Zölle wirken sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit aus, sondern auch der starke Euro spiele mit. Zu den 15 Prozent Zöllen kommen also noch 15 Prozent aufgrund der Aufwertung des Euros hinzu – damit sind wir schon 30 Prozent im Nachteil. "Ich glaube, dass das die Europäer nicht ohne weiteres verkraften werden", so Felbermayr.