Handelskrieg tobt

"Es ist schlimmer geworden" – Tausende Jobs bedroht

Unscheinbar, aber enorm wichtig für uns alle ist die Aluminium-Industrie. Doch Donald Trump macht europäischen Alu-Produzenten das Geschäft kaputt.
Michael Pollak
08.08.2025, 20:03
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Jetzt sind sie da. US-Präsident Donald Trump hat sie monatelang angedroht, seit Donnerstag werden Produkte aus Europa in den USA mit 15 % Zoll belegt – die wirtschaftlichen Auswirkungen werden und sind gigantisch. Eine Branche trifft es noch viel härter: Stahl- und Aluminiumhersteller. Für ihre Produkte wird an der US-Grenze 50 % Zoll einkassiert!

Europa wurde über den Tisch gezogen, das sagt nicht nur Rob van Gils: "Man hat uns versprochen, es kommt der große Deal und es wird besser. Das Gegenteil ist geschehen, es ist schlimmer geworden." Der Geschäftsführer des OÖ-Konzerns HAI Aluminium (in Ranshofen, 1.900 Mitarbeiter, 823 Millionen Euro Umsatz im Vorjahr) ist in großer Sorge um seine Branche.

300.000 Jobs in ganz Europa

Mehr noch, die Konsequenzen treffen im schlimmsten Fall die Arbeiter und Angestellten: In Europa zittert die Branche um insgesamt 300.000 Arbeitsplätze (inklusive Zulieferer). In Österreich sind 7.000 Jobs in Gefahr – die Bedrohung ist realistisch.

Täglich nutzen wir diese Produkte

Es ist kein Nischenprodukt, über das wir hier sprechen. Aluminium ist allgegenwärtig. Wir alle haben täglich Kontakt mit Erzeugnissen aus den Produktionshallen etwa von Hai: Von der Stoßstange für Autos über die Dachreling bis zu Batteriewannen für E-Fahrzeuge. Mehr noch: Fenster, Türen, Balkon-Geländer, Straßenlaternen, Solarpaneele, Züge („Um Gewicht zu sparen“) – überall kommt Aluminium zum Einsatz.

Die Branche zittert, manche sagen, sie kämpft ums Überleben. Sie spürt vor allem über Umwege die Mega-Zölle mit voller Wucht.

Rob van Gils, Chef von Hai-Alu, sagt: "Wenn nichts passiert, geht es der ganzen Industrie an den Kragen!“
Hammerer Aluminium Industries, JohannaHAI

Der Grund: Ausgenommen vom 50-%-Zoll ist Aluminium-Schrott – darauf wird "nur" 15 % an der US-Grenze eingehoben. ABER: Genau dieser "Schrott" ist das Allerwichtigste für die heimische Industrie, sagt Rob van Gils: "Alu hat einen Riesenvorteil, es kann beliebig oft und ohne Qualitätsverlust verarbeitet werden." Die Fakten: Was bei HAI Aluminium produziert wird, "besteht zu 80 % aus Schrott."

Sogar "loyalste Partner" gehen fremd

Die dramatische Folge: US-Firmen bestellen immer weniger fertiges Aluminium aus Europa, weil es so teuer ist. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach dem Schrott massiv, da es billiger zu haben ist. Darunter leiden unsere Produzenten massiv – es bleibt deutlich weniger Schrott für sie übrig.

Weiterer Anreiz für die "Schrotthändler": Weil die Nachfrage nach ihren Produkten in den USA stark steigt, können sie höhere Preise verlangen. Logische Konsequenz: "Sogar unsere loyalsten Handelspartner zwingt es zu exportieren."

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"Dann können wior nicht produzieren"

Aluminium-Manager Van Gils weiter: "Ganz einfach: Wenn wir also kein Schrott mehr bekommen, dann können wir nicht mehr produzieren." Die Konsequenz: "wenn nichts passiert, geht es der ganzen Industrie an den Kragen!"

Das Thema, so der Fachmann, ist seit Monaten bekannt, die Verknappung von Alu-Schrott ist für die Industrie ebenso lang spürbar, "es ist schwierig zu bekommen." Van Gils ist kämpferisch: "Europa muss jetzt entschlossen und rasch handeln. Wir benötigen nun dringender denn je Exportrestriktionen auf Aluminiumschrott. Nur so können wir das Gleichgewicht auf dem Schrottmarkt wiederherstellen, den Zugang zu essenziellen heimischen Rohstoffen sichern und die industrielle Basis Europas langfristig stärken."

Wunsch nach "fairem Markt"

Konkret wünscht er sich 35 % Exportzölle auf Schrott, das Richtung USA verkauft wird. Dann hätten beide Seiten des Atlantiks gleiche Rahmenbedingungen, "einen fairen Markt."

Die düstere Prognose von Rob van Gils: "Wenn wir in Österreich nicht mehr produzieren, muss es der Kunde nicht spüren, dann produziert eben China. Aber bei uns kommen Tausende Arbeitsplätze stark unter Druck."

{title && {title} } POM, {title && {title} } 08.08.2025, 20:03
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