Auf Befehl Putins?

EU wirft Russland Schleusung von Migranten vor

Russland nutzt Libyen offenbar als neues Einfallstor: Hunderte Migranten erreichen täglich Kreta – Teil von Putins Destabilisierungsstrategie?
10.07.2025, 22:50
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Derzeit erreichen täglich Hunderte Migranten aus Libyen Kreta mit Booten: In den vergangenen zwei Tagen wurden von der Küstenwache rund 2000 Ankünfte gemeldet. Weitere 520 Migranten erreichten Kreta demnach in der Nacht zum Mittwoch, wie die Nachrichtenagentur DPA schreibt.

Die Ankünfte über einen Teil der typischen Migrationsrouten mögen zurückgegangen sein, doch über die zentrale Mittelmeerroute steigen die Zahlen aktuell markant an, wie das Beispiel Kreta zeigt. Dies hängt auch damit zusammen, dass Libyen, genauer gesagt Ost-Libyen, zum Hotspot für irreguläre Überfahrten nach Europa wird.

Ost-Libyscher Machthaber und Putin sind alte Alliierte

Der Machthaber in Ost-Libyen ist der abtrünnige General Chalifa Haftar – ein Vertrauter Putins, der unter anderem an einer Militärakademie der Sowjetunion ausgebildet wurde. Russland hat Waffenlieferungen an Haftar ermöglicht und seine politische Position gestärkt. Der General traf Putin schon mehrfach persönlich, zuletzt im Mai 2025 im Kreml.

Der ost-libysche Machthaber Chalifa Haftar und Wladimir Putin pflegen schon seit Jahren ein enges Verhältnis. Sie gelten als Vertraute.
IMAGO/ITAR-TASS

Laut der EU verfolgt Wladimir Putin nun über diese Allianz mit Ost-Libyen seinen Plan der Destabilisierung Europas, ähnlich wie bereits zuvor im Baltikum, in Finnland sowie in Polen: Der russische Präsident lockte monatelang Migranten nach Russland, um sie unter anderem über Weißrussland an die europäischen Grenzen zu schicken. Die betroffenen Länder reagierten mit stark intensiviertem Grenzschutz und schlossen ihre Grenze teilweise sogar weitestgehend.

EU-Migrationskommissar: "Inakzeptabel"

Offenbar hat Putin jetzt seine Strategie geändert – und weicht aus. "Wir sehen, dass Russland und Belarus Menschen nach Libyen deportieren, um sie gezielt nach Europa zu bringen", sagte EU-Migrationskommissar Magnus Brunner jüngst. Eine weißrussische Airline bringe die Menschen nach Ost-Libyen, von wo aus sie ihre Reise Richtung Europa starteten. Brunner bezeichnete dies als "natürlich inakzeptabel".

EU-Migrationskommissar Magnus Brunner wollte in Ost-Libyen unter anderem den starken Anstieg von Migranten, die aus Ost-Libyen nach Europa reisen, besprechen. Stattdessen wurden er und seine Delegation aus dem Land geworfen.
Michael Indra / SEPA.Media / picturedesk.com

Migrantenankünfte von Ost-Libyen in Griechenland verzeichnen ein Plus von 173 Prozent, in Kreta sind es gegenüber dem Vorjahr 300 Prozent. Am Dienstag war ein Versuch der EU-Kommission gescheitert, in Libyen Gespräche mit Vertretern der beiden verfeindeten Regierungen im Westen sowie im Osten des Landes zu führen.

Die von Brunner angeführte Delegation, die auch den starken Anstieg von Migranten aus Libyen besprechen wollte, musste ihre Reise vorzeitig abbrechen. "Die geplanten Treffen in Bengasi konnten letztlich nicht stattfinden", teilte Brunner auf X mit.

Griechische Regierung blockt Libyen-Anträge

Den Machthabern zufolge hätte die Delegation die nationale Souveränität verletzt. Sie wurden als "Personae non gratae" erklärt und aus dem Land geworfen. Ein Ziel Haftar dürfte gewesen sein, eine offizielle Anerkennung seiner Regierung zu erreichen.

Nun will die griechische Regierung für mindestens drei Monate keine Asylanträge für Migranten mehr bearbeiten, die das Land von Libyen aus über den Seeweg erreichen. Migranten, die derzeit in großer Zahl auf der Insel Kreta ankommen, sollen zudem festgesetzt werden, kündigte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis im Parlament an.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 10.07.2025, 22:50
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