Brisante Enthüllung

Ex-FBI-Mann: Putins Spionage-Netz reicht bis ganz oben

In einer neuen Dokumentation zerrt ZDF-Korrespondent Johannes Hano "Putins Helfer" ins Scheinwerferlicht. Auch Deutschland ist betroffen.
Newsdesk Heute
13.05.2025, 15:15
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In einem spektakulären Interview mit dem deutschen Fernsehen, das am Montag erstausgestrahlt wurde, enthüllte der ehemalige FBI-Agent Johnathan Buma höchst brisante Vorgänge in der Schattenwelt der Geheimdienste.

Der Amerikaner, der 16 Jahre für das FBI unter anderem in der Spionage-Abwehr gegen Russland tätig war, berichtet aus erster Hand, dass russische Agenten in einer massiven Aktion US-amerikanische Tech-Milliardäre wie Elon Musk und Peter Thiel ins Visier genommen und ihr privates und berufliches Umfeld durchsetzt haben – alles im Auftrag von Wladimir Putin.

„Musks Anfälligkeit für promiske Frauen und Drogenkonsum, insbesondere Ketamin, wurden vom russischen Geheimdienst als Chance angesehen, an der ein Agent ansetzen kann.“
Johnathan BumaFBI-Agent, Spionageabwehr bis März 2025

"Die Operation war erfolgreich, die Verbreitung russischer Propaganda hat zugenommen. Musk hat sich offen gegen den Verbleib der Vereinigten Staaten in der NATO ausgesprochen, er ist dafür, dass sie sie verlassen. Ein wichtiges Ziel für Putin, um die NATO zu schwächen", schildert Buma. Er und seine Kollegen hätten beobachten können, wie die Putin-Agenten immer tiefer in das Umfeld des Tesla-Chefs vordringen konnten.

Der Kreml-Kriegstreiber soll sogar direkt darin eingebunden gewesen sein: "Die Mittelsmänner, die Kontakt mit Musk und Thiel aufnehmen sollten, haben direkten Kontakt zu Putin angeboten. Sie hätten das nicht getan, wenn Putin nicht Kenntnis von der Aktion gehabt und sie genehmigt hätte."

Bei Elon Musk fanden die Russen-Spione offenbar fruchtbaren Boden für ihr Vorhaben vor. In Folge soll es mehrfach zu einem direkten Kontakt zwischen dem mit zahlreichen sensiblen staatlichen Aufträgen bedachten Tech-Milliardär und dem russischen Präsidenten gekommen sein. Die möglichen Folgen für die nationale Sicherheit der USA sind gravierend. "Ich denke, das ist das größte Versagen in der Geschichte der amerikanischen Spionageabwehr", klagt der Ex-FBI-Agent.

Johnathan Buma im Gespräch mit Johannes Hano
Screenshot ZDF "Putins Helfer"

Kurz vor Interview verhaftet

Für all das gebe es auch eine "große Menge Beweise", die aber offenbar von der FBI-Führung zurückgehalten würden, behauptet der Whistleblower in der ZDF-Dokumentation. Diese vorlegen, oder über Details sprechen darf er mit dem deutschen Journalisten nicht. In so einem Fall würde ihm wegen Geheimnisverrats eine extrem lange Haftstrafe in den USA drohen.

Der Kongress könnte Buma im Rahmen eines Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der Angaben von der Geheimhaltung entbinden – der Ball liegt seit der Enthüllung also bei den (mehrheitlich republikanischen) Abgeordneten.

Die Überprüfung von Bumas Vorwürfen sei für ihn – und das betont Johannes Hano völlig transparent – deshalb kaum möglich gewesen. Deshalb habe er die Glaubwürdigkeit seines Gesprächspartners intensiv durchgecheckt. Ausgerechnet das FBI selbst soll dabei unbewusst geholfen haben.

Kurz vor dem Interview war Buma genau unter dem Vorwand des Geheimnisverrats verhaftet und angeklagt worden, kam jedoch gegen Kaution von 100.000 US-Dollar frei. Durch diesen "Glücksfall" habe er Buma als glaubwürdige Quelle einstufen können, sagt der ZDF-Autor: "Damit hat das FBI selbst bestätigt, dass die Identität richtig ist. Und, dass er anscheinend so geheime Informationen hat, die besser nicht die Öffentlichkeit erreichen."

"System will nicht, dass solche Leute sprechen"

Zudem habe eine andere Quelle, die in derselben Causa Kontakt zu einem Dutzend FBI-Agenten gehabt hatte, die Angaben ihm gegenüber unabhängig bestätigt, so der Deutsche.

Buma selbst erhofft sich von seinem Gang an die Öffentlichkeit offenbar einen gewissen Schutz für sich selbst. "In dem Moment, wo ich on camera bin, trauen sie sich nicht mehr, mir irgendetwas zu tun", wird er durch Hano zitiert. Der ZDF-Korrespondent berichtet von der realen Gefahr, dass potenzielle Whistleblower "mit verschiedenen Methoden zum Schweigen gebracht" würden. Selbst ein ehemaliger CIA-Mann habe ihn angerufen und gesagt: "Der Buma lebt gefährlich. Das System will nicht, dass solche Leute sprechen".

Tiefe Verstrickungen mit Russland

Auffällig ist jedenfalls, dass die neue US-Regierung von Donald Trump die für die Abwehr russischer Spionage zuständigen Abteilungen in den Sicherheitsbehörden drastisch dezimiert hat. Auch gelten gleich mehrere Mitglieder seines Kabinetts als ausgemachte Putin-Fans, fielen teils sogar mit entsprechenden Äußerungen öffentlich auf.

Für den deutschen Investigativreporter ist dies nur die jüngste Spitze in einer langen Reihe bedenklicher Entwicklungen. Hano hat bereits in mehreren ZDF-Dokumentationen über die Beziehungen Donald Trumps und seines Umfelds zur russischen Mafia und den russischen Geheimdiensten berichtet.

Bei der Recherche nach den Hintermännern stieß er damals auf sogenannte "Neoreaktionäre" aus dem Silicon Valley. Nationalpopulisten, die das weiße, christliche Abendland vor dem vermeintlichen Untergang bewahren wollen. Allen gemeinsam ist eine tiefe Verachtung für den modernen, liberalen demokratischen Staat und eine Nähe zu autokratischen Staaten und Herrschern. Dabei zeigt sich auch eine ideologische Schnittmenge zwischen den amerikanischen Tech-Milliardären und Putins Oligarchen-Staat.

Auch Deutschland und die EU betroffen

Die russischen Geheimdienste haben es aber nicht nur auf die USA abgesehen. Von seinen Gesprächspartnern in den Reihen der amerikanischen Geheimdienste habe er einen Satz immer wieder gehört, mahnt Hano: "Deutschland ist im Zentrum dieser ganzen Operation." Deutschland solle aus der EU herausgelöst, oder unregierbar gemacht werden, um die europäische Nachkriegsordnung zu zerschlagen. "Wenn Deutschland aus der EU austritt, wenn in Deutschland Chaos herrscht, ist die EU nichts mehr wert. Deutschland ist das Gravitationszentrum der Europäischen Union."

Aus seiner eigenen Recherche heraus könne er sagen, dass diese russischen Geheimdienst-Aktionen auch in Deutschland "ganz breit angelegt" sind: "Es geht nicht nur um die AfD. Da müssen wir uns nichts vormachen, das gilt auch für deutsche Wirtschaftslenker und Politiker anderer Parteien." Die Sowjetunion und später Russland hätten dieses "ganz normale Geheimdienst-Geschäft" perfektioniert.

Putins Spionage-Ring aufgeflogen

Auch in Europa sind Putins Agenten deshalb höchst aktiv. Sechs Bulgaren, die für Russland spionierten, wurden am Montag vom Strafgerichtshof Old Bailey in London zu insgesamt 50 Jahren Haft verurteilt. Die Spionage-Operationen, die die vier Männer und zwei Frauen durchführten, waren laut "Mirror" einige der "größten und komplexesten", die jemals auf britischem Boden aufgedeckt wurden.

Sechs bulgarische Agenten wurden in London zu insgesamt 50 Jahren Haft verurteilt, weil sie im Auftrag des russischen Militärgeheimdienstes GRU in mehreren europäischen Ländern spioniert hatten.
Met Police

Im Auftrag des russischen Geheimdienstes GRU hatte die Gruppe zwischen 2020 und 2023 in Großbritannien, in Deutschland, Österreich, Spanien und Montenegro gezielt spioniert. Sie hätten Journalisten, Diplomaten und ukrainische Soldaten ins Visier genommen und darüber gesprochen, Kreml-Gegner zu entführen oder zu ermorden.

Das Netzwerk verwendete Codenamen aus bekannten Filmen: Der Anführer nannte sich "Jackie Chan" und sein Kumpel "Mad Max" oder "Jean-Claude Van Damme". Ihre Untergebenen wurden "Minions" genannt, nach den Figuren aus der Zeichentrickserie "Ich – Einfach unverbesserlich", die einem Bösewicht namens Gru folgen. Mehr dazu hier:

{title && {title} } red, {title && {title} } 13.05.2025, 15:15