Spiele-Test

"Fata Deum" im Early Access – Göttliche Macht am PC

Mit "Fata Deum" wagt sich ein Titel in den Early Access, der in einer Nische ansetzt: dem Gottspiel. Erste Schritte in einer noch unfertigen Welt.
Rene Findenig
16.09.2025, 18:47
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Mit "Fata Deum" kommt eine neue Göttersimualtion in den Early Access für PC. Kaum ein Genre ist so mythisch verklärt wie dieses, schließlich denken viele ältere Spieler sofort an Klassiker wie "Populous", "Black & White" oder die ambitionierten, aber selten perfekt umgesetzten Nachfolger dieser großen Namen. Nun tritt "Fata Deum" an, um diese Lücke zu füllen – und das mit einem Ansatz, der alte Erinnerungen weckt und dennoch frischen Wind ins Genre bringen möchte. Der Spieler soll nicht nur eine Siedlung verwalten, sondern das Schicksal der Welt.

Da es sich um eine Early-Access-Version handelt, ist natürlich klar, dass "Fata Deum" noch nicht das vollständige Erlebnis bietet, das die Entwickler und vielleicht auch die Fans im Kopf haben. Viele Systeme sind bereits spielbar, aber noch nicht vollständig ausgereift, manche Features sind angedeutet, aber nicht komplett integriert. Dennoch vermittelt das Spiel von Anfang an ein Gefühl dafür, wohin die Reise gehen soll. Die Mischung aus Aufbau, Strategie und moralischen Entscheidungen ist schon jetzt spürbar und sorgt für ein besonderes Flair.

Die Macht der göttlichen Hand

Das zentrale Spielelement ist – wenig überraschend – die göttliche Präsenz des Spielers. Anders als in klassischen Aufbauspielen wie "Anno" oder "Die Siedler" tritt man nicht als Herrscher mit menschlichen Grenzen auf, sondern als übergeordnete Entität. Man kann nicht alles direkt steuern, sondern muss Einfluss nehmen. Gläubige können gelenkt, verführt oder auch bestraft werden, je nachdem, welchen Weg der Spieler einschlagen möchte. Genau hier liegt eine der größten Stärken von "Fata Deum": die Freiheit.

Man kann seine Anhänger zu friedlichen, fleißigen Arbeitern erziehen oder sie zu fanatischen Kriegern aufstacheln. Der Spieler entscheidet, ob er den Weg der Güte oder der Tyrannei einschlägt – oder eine unheilvolle Mischung aus beidem. Das Setting von "Fata Deum" spielt in einer mythischen Welt, die auf den ersten Blick wie eine Mischung aus klassischen Fantasy-Landschaften und archaischen Kulturen wirkt. Wälder, Felder, Flüsse und kleine Dörfer bilden die Grundlage für die Zivilisationen, die der Spieler mitgestaltet und verändert.

Zwischen Strategie und Experiment

Wer etwa mit Feuer und Gewalt über seine Anhänger herrscht, hinterlässt verbrannte Erde, während gütige Herrschaft blühende Felder und glückliche Dörfer hervorbringt, dafür aber angreifbar ist. Diese Visualisierung der Moralentscheidungen ist noch nicht in allen Details perfekt umgesetzt, deutet aber bereits an, welches Potenzial hier schlummert. Es entsteht ein Gefühl, wirklich Einfluss zu nehmen, anstatt nur Zahlen und Werte zu verschieben. Rein spielmechanisch bewegt sich "Fata Deum" zwischen Aufbauspiel und Strategiespiel.

Einerseits gibt es die vertrauten Elemente: Ressourcen sammeln, Gebäude errichten, Strukturen aufbauen. Andererseits aber auch die abstraktere Ebene: Anhänger beeinflussen, Moral formen, Glaube verstärken oder schwächen. Gerade diese Mischung sorgt für Spannung, weil sie den Spieler immer wieder zwingt, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur spielmechanisch, sondern auch ethisch relevant sind. Will man seine Macht durch Furcht und Schrecken sichern oder durch Vertrauen und Wohltaten? Dieser Dualismus ist ein roter Faden im Spiel.

Technische Umsetzung: Early Access spürbar

Natürlich muss man bei einem Early-Access-Titel mit Abstrichen rechnen – und das ist bei "Fata Deum" nicht anders. Technisch macht das Spiel zwar einen soliden Eindruck, aber man merkt, dass hier noch viele Stellschrauben justiert werden müssen. Die Grafik ist funktional und durchaus stimmungsvoll, reicht aber noch nicht an die Pracht anderer Genrevertreter heran. Animationen wirken teilweise hölzern, Texturen sind inkonsistent, und die Performance hängt stark von der Spielgröße ab. All das ist im Rahmen eines Early Access nicht ungewöhnlich.

Viel wichtiger ist, dass die Grundmechanik funktioniert – und das tut sie. Die technische Basis steht, auch wenn sie noch poliert werden muss. Ein Punkt, der vielen Spielern auffallen dürfte, ist die akustische Gestaltung. Die Musikstücke von "Fata Deum" sind atmosphärisch und vermitteln ein Gefühl von Mystik und Macht. Sie erinnern entfernt an orchestrale Fantasy-Soundtracks und passen gut zum göttlichen Thema. Gleichzeitig gibt es aber auch Momente, in denen man sich mehr Abwechslung wünscht. Die Effekte sind solide, aber nicht immer präzise.

Künstliche Intelligenz: Zwischen Lob und Frust

In der aktuellen Early-Access-Version zeigt die Künstliche Intelligenz (KI) Licht und Schatten. Einerseits reagieren die Anhänger sichtbar auf Eingriffe des Spielers und folgen den vorgegebenen moralischen Wegen. Andererseits hapert es oft noch an der Feinabstimmung. Figuren verhalten sich manchmal widersprüchlich, vergessen Aufgaben oder geraten in Schleifen. Auch die gegnerischen Götter – die im fertigen Spiel eine größere Rolle spielen sollen – wirken noch etwas passiv. Hier liegt also noch einiges an Arbeit vor den Entwicklern.

Dennoch ist erkennbar, dass die Grundlogik stimmt und mit weiteren Updates spürbar verbessert werden kann. Trotz aller technischen Schwächen ist es genau dieses Gefühl, das "Fata Deum" schon jetzt so besonders macht: Man spürt die Verantwortung, wenn man über seine Anhänger entscheidet. Es ist eine Sache, ein Dorf aufzubauen und Nahrung zu sichern – und eine ganz andere, über Leben, Tod und Glaubensrichtung einer ganzen Zivilisation zu bestimmen. Die Moral ist, was "Fata Deum" von vielen Aufbauspielen abhebt. Selbst wenn man sich für einen tyrannischen Weg entscheidet, erzeugt das Spiel ein Gefühl von Konsequenz.

Die Frage nach der Langzeitmotivation

Die große Frage bei Early-Access-Spielen ist immer: Reicht der aktuelle Umfang, um längerfristig zu unterhalten? Bei "Fata Deum" ist die Antwort zwiespältig. Einerseits bietet das Spiel bereits genug, um viele Stunden zu fesseln. Das Experimentieren mit verschiedenen Wegen – gut, böse, gemischt – sorgt für Abwechslung. Andererseits fehlen noch klare Langzeitziele. Manche Mechaniken wirken angedeutet, aber noch nicht voll entfaltet. Die Roadmap der Entwickler verspricht hier jedoch einiges.

Mehr Götter, mehr Missionen, größere Karten, komplexere Interaktionen soll es in den kommenden Wochen und Monaten geben. Sollte das alles umgesetzt werden, könnte "Fata Deum" tatsächlich ein würdiger Vertreter des Genres werden. Bis dahin bleibt es eine interessante, aber noch unfertige Erfahrung. Ein positiver Aspekt, den man dem Spiel hoch anrechnen muss, ist indes die Nähe zur Community. Die Entwickler zeigen sich offen für Feedback, reagieren auf Kritik und veröffentlichen regelmäßig Updates.

Ein göttlicher Rohdiamant mit viel Potenzial

Das gibt Hoffnung, dass "Fata Deum" nicht in der Early-Access-Hölle stecken bleibt, sondern sich Schritt für Schritt zu einem ausgereiften Spiel entwickelt. Gerade bei einem Nischen-Genre wie dem Gottspiel ist die enge Zusammenarbeit mit den Fans entscheidend – und hier scheint man auf einem guten Weg zu sein. "Fata Deum" ist im Early Access noch lange nicht perfekt. Es gibt technische Schwächen, inhaltliche Lücken und manche unausgereiften Systeme. Doch das Grundkonzept überzeugt, es ist quasi ein göttlicher Rohdiamant mit viel Potenzial.

Die Mischung aus göttlicher Macht, moralischen Entscheidungen und strategischem Aufbau macht das Spiel zu einem Erlebnis, das Fans des Genres schon jetzt fesseln kann. Wer mit den typischen Early-Access-Problemen leben kann und Freude daran hat, die Entwicklung eines Spiels aktiv mitzuverfolgen, findet hier einen Titel mit enormem Potenzial. Sollte es den Entwicklern gelingen, ihre Vision konsequent umzusetzen, könnte "Fata Deum" in den kommenden Jahren zu dem Gottspiel werden, auf das viele seit Jahrzehnten warten.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 16.09.2025, 18:47
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