Die Kredit- bzw. Debitkarte vergessen, kein Handy, keine Smartuhr dabei? Macht künftig nichts. Schon demnächst soll ein winziger Chip auf dem Fingernagel reichen, um etwa den Einkauf im Supermarkt, den Kaffee im Café oder das Öffi-Ticket bezahlen zu können.
Möglich macht das ein vom Start-up Smart Chip Switzerland gemeinsam mit dem Technikkonzern Infineon entwickelter Mikro-Prozessor. Der Chip wird zunächst in der Schweiz in ausgewählten Nagelstudios erhältlich sein und von geschulten Fachkräften appliziert, schreibt die renommierte "Neue Zürcher Zeitung" in einem Bericht. Kosten soll der Chip zwischen zehn und 20 Franken, umgerechnet rund 10,70 bis 21,30 Euro.
Anders als etwa Uhren und Smartphones benötigt der Nagelchip keinen Strom. Er kann deshalb nicht unabhängig senden (gut für die Sicherheit), sondern funktioniert nur passiv in unmittelbarer Nähe von Lesegeräten. Auch Bezahldaten werden darauf keine gespeichert.
Der aufgebrachte Chip wächst, eh klar, mit der Zeit mit dem Fingernagel heraus. Wird dann beim Kürzen die Antenne beschädigt, funktioniert er nicht mehr und muss ersetzt werden. Erfahrungsgemäß ist das nach rund zwei Monaten der Fall.
Laut Erfinder und Smart-Chip-Switzerland-CEO Claude Niedermann erhöht allerdings die kurze Lebensdauer die Sicherheit. Zusätzlich werde der Chip automatisch nach drei oder vier Monaten deaktiviert, etwas, das für Kartenpartner wichtig gewesen sei.
Nach zwölfjähriger Entwicklungszeit und Millionen-Investitionen sei das Produkt nun marktreif, bestätigt Claude Niedermann im "Heute"-Talk. Die nötige App soll in zwei Wochen bereit sein. Im Juni beginnt dann der Pre-Launch an dreißig Nagelstudie-Standorten in den Schweizer Metropolen Zürich, Basel, Bern, Luzern und Frauenfeld. Der soll zwei Monate dauern, bevor der batterielose und wasserresistente Smart Chip im großen Stil ausgerollt wird.
Spannend für Interessenten in Österreich: Laut Niedermann gibt es hierzulande bereits einen Partner, der etwa in Wien, Graz und Salzburg den Smart Chip vertreiben wird. Voraussichtlicher Start ist bei uns Ende Juni, bei Preisen zwischen zehn und 20 Euro. Sobald verfügbar, können die entsprechenden Standorte über www.smart-chip.com abgerufen werden. Zusätzlich zu Österreich stehen noch Deutschland, Spanien und die Niederlande auf dem Fahrplan.
Wohin die Entwicklung noch geht? In Zukunft soll der Chip etwa auch zum Öffnen von Türen, zur Zeiterfassung am Arbeitsplatz oder als Visitenkarte benutzt werden können.