Es ist heiß, die Sonne scheint und deine Lieblingssandalen passen zwar morgens wie angegossen, drücken aber spätestens am Nachmittag. Warum? Oft stecken geschwollene Beine dahinter.
Wer im Sommer unter schweren, geschwollenen Beinen leidet, ist zwar nicht allein – unangenehm ist das Gefühl aber dennoch. Und was, wenn mehr dahintersteckt? Die Schweizer Physiotherapeutin Farah Sahli erklärt, worauf du achten solltest.
Ist es draußen heiß, versucht unser Körper zu helfen. "Bei Hitze erweitern sich die Blutgefäße, vor allem die Venen", erklärt Sahli. So kann das Blut mehr Wärme aus dem Körperinneren zur Haut transportieren, und der Körper vermeidet es, zu überhitzen. "Durch den Vorgang kann das Blut aber schlechter zurück zum Herzen fließen. Die Flüssigkeit staut sich in den Beinen und versackt dort gewissermaßen." Wenn du viel stehst oder sitzt, können also Schwellungen und das Gefühl von Schwere in den Beinen auftreten.
Das ist unangenehm – aber nicht gleich ein Grund zur Sorge. "Solange die Schwellung beidseitig auftritt, nicht mit Schmerzen oder Hautverfärbungen einhergeht und nach Ruhe oder Hochlagern der Beine wieder zurückgeht, ist sie in der Regel harmlos." Erst, wenn die Schwellung länger bleibt, schlimmer wird oder weitere Symptome dazukommen, rät Sahli, die Ursache in einer Arztpraxis abklären zu lassen.
Solange die Hitze schuld ist, kannst du selbst einiges tun, um deinen Beinen mehr Leichtigkeit zu verschaffen. "Die Beine sollte man, so oft es geht, für zehn Minuten hochlegen", so die Expertin. "Auch Wechselduschen, kalte Fußbäder, lockere Kleidung und sanfte Kompressionsstrümpfe, für alle, die ohnehin zu Schwellungen neigen, können helfen." Sahli rät auch zu mehr Bewegung: "Schon ein Spaziergang oder Fußkreisen können die Venenpumpe anregen." Außerdem ist viel Wasser wichtig. Eine Tasse Brennnessel- oder Löwenzahn-Tee kann zusätzlich helfen.
Die Lymphdrainage, die den Abfluss von Flüssigkeit über die Gefäße anregt, hilft ebenfalls. Legst du selbst Hand an, ersetzt du damit zwar keine professionelle Behandlung, mit den Tipps der Physiotherapeutin verschaffst du dir aber etwas Linderung. "Du kannst die Beine von unten nach oben, immer in Richtung Herz, ausstreichen. Auch sanftes Kreisen mit den Fingerspitzen oder der flachen Hand ist möglich." Aber Vorsicht: Lymphknoten kann man bei zu viel Druck verletzen.
Auch mit Tools wie Trockenbürsten oder Massagerollern kannst du deinen Beinen etwas Gutes tun. "In Aufwärtsbewegungen verwendet, regt beides die Lymphbahnen an." Die Physiotherapeutin empfiehlt zusätzlich tiefes, bewusstes Atmen und Stretching.
Hilft das alles nichts, solltest du einen Arzt aufsuchen, um ein Lipödem abklären zu lassen. Auch wenn die Krankheit vorkommt, warnt Sahli vor der Selbstdiagnose: "Nicht jede Reiterhose ist gleich ein Lipödem!" In manchen Fällen rät die Expertin zu einem Gespräch mit einem Facharzt für Gefäßerkrankungen. "Eine fundierte Einschätzung kann dabei helfen, weitere Maßnahmen zu ergreifen und die Störung konservativ zu behandeln. Eine Operation sollte der letzte Ausweg sein."
Ein Lipödem ist eine chronische, fortschreitende Fettverteilungsstörung, bei der sich das Unterhautfettgewebe – vor allem an Beinen und/oder Armen – symmetrisch und disproportional zum restlichen Körper vermehrt. Es betrifft fast ausschließlich Frauen und hat oft hormonelle Auslöser, z.B. Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre.
Symptome sind symmetrische Fettansammlung an Beinen (typisch: Reiterhosen) oder Armen, oft mit plötzlich beginnendem Fortschreiten. Schmerzen in den betroffenen Bereichen, insbesondere bei Druck oder Berührung. Schwere- und Spannungsgefühl, häufiges "blau Flecken"-Bildung ohne ersichtlichen Grund.
Neben dem Lipödem kommt außerdem das Lymphödem vor. Beide äußern sich mit Schwellungen, haben aber unterschiedliche Ursachen. Ein Lymphödem ist eine chronische Schwellung, die entsteht, wenn sich Lymphflüssigkeit im Gewebe staut. Das passiert, weil das Lymphsystem, das normalerweise überschüssige Flüssigkeit und Abfallstoffe aus dem Gewebe abtransportiert, nicht richtig funktioniert. Ein Lymphödem ist nicht heilbar, aber gut behandelbar.