Gesundheit

So schädlich ist Sitzen mit überkreuzten Beinen

Beim Sitzen die Beinen zu überschlagen, machen viele Frauen – und Männer – quasi unbewusst. Das hat mehr Auswirkungen auf den Körper als vermutet. 

Sabine Primes
Ganz ladylike sitzt man – gesellschaftlich betrachtet – mit überkreuzten Beinen. Diese Mode hat sich bis heute gehalten, tut uns aber nicht gut.
Ganz ladylike sitzt man – gesellschaftlich betrachtet – mit überkreuzten Beinen. Diese Mode hat sich bis heute gehalten, tut uns aber nicht gut.
Getty Images/iStockphoto

Was machen deine Beine, wenn du bequem sitzt? Sind sie gekreuzt? Etwa 62 Prozent der Menschen überkreuzen die Beine mit rechts, 26 Prozent überkreuzen sie mit links und 12 Prozent haben keine Präferenz. In der Regel gibt es zwei Möglichkeiten, auf einem Sessel zu sitzen und die Beine übereinander zu schlagen: Am Knie oder am Fußgelenk. Doch so bequem es auch sein mag, mit gekreuzten Beinen zu sitzen, ist es auch schlecht für die Gesundheit und die Haltung.

Haltung und Blutdruck

Denn Untersuchungen haben ergeben, dass das Sitzen mit gekreuzten Beinen den Hüftschiefstand verstärken kann, so dass eine Hüfte höher liegt als die andere. Außerdem verändert es die Geschwindigkeit, mit der das Blut durch die Blutgefäße in den unteren Gliedmaßen fließt, was das Risiko von Blutgerinnseln (Thrombose) erhöhen kann.

Die meisten Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Überkreuzen der Knie schlimmer ist als das der Knöchel. Tatsächlich kann das Sitzen auf diese Weise zu einem Anstieg des Blutdrucks führen, weil sich das Blut in den Venen staut und das Herz dagegen arbeiten muss. Dadurch erhöht sich das Risiko von Schäden an den Blutgefäßen.

Sowohl an der Wirbelsäule als auch an den Schultern kann es zu Fehlstellungen und im Beckenbereich auch zu einer langfristigen Veränderung der Muskellänge kommen. Die Kopfposition einer Person kann auch aufgrund von Änderungen des Schwerpunkts über dem Becken ihre Ausrichtung verlieren. Auch das Risiko einer Skoliose (Deformierung der Wirbelsäule) steigt nach längerer Zeit, ebenso wie die Gefahr größerer Trochanterschmerzen, die die äußere Hüfte und den Oberschenkel stark betreffen. Es kann auch zu Nervenschäden führen, insbesondere bei Kompression des im Unterschenkel befindlichen Nervus peroneus. Das führt zum "eingeschlafenen Bein".

Weniger Spermien

Bei Männern kann das Überkreuzen der Beine auch die Spermienzahl beeinflussen. Nämlich nicht durch das Zusammenquetschen, sondern durch eine Änderung der Körpertemperatur. Die Hoden müssen zwischen zwei und sechs Grad Celsius unter der normalen Körpertemperatur bleiben, aber wenn die Beine eines Mannes übereinander geschlagen werden, kann die Hitze um bis zu 3,5 Grad Celsius steigen. Und Studien deuten darauf hin, dass ein Anstieg der Hodensack- oder Hodentemperatur sowohl die Anzahl als auch die Qualität der Spermien verringern kann.

Vorteile

In bestimmten Fällen bietet das Überkreuzen von Beinen jedoch einige Vorteile. Eine Studie der National Library of Medicine aus dem Jahr 2016 zeigt, dass diejenigen, die ein Bein länger als das andere haben, ihre Beine im Sitzen kreuzen können, um die Ausrichtung ihres Körpers zu verbessern

Und natürlich sitzt man bei der berühmten Yoga- oder Meditationshaltung (Lotussitz, Schneidersitz) mit gekreuzten Beinen auf dem Boden. Allerdings gibt es nur wenige Daten darüber, ob langes Sitzen in dieser Position zu einigen der Probleme führen kann, die das Sitzen mit überkreuzten Beinen auf einem Sessel verursacht. 

Nicht zu lange in derselben Position verharren

Im Resümee ist es wahrscheinlich besser, die Beine nicht übereinander zu schlagen. Allerdings werden viele der damit  verbundenen Risikofaktoren wahrscheinlich durch andere zugrunde liegende Probleme wie Bewegungsmangel und Fettleibigkeit noch verschlimmert. Daher lautet der wichtigste Ratschlag, nicht zu lange in der gleichen Position zu sitzen und sich regelmäßig zu bewegen.

Übrigens: Dass das Überkreuzen der Beine die Entstehung von Krampfadern begünstigt, hält sich nach wie vor hartnäckig, ist aber ein Irrglaube. Die kommen vom langen Stehen und langen Sitzen. Außerdem spielen Hormone, Übergewicht und Bewegungsmangel und vor allem die Genetik eine Rolle. 

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