Raketen-Angriff auf EU?

Heeres-Oberst warnt vor Flächenbrand im Nahen Osten

Jäger-Kommandant Matthias Wasinger warnt vor einem Flächenbrand im Nahen Osten. Vergeltungsschläge des Iran könnten auch Europa treffen.
Newsdesk Heute
23.06.2025, 19:08
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Nur Tage vor dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen hatte Oberst Matthias Wasinger auf Zurückhaltung durch Donald Trump gehofft: "Ich bin der tiefen Überzeugung, dass die Führung der Vereinigten Staaten weiß, dass ein Eingreifen in diesen Krieg Israels eine sofortige regionale Ausweitung bedeuten würde. Israels Sieben-Fronten-Krieg könnte heiß werden und die USA hier hineingezogen werden in etwas, das nur schwer kontrollierbar ist. Der Schaden für die USA wäre immens", warnte der Oberst im Generalstabsdienst des österreichischen Bundesheeres in einer Lageeinschätzung auf "ntv".

Das war am Freitag. Am Sonntag griffen amerikanische B-2 Tarnkappenbomber mit tonnenschweren Bunkerbrechern iranisches Hoheitsgebiet an. Der Iran antwortete erst mit neuen Drohungen – und am Montagabend mit einem Raketenangriff auf US-Basen. "Es ist eine weitere Eskalation im Konflikt selbst. Auf den Charakter des Konflikts wirkt es sich nicht aus", reagiert Wasinger am Montag im Ö1-Morgenjournal auf die bedrückende Entwicklung.

Matthias Wasinger ist Oberst des Generalstabdienstes und Kommandant des Jägerbataillons 24 in Lienz.
Johann Groder / EXPA / picturedesk.com

Ein wie nun erfolgter Vergeltungsschlag auf die rund 40.000 amerikanische Soldaten und zahlreichen US-Militärbasen in der Region sei "eine der wesentlichen Optionen, die der Iran hat, hier eskalatorisch wirken zu können", betont der Kommandant des Jägerbataillons 24 in Lienz. Das könnte dann auch noch weitere Länder in diesen Konflikt hineinziehen.

Auch EU im Visier?

Im iranischen Waffenarsenal finden sich auch Mittelstrecken-Raketen wie die "Chorramschahr-4" (auch "Chaibar") oder "Shahab 3" mit rund 2.000 Kilometern Reichweite. Diese könnten sogar US-Stützpunkte in Griechenland, Rumänien oder Bulgarien – also auf EU-Gebiet – angreifen.

Würde Teheran so weit gehen? "Auszuschließen ist heutzutage nichts mehr. Es gibt jeden Tag Vorkommnisse, die uns überraschen", so Wasinger. Aber: "Ich sehe das jedoch nicht als eine der unmittelbaren Maßnahmen. Doch je länger der Konflikt dauert, desto wahrscheinlicher werden derartige Szenarien."

Neben Angriffen des iranischen Militärs könnte nun auch das Netzwerk an iranischen Stellvertretern, Proxys wie Hisbollah, Hamas, Huthis und Milizen im Irak wieder vollaktiv werden, um die USA und Israel, "vor mehrere Dilemmas gleichzeitig" stellen zu können.

Und auch wirtschaftliche Eskalation droht: "Sollte sich der Iran dazu entscheiden, die Straße von Hormus zu schließen, hätte globale Auswirkungen auf die Wirtschaft. Gerade China hat kein Interesse an erhöhten Ölpreisen, Russland schon. Die Chinesen könnten daher den Iran weiter unterstützen."

Wurden Atomanlagen wirklich zerstört?

Ob die teils bis zu 100 Meter unterirdisch liegenden Atomanlagen wirklich vollständig zerstört wurden, wie es Donald Trump behauptete, lässt sich derzeit nicht unabhängig feststellen. "Bei den Leistungsparametern der eingesetzten Bomben, der GBU-57, ist das durchaus möglich. Sie sollten 60 Meter Erdreich oder 18 Meter Stahlbeton durchschlagen und entsprechend die Anlagen zerstören können", so Wasinger dazu.

Die GBU-57 schafft dies durch eine Mischung aus kinetischer Energie und Sprengkraft. Die tonnenschwere, von speziellem Hochleistungsstahl ummantelte Bombe bohrt sich alleine durch die kinetische Wucht tief ins Erdreich und explodiert erst zeitverzögert in der Tiefe. "Durch sequenziellen Einsatz kann man auch tiefer hineinwirken", weiß der Offizier.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 23.06.2025, 19:49, 23.06.2025, 19:08
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