Mittel "wie Glyphosat"

Unkrautgift im Freibad – Wiesen nun braun statt grün

In Bisamberg hat der unsachgemäße Einsatz eines Spritzmittels die Wiesen des Florian-Berndl-Bades absterben lassen. Nun kommen immer mehr Fragen auf.
Aram Ghadimi
13.08.2025, 06:15
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Es soll sich um ein Gift für Pflanzen (Herbizid) handeln, das so stark in deren Stoffwechsel eingreift, dass diese in kürzester Zeit absterben. Ein solches Mittel hat jetzt weite Bereiche der Wiese im Florian-Berndl-Bad in Bisamberg (Bezirk Korneuburg) vernichtet, wie das Bad auf seiner Webseite bekannt gibt. Es habe einen "Anwendungsfehler" gegeben.

Um gesundheitliche Risiken für Gäste ausschließen zu können, sei der Chemiker der Herstellerfirma kontaktiert worden, heißt es weiter. Außerdem habe man Vertreter der Behörde sowie die Polizei informiert. Zu keiner Zeit habe Gefahr für die Gesundheit der Gäste bestanden, behauptet das Bad. Zweifel daran kommt jetzt von der SPÖ Bisamberg: "Es gab Widersprüche in den Informationen durch die Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN), Bad und Infoblatt für Badkunden."

Bad weiterhin geöffnet

"Heute" hat daher beim Geschäftsführer des Florian-Berndl-Bades, Ulf Seifert, nachgefragt, ob er eine Schließung in Betracht zieht. In seiner Antwort stellt Seifert klar: "Das Bad ist derzeit geöffnet und wird so lange offen belieben, wie es der Zustand des Bodens im Freigelände zulässt."

Dann gibt Seifert zu bedenken, dass die Sanierung der Wiese "ein Schließen des Bades erforderlich machen" würde. "Die Auswirkungen der Sanierung und damit die neuerliche Nutzung des Bades wären erst nach Ende der Sommersaison gegeben und somit nicht sinnvoll."

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Gegenüber dem ORF sagte Seifert zudem: "Man kann die Wiese normal betreten und auch darauf liegen. Sie ist nur etwas härter und nicht besonders schön." Von optischen Einbußen abgesehen, gäbe es keine Einschränkungen für die Badegäste. Einige hätten sich auch erkundigt, ohne dass es massive Beschwerden oder große Tumulte gegeben habe, beruhigt Seifert.

Auskunft von Gemeinde und Bad gefordert

Demgegenüber schlägt die SPÖ Bisamberg scharfe Töne an und fordert auf ihrer Facebook-Seite: "Die Verantwortlichen in den Gemeinden Korneuburg und Bisamberg sowie dem Badbeirat, sollen Auskunft über die Verwendung solcher Mittel auf öffentlichen Flächen geben."

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Die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Insekten (Bienensterben) und Grundwasser, sagt die SPÖ, seien hinreichend bekannt: "Einträge von Pestiziden durch Wind in die Schwimmbecken oder in den Bereich des Kinderspielplatzes auch auf Liegewiesen müssen unbedingt vermieden werden."

Rätselraten um Chemikalie

Nach wie vor ist nicht öffentlich bekannt, um welches Mittel es sich handelt. Dazu schreibt die SPÖ: "Die Marktgemeinde Bisamberg hat vor einigen Jahren beschlossen, auf den Einsatz bestimmter Pflanzenschutzmittel, wie Glyphosat, auf allen Flächen der Gemeinde zu verzichten, was auch öffentlich kommuniziert wurde."

Während in Bisamberg weiter spekuliert wird, ob es nicht doch Glyphosat war, sagt Seifert gegenüber "Heute": "Derzeit laufen die Untersuchungen der Bodenproben in Zusammenarbeit mit der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), erst nach Vorliegen der Ergebnisse wird sich mit Sicherheit sagen lassen können, welche Mittel tatsächlich zum Einsatz kamen." Irritierend daran ist, dass das Bad den Chemiker der Herstellerfirma kontaktierte – also eigentlich wissen müsste, um was es sich handelt.

Trotzdem hält sich Seifert bedeckt: "Unmittelbar nach Kenntnis des aufgetretenen Schadens haben die Geschäftsführung und Eigentümervertreter Kontakt zu Chemikern, Behördenvertretern und Sachverständigen der Polizei aufgenommen und alle im Bad zum Einsatz kommenden Mittel dahingehend überprüfen zu lassen, ob bei Anwendung all dieser Stoffe eine Gesundheitsgefährdung der Gäste hätte bestehen können." Diese Möglichkeit sei von allen hinzugezogenen Experten zu jeder Zeit verneint worden.

Gemeinde hat keine Kenntnis

"Heute" wollte auch vom Bürgermeister der Gemeinde Bisamberg wissen, ob es sich um Glyphosat handelt. Im Auftrag des Bürgermeisters antwortet eine Sprecherin, dass eine Mehrheit der Fragen von "Heute" direkt an die Geschäftsleitung des Florian-Berndl-Bades zu richten sei, denn: "Die Marktgemeinde Bisamberg ist in die operative Leitung des Bades nicht bzw. nur am Rand als Eigentümervertreterin involviert. Welche Mittel dort, wann, wo und aus welchem Grund zum Einsatz kommen, entzieht sich unserer Kenntnis."

Als "Natur im Garten"-Gemeinde der ersten Stunde verzichte die Marktgemeinde seit vielen Jahren gänzlich auf den Einsatz von Herbiziden bei der Pflege aller unsere Wege und Grünanlagen: "Im Speziellen auf das von Ihnen erwähnte Glyphosat."

Dann das überraschende Eingeständnis: "Natürlich ist der Sach- und Reputationsschaden für unser Bad ein gewaltiger und wir sind als Miteigentümer des Bades selbstverständlich um eine vollumfängliche und restlose Aufklärung des Vorfalls bemüht."

"Heute" wollte von Geschäftsführer Ulf Seifert wissen, ob er ausschließen kann, dass es sich um Glyphosat handelt – als Spritzmittel ist es, trotz seiner bestätigten Giftigkeit für Menschen, noch immer bei Weinbauern der Region beliebt.

Dazu Seifert: "Um genau das herauszufinden und um nicht Gerüchte und Vermutungen in die Welt zu setzen, haben wir die AGES sowohl mit Bodenproben, als auch Pflanzenproben beauftragt. Was ich mit Sicherheit mitteilen kann ist, dass wir im Bad 'Roundup' (Einzelmarke für Glyphosat des Herstellers Bayer) nicht in Verwendung haben."

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 13.08.2025, 06:59, 13.08.2025, 06:15
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