100 Mio. Euro Schaden

"Immer noch Baustelle" – Ärger über Bahnhof Tullnerfeld

Das Hochwasser 2024 hat den Bahnhof Tullnerfeld schwer getroffen. Nun regt sich Ärger unter Fahrgästen, weil noch immer gebaut wird.
Aram Ghadimi
25.09.2025, 05:15
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"Mir reicht es jetzt schon langsam!", sagt Karin C. gegenüber "Heute". Die 53-jährige Niederösterreicherin pendelt jede Woche von Montag bis Freitag nach Tulln zur Arbeit. Was eigentlich ein Katzensprung wäre und komfortabel ablaufen könnte, ist für sie ein anhaltendes Ärgernis. "Die ÖBB verarscht uns", sagt C. und klingt dabei aufgebracht.

Baustelle als Zumutung

C., die nur wenige Kilometer vom Bahnhof Tullnerfeld entfernt wohnt, muss schon frühmorgens den Bus nehmen, um ihren Zug zu erwischen. Als Putzkraft beginnt sie schon vor 6.00 Uhr mit der Arbeit: "Die anhaltende Baustelle am Bahnhof Tullnerfeld ist einfach nur eine Zumutung", sagt sie.

"Zuerst hieß es, im Juli ist endlich Schluss mit den Bauarbeiten. Dann hat es geheißen, im September ist es so weit. Jetzt soll im November Bauschluss sein", sagt die C. und setzt nach: "Vermutlich stimmt das auch nicht und der Bahnhof wird erst irgendwann 2026 fertig."

„Wir hatten im Tullnerfeld über 100 Millionen Euro an Schäden.“
Cristopher SeifÖBB-Pressesprecher Niederösterreich/Burgenland

Apotheke nach zwei Monaten wieder offen

Die Baustelle gäbe es schon viel zu lange, sagt die 53-Jährige. Seit dem Hochwasser 2024 werde repariert, um- und ausgebaut. Die Fahrgäste blieben aber seither auf der Strecke, klagt C.: "Bei uns war 2024 alles überschwemmt. Die Apotheke am Bahnhof hat nach zwei Monaten wieder offen gehabt. Während es die ÖBB bis heute nicht schafft."

Ein böser Verdacht mache sich bei ihr breit, sagt Karin C. und klingt dabei frustriert: "Vermutlich wird erst dann alles wieder offen sein, wenn die Büros, die beim Bahnhof gerade errichtet werden, fertig sind. Die WCs befinden sich weiterhin in Containern. Und es gibt keinen vernünftigen Ort, um sich während der Wartezeiten warmzuhalten."

Hochwasser als bauliche Herausforderung

"Heute" hat die ÖBB mit den Vorwürfen konfrontiert und von Sprecher Christopher Seif eine detaillierte Antwort bekommen. Seif sagt: "Ja. Der Bahnhof Tullnerfeld befindet sich tatsächlich noch in der Bauphase. Dabei geht es nicht nur um die Wiederherstellung der Verkehrsstation nach den Hochwasserschäden, sondern auch um die Errichtung von zwei neuen Technikgebäuden."

Sämtliche Haus- und Bahntechnik werde ausgelagert und in diese neuen Gebäude verlegt. Alle Arbeiten müssten nach den strengen Vorgaben des Hochwasserschutzes erfolgen. "Denn, die Anlagen werden hochwasserdicht ausgeführt, zusätzlich entsteht ein eigener Schutz innerhalb des Gebäudes."

Ein Großteil dieser Maßnahmen sei bereits umgesetzt, noch heuer werde der Hochwasserschutz vollständig abgeschlossen sein, sagt Seif: "Solange die Bauarbeiten laufen, sind Absperrgitter und provisorische Einrichtungen wie Container unverzichtbar, schließlich muss der Bahnhof während der Bauphase weiterhin öffentlich zugänglich sein und sicher betrieben werden."

Angesprochen auf die provisorischen Container-WCs und die Möglichkeit sich unterzustellen, sagt Seif: "Die Aufenthalts- und Sanitärbereiche der Verkehrsstation waren ebenfalls massiv vom Hochwasser betroffen und befinden sich noch in Sanierung. Sitzgelegenheiten können erst wieder aufgestellt werden, sobald die Flächen fertiggestellt und von Baumaterialien freigeräumt sind. Danach stehen unseren Fahrgästen wieder entsprechende Aufenthaltsmöglichkeiten zur Verfügung."

ÖBB: "Bahnhof im November fertig"

Der ÖBB-Sprecher ist zuversichtlich: "Alle Geschäftslokale werden bis Anfang November fertiggestellt, sodass die Wiedereröffnung sämtlicher Geschäfte, darunter auch die Bäckerei Felber, Anfang November erfolgen kann. Der Bahnhof an sich mit den kundenrelevanten Einrichtungen und den Geschäftslokalen wird also im November fertig sein."

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"Der stark in Mitleidenschaft gezogene Bahnhof Tullnerfeld wurde resilienter", freut sich Seif. Zum einen sei die Haustechnik (Elektro, Heizung, Lüftung) im gesamten Bahnhof und auch in den Geschäften hochwassersicher gemacht worden. Andererseits wurde der gesamte Bahnhof "abgedichtet", sodass beispielsweise bei Rohreinleitungen kein Wasser mehr eindringen kann.

"Über 100 Mio. Euro Schaden"

Über 100 Millionen Euro Schaden habe die ÖBB im Tullnerfeld zu beklagen gehabt. Tunnel waren überflutet, Strecken nicht befahrbar. Für die Zukunft werde daher vorgesorgt: "Für den Bahnhof Tullnerfeld sind zusätzlich mobile Hochwasser-Schutzelemente vorgesehen."

Aus der Sicht von Sprecher Seif hat die ÖBB große Fortschritte erzielt. Denn, die Bauarbeiten betreffen nicht nur den besagten Bahnhof: "Auch der Hochwasserschutz bei den Tunnelportalen in Atzenbrugg und Purkersdorf wurde verbessert und wichtige Versorgungselemente höher gelegt, damit eine Beschädigung der sensiblen Technik im Tunnel auch im Fall von Extremwetterereignissen bestmöglich vermieden wird."

"Im Bereich der Überlaufzone der Perschling wurden vorbereitende Maßnahmen gesetzt, um künftige Überflutungen abzumindern. Außerdem wurden der Unter- und Oberbau der Weststrecke im unterspülten Bereich nahe der Perschling erneuert."

"Noch immer keine Lösung"

Für Karin C. "muss endlich eine Lösung her. Warum stellt man nicht zum Beispiel beheizte Container auf?" Diese Frage stellt sich für sie seit einem Jahr. "Wir frieren am Bahnhof", hatte C. gegenüber "Heute" zuletzt im Jänner geklagt: "Jetzt wird es wieder kalt und noch immer kann man sich nirgendwo wärmen."

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 25.09.2025, 10:26, 25.09.2025, 05:15
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