Konflikt eskaliert

Israels Angriff auf den Iran – alle schauen auf Trump

Erst distanziert sich Washington, dann hilft Trump doch– Israel braucht Rückendeckung aus den USA. Doch die Rolle des US-Präsidenten wirft Fragen auf.
14.06.2025, 22:07
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Die Rolle der US-Regierung war nach Israels Angriff auf den Iran anfänglich klar: Washington sei nicht beteiligt, Israel habe im Alleingang angegriffen, teilte das Weiße Haus auf X mit. Einige Stunden später erklärte Washington, dass die USA Israel bei der Abwehr von Raketenangriffen unterstütze. "Ich kann bestätigen, dass die USA beim Abschuss von Raketen, die auf Israel abgefeuert wurden, Hilfe leisten", sagte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.

"Dass Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu es wagt, dieses Risiko einzugehen, sagt etwas darüber aus, wie solistisch Israel nach eineinhalb Kriegsjahren agiert. Lange Zeit haben westliche Länder sich bemüht, Israel von einem Angriff auf die nukleare Infrastruktur des Irans abzuhalten. Bislang mit Erfolg. Doch jetzt setzt sich Netanjahu offenkundig über ihre Meinung hinweg. Er fühlt sich frei, Grenzen zu überschreiten, weil er sich letztlich der Unterstützung der USA sicher ist", schreibt die niederländische Zeitung "de Volkskrant" am Samstag.

Die entscheidende Frage: Was haben die USA vor?

Nahost-Experte Andreas Böhm sagt zu 20 Minuten: "Es wirkt, als sei Trump von diesem Angriff etwas überrascht worden und dass er nicht zuvor involviert gewesen sei. Alles, was er im Nachhinein dazu sagte oder tat, wirkt eher wie der Versuch, den Angriff ex post zu rationalisieren oder politisch einzuordnen. Sein ursprünglicher Plan, mit dem Iran einen umfassenden Deal auszuhandeln, ist damit wohl gescheitert."

"Die entscheidende Frage ist nun: Wie geht es weiter? Israel hat bereits angekündigt, dass sich die militärischen Operationen über Tage, wenn nicht Wochen hinziehen könnten. Sollten sie tatsächlich die Atomanlagen in Fordo angreifen wollen, könnten sie das mit ihren eigenen Mitteln kaum machen – dafür wären sie auf amerikanische Unterstützung angewiesen. Das würde die USA explizit zur Kriegspartei machen. Implizit ist sie das ohnehin schon, durch Waffenlieferungen, Aufklärung und so weiter", sagt Böhm.

"Doch die Frage bleibt, ob Trump das seiner Basis zumuten kann. Immerhin trat er als "Peace-President" an und versprach in jeglichen Konflikten Frieden. Sollten US-Stützpunkte Ziel von Angriffen werden, hätte Washington wohl keine andere Wahl mehr – die USA wären dann definitiv militärisch in den Krieg verwickelt. Dennoch ist anzunehmen, dass der Iran ein direktes Eingreifen der Vereinigten Staaten möglichst vermeiden möchte. Denn er wüsste, dass er gegen die USA wohl den Kürzeren ziehen würde."

"Welt kann brennen – auch Israel"

Die israelischen Angriffe auf den Iran spalten auch Trumps Basis. Viele rechtsgerichtete Politiker in den USA betonen, dass bedingungslose Unterstützung für Israel im Widerspruch zu Trumps Wahlprogramm "America First" stehe, meint das Portal "Al Jazeera". "In weiten Teilen der ‹America First›-Basis herrscht ein starkes Gefühl von Verrat und Wut, weil sie sich entschieden gegen die Vorstellung gewandt haben, dass die USA an solchen Kriegen beteiligt sind oder sie unterstützen", sagte Trita Parsi vom Quincy Institute, einer US-Denkfabrik zur Förderung der Diplomatie.

Dass Israel wohl nicht bedingungslos mit Trumps Unterstützung rechnen kann, meint auch ein Polit-Analyst der ungarischen Zeitung "Nepszava". Er schreibt: "Für US-Präsident Donald Trump stehen die USA an erster Stelle, die Welt kann brennen – auch Israel. Der US-Präsident, der als größter Freund des jüdischen Staates gilt, hilft Israel nicht nur vorerst nicht, sondern könnte für eine noch unangenehmere Überraschung sorgen, wenn er in seinem Groll selbst im Falle einer unvermeidlichen iranischen Vergeltung keine Hilfe leistet. Dies ist nicht auszuschließen, zumal er kürzlich mit den Huthi vereinbart hat, dass diese lediglich US-Ziele vor ihren Bomben verschonen, hingegen kann Israel ungestraft von Irans jemenitischen Stellvertretern beschossen werden – und wird auch beschossen."

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