Vor Kurzem in einem Lokal in Steiermark beobachtet: Das Kind einer Familie kann seine Hauptspeise nicht aufessen, die Eltern bitten den Kellner, ob er etwas zum Einpacken bringen könnte. Sekunden später legt er einen Plastikcontainer auf den Tisch. Superservice!
Das Neue dabei: Was früher kostenlos war, findet sich jetzt auf der Rechnung wieder: 50 Cent.
Die Gastronomie ist ein Barometer unserer finanziellen Möglichkeiten – auch in diesem Fall. Nicht nur die Kunden kämpfen mit den Auswirkungen der Teuerung, die Wirte sind ebenso betroffen.
Energierechnungen steigen bei ihnen wie bei ihren Gästen, Personalkosten steigen, Rind- und Hühnerfleisch sind seit Jahresbeginn um etwa ein Drittel im Preis gestiegen, "das können wir nicht alles auf unsere Gäste abwälzen", sagte dazu unlängst Thomas Peschta, Gastrosprecher der Wiener Wirtschaftskammer zu "Heute".
Die Wirte durchforsten ihre Ausgaben, rechnen nach, wo sie mehr verlangen könnten, überlegen, ob sie gewisse Speisen von der Menükarte streichen sollten. Im Fall der Verpackung "To Go" ist es laut einem Wirten, der anonym bleiben will, eine "rein ökonomische Überlegung."
„50 Cent Anerkennungsbeitrag für das Einpacken“Wirt rechnet vor
Der Gastronom aus Wien sagt: "Wenn eine einfache Alufolie zum Verpacken reicht (Anm.: etwa bei einem Schnitzel), dann verlange ich nichts für Hausgäste."
Doch er gibt zu, immer mehr Lokalbetreiber verlangen "etwa 50 Cent Anerkennungsbeitrag für das Einpacken." Dann rechnet der Gastronom vor: "Das Marktamt hat uns Vorschriften auferlegt, die Verpackung muss gewisse Auflagen erfüllen. Einweggeschirr etwa – diese Plastikboxen – kosten 40 bis 50 Cent pro Stück, dazu noch eine Tragetasche, die reißfest sein muss und durch die auch keine Flüssigkeit tropft, kostet wieder 40 bis 60 Cent. Das läppert sich!"
Seitdem die Teuerung voll zuschlägt, machen Gastronomen immer wieder Schlagzeilen mit neuen Forderungen. Im Vorjahr sorgte ein Wirt am Wörthersee für Aufregung, weil er für einen "Räuberteller", einen leeren Teller, damit sich Gäste eine Hauptspeise teilen können, acht Euro verlangte! Übrigens, eine typische Hauptspeise kostete schon damals 42 Euro.
Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass viele Wirte Geld für normales Leitungswasser verlangen.
Toiletten der Lokale sind immer öfter nur für Gäste kostenlos zu nutzen. Der Wiener Wirtesprecher Thomas Peschta dazu: "Laut Regierungsprogramm sollen wir unsere Toiletten öffentlich machen, doch jeder weiß, wie teuer Toiletten sind. Sogar die Stadt Wien verlangt Geld für die Benützung öffentlicher WCs!"
Was könnten Gäste denn noch an Zusatzgebühren erwarten? "Wir würden gerne wegkommen von diesen Themen", sagt Peschta, "wir wollen lieber Gastgeber sein, wir schenken lieber was her, wenn es der Gastlichkeit dient."
Wir konfrontieren ihn mit einem neuen Gerücht: Angeblich verlangt ein Wirt in Niederösterreich extra, wenn der Tee wieder aufgewärmt werden soll. Peschta dazu: "Da muss echt was falsch laufen bei dem."