Tierische Therapie

Puurrrfekte Ergebnisse bei Kindern durch "Dr. Katze"

Am Lichtblickhof in Wien erforscht ein Team das Potenzial katzengestützter Therapie für Kinder und Familien.
Heute Tierisch
13.11.2025, 11:35
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Seit fast 25 Jahren begleitet das Team vom "Lichtblickhof" an zwei Standorten in Wien und Niederösterreich Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen, Behinderungen oder traumatischen Erfahrungen – und ihre Familien. Im Mittelpunkt steht die pferdegestützte Therapie, aber auch andere Tiere wie Hunde, Kaninchen, Schafe und seit einiger Zeit auch Katzen werden einbezogen.

„Für uns am Kinderhospiz Lichtblickhof war das Neuland. Weil die Einbindung von Katzen in der Therapie nicht so einfach ist, hat unsere Arbeit auch international viel Interesse hervorgerufen“
Roswitha ZinkGründerin Lichtblickhof

Die Idee zur Katzentherapie kam von einem unheilbar kranken Mädchen. "Wir hatten immer Katzen am Lichtblickhof und die Jahre davor immer wieder beobachtet, wie sie sich in unseren Therapiealltag eingebracht haben. Wir haben die wenige Literatur zu dem Thema gelesen und gezielt versucht, das so greifbar zu machen, dass man wirklich von einer katzengestützten Therapie reden kann. Wichtig war dabei auch für uns selbst zu klären, was die speziellen Wirkfaktoren sind, die Katzen einbringen können, und wie sie ausgebildet werden", erklärt Zink.

„Katzen hatten in der Domestikation eine ganz andere Rolle als Hunde, weshalb es in der Vergangenheit sehr wenige Versuche gab, Katzen gezielt eine Erziehung angedeihen zu lassen. Dadurch werden Katzen sehr unterschätzt. Denn sie sind sehr lernfähig, klug und sehr empathisch.“

Katzen können besonders jenen helfen, die von der Tierart fasziniert sind. Laut Zink profitieren oft auch Väter von schwerkranken Kindern, selbst gestandene Bodybuilder mit Tattoos.

Bei Depressionen, bei Angststörungen, bei Konzentrationsstörungen weiß man, dass Katzen sehr gute Dienste leisten, ebenso dass sie den Blutdruck senken und einen protektiven Effekt gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben – mit dem richtigen Therapeuten dazu", sagt Zink.

Vor allem Psychotherapie

Am Lichtblickhof setzt man Katzen hauptsächlich in der Psychotherapie ein. "Sie sind emotional besonders einladende Tiere und vereinen viele Extreme: von athletisch und kraftvoll bis elegant und genussvoll. Das bietet viele Anhaltspunkte, um die eigene Emotionsregulation, das eigene Wohlbefinden, die Lebensqualität und alle psychischen Themen anzustoßen", erklärt Zink.

"Das Tier ist immer der Co-Therapeut, die Verantwortung in der tiergestützten Therapie hat aber der Mensch", betont Zink.

Was die Katze in der Therapie so besonders macht, ist laut Zink ihre Dualität: "Sie sind als Fluchttier sehr ängstlich, als Raubtier dagegen sehr mutig. Sie sind sehr athletisch, aber auch sehr entspannt. Solche Dualitäten wirken, weil man das beobachten und darüber sprechen kann. Für mich als Psychotherapeutin hat das ein Riesenpotenzial, um Themen aufzuspüren oder herauszufinden, wo es Schnittstellen gibt, die zu Entwicklungsschritten beim Patienten führen können."

Weniger flexibel als Hunde ein Plus?

Katzen sind im Gegensatz zu Hunden weniger flexibel, sich auf unsere menschliche Sicht einzustellen. Das zwingt uns, im Kontakt mit ihnen aus unserer Komfortzone zu gehen und uns auf ihre Welt einzulassen.

Ein besonderes Thema ist das Schnurren. "Es gibt Hinweise, wonach Schnurren besondere Selbstheilungskräfte in Gang setzt. Noch kann man nicht von Evidenz sprechen, aber es gibt spannende Forschungsansätze in Richtung COPD, rheumatische Erkrankungen, Herzfrequenz und das allgemeine Wohlbefinden. Seit wir Katzentherapie machen, habe ich noch nie ein Kind oder einen Erwachsenen erlebt, den das Schnurren nicht fasziniert hat", erzählt Zink.

Wissenschaftliche Evidenz für die Wirkung von Katzen in der Therapie gibt es erst ansatzweise. "Von Evidenz kann man wahrscheinlich noch nicht sprechen, weil das Gebiet zu jung ist. Aber es gibt schöne Anhaltspunkte, einen guten Start an Studien und wir haben versucht, diese möglichst allumfassend in unserem kommenden Buch zu nennen", sagt Zink.

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