Fünf Monate ist es her, seit das Kiss-Cam-Video eines Coldplay-Konzerts viral gegangen ist. Es zeigt Andy Byron und Kristin Cabot, damals beide Manager bei Astronomer, eng umschlungen. Nun hat Kristin Cabot erstmals in einem Interview mit der "New York Times" ihre Sicht der Ereignisse geschildert. Andy Byron hat ein Interview abgelehnt.
Cabot, 53 Jahre alt, weist eine Affäre mit Byron zurück. Sie erzählt, dass sie nach "ein paar High Noons" – das ist ein alkoholisches Getränk – eine "schlechte Entscheidung" getroffen habe. Vor diesem Abend hätten sie sich noch nie geküsst. "Ich habe dafür Verantwortung übernommen und meine Karriere aufgegeben. Das ist der Preis, den ich bewusst zu zahlen gewählt habe", sagt Cabot. Besonders wichtig ist ihr, dass ihre Kinder verstehen: "Man kann Fehler machen, richtig Mist bauen. Aber dafür sollte man nicht mit dem Tod bedroht werden."
Cabot steckt mitten in einer Scheidung. Im Frühling sprach sie darüber auch mit Byron. "Ich mache gerade dasselbe durch", habe er ihr damals gesagt. Diese ähnliche Lebenssituation habe "unsere Verbindung irgendwie verstärkt".
Cabot gibt zu, dass sie starke Gefühle für ihren Chef entwickelt hat, sich aber wegen seiner Position zurückgehalten hat. Ihre eigene Trennung war noch frisch, als sie mit Freunden zum Coldplay-Konzert im Juli 2025 ging. "Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr ausgegangen", erzählt sie. Sie fragte Byron, ob er mitkommen wolle.
"Ein Teil meines Gehirns hat vielleicht mit den Armen gewedelt und gerufen: ‹Tu das nicht›", erinnert sich Cabot. Im Grunde habe sie aber keine Bedenken gehabt. Sie und Byron waren kein Paar. Es habe sie "aus der Bahn geworfen", als sie am Weg zum Konzert erfuhr, dass auch ihr Noch-Ehemann im Stadion sein würde.
An dem Abend kamen sich Cabot und Byron näher, sie küssten sich. Laut der ehemaligen HR-Managerin blieb es aber bei diesem einen Mal. Byron habe hinter ihr getanzt, sie habe dann seine Hände und seine Arme um sich gelegt.
Cabot schildert, dass es sich anfühlte, als "habe jemand einen Schalter umgelegt", als ihr Bild auf der großen Leinwand erschien. "Ich werde das nie auf eine artikulierte oder intelligente Weise erklären können." Plötzlich spürte sie "blanke Angst". Zwei Gedanken schossen ihr durch den Kopf: Erstens, ob ihr Noch-Ehemann sie sieht – sie wollte ihn nicht demütigen. Zweitens: "Andy ist mein Chef". "Ich war so beschämt und so entsetzt."
Nach dem Vorfall flohen Cabot und Byron zur Bar. "Wir saßen beide einfach da, die Köpfe in den Händen, und dachten: Was ist gerade passiert?" Noch im Stadion besprachen sie, wie es weitergehen soll. "Und das erste Gespräch war: Wir müssen den Verwaltungsrat informieren." Anschließend fuhren sie zu Cabots Wohnung und planten das weitere Vorgehen.
Gegen vier Uhr früh bekam Cabot das Tiktok-Video per SMS – sie fluchte ordentlich. Danach informierte sie ihre Kinder: "Sie wussten natürlich, wer Andy war, und ich sagte: Er und ich haben uns in einem Moment sehr mitreißen lassen, und jetzt ist es in den sozialen Medien." Dann folgte eine Telefonkonferenz mit dem Verwaltungsrat. Nach Abschluss der Untersuchung bot man ihr an, ihre Position wieder einzunehmen. Sie lehnte ab.
Nach dem Vorfall wurde Cabot im Netz übel beschimpft. Laut New York Times erhielt sie zwischen 500 und 600 Anrufe pro Tag. Vor ihrem Haus campierten Journalisten, Autos fuhren langsam vorbei – "wie bei einer Parade", erzählt sie. Ihre Kinder meiden es mittlerweile, mit ihr gemeinsam in der Öffentlichkeit zu sein. Sie erwähnt, dass alle persönlichen Anfeindungen von Frauen kamen.
Ein Erlebnis bleibt ihr besonders im Kopf: An der Tankstelle wurde sie von einer Frau erkannt. Diese sagte zu ihr: "Widerlich. Ehebrecher sind die niedrigste Form des Menschen. Du verdienst es nicht einmal, dieselbe Luft zu atmen wie ich."
Anfang September trafen sich Andy Byron und Kristin Cabot noch einmal. Beide waren sich einig: Der Kontakt macht es allen zu schwer, weiterzumachen und zu heilen, erzählt Cabot. Seither gibt es kaum noch Kontakt zwischen ihnen.