Immer wieder kommt es zu tödlichen Kohlenmonoxidvergiftungen – und oft steckt eine fatale Kombination dahinter: eine Gastherme und eine laufende Klimaanlage. Die Anzahl an Heim-Klimageräten steigt mit den irren Temperaturen. Warum Duschen lebensgefährlich werden kann – und wie du dich schützt.
Ein tragisches Beispiel, aber leider kein Einzelfall: Ein Familienvater kommt nach Hause, findet die Tür verschlossen, der Schlüssel steckt innen. Mit einem unguten Gefühl zerbricht er ein Fenster und klettert so in den Wohnbereich – und findet seine Frau tot am Badezimmerboden liegen. Im Gitterbett im Nebenzimmer liegt das gemeinsame Kleinkind. Die Obduktion bringt die Todesursache zum Vorschein: Kohlenmonoxidvergiftung. Der tödliche Auslöser: eine Dusche bei laufender Klimaanlage.
Was wie ein tragischer Einzelfall klingt, passiert immer wieder. Und oft sind es ganz normale Haushaltsgeräte, die zur tödlichen Falle werden.
Kohlenmonoxid (CO) ist – anders als Erdgas – völlig geruchs- und geschmacklos. Während Erdgas künstlich mit einem stechenden Geruch versetzt wird, bleibt CO unbemerkt – ein gefährlicher Unterschied. Der schwefelige Gestank von faulen Eiern ist ein dringendes Alarmzeichen, dass Erdgas austritt – diesen Schutzmechanismus gibt es bei Kohlenmonoxid nicht.
CO entsteht bei unvollständiger Verbrennung – etwa in Gasthermen oder Durchlauferhitzern. Wird es eingeatmet, blockiert es die Sauerstoffaufnahme. Schon geringe Mengen können zur Bewusstlosigkeit führen – bis hin zum Tod.
Symptome wie Schwindel, Übelkeit oder Benommenheit werden oft als "Sommergrippe" verkannt. So auch im Fall einer Mutter, die beim Duschen starb. Ihr Kleinkind lag scheinbar schlafend im Bett – tatsächlich war es durch CO in einen Dämmerschlaf gefallen. Nur dank der Obduktion durch Gerichtsmediziner Christian Reiter wurde die Gefahr erkannt – Vater und Kind konnten sich deshalb rechtzeitig in Sicherheit bringen und die Gasgefahr in Zukunft vermeiden.
Mobile Klimageräte und Klimaanlagen leiten warme Raumluft mittels Schlauch nach draußen und erzeugen dabei einen Unterdruck. Dieser kann dazu führen, dass Abgase aus Gasthermen nicht mehr über den Rauchfang abziehen, sondern zurück in den Wohnraum gesaugt werden.
Das Risiko steigt bei geschlossenen Fenstern, stehender, heißer Luft im Rauchfang und gleichzeitig laufender Therme – etwa beim Duschen. Ein Zusammenspiel, das tödlich enden kann. Christian Leiner, Innungsmeister der Wiener Rauchfangkehrer, warnt: "Kaum jemand weiß, wie sehr Klimageräte den Lufthaushalt stören." Ab etwa 30°C kann sich im Kamin ein "Luftstoppel" bilden – der Abgasabzug funktioniert nicht mehr.
Bei sich häufenden Tropensommern greifen immer mehr Österreicher zum Klimagerät, wodurch die Gefahr sich weiter ausbreitet. Ein Irrglaube sei, dass nur alte Geräte betroffen sind. "Selbst moderne Geräte sind keine Garantie – sie verzögern die CO-Bildung höchstens um ein paar Minuten", warnt Leiner.
Eins haben alle Fälle gemeinsam: eine Gastherme – und eine laufende Klimaanlage.
Ja, Wartungen und Installateur-Kontrollen sind kostspielig. Trotzdem ist ein Menschenleben unbezahlbar, die Technik-Checks sind deshalb unabdingbar. Thermen sollen regelmäßig (jedes bis jedes zweite Jahr) gewartet werden, denn nur gewartete und korrekt eingestellte Geräte funktionieren sicher.
Rauchfangkehrer sind übrigens verpflichtet, Wohnräume auf Klimaanlagen auf eine korrekte Funktionsweise zu kontrollieren – dazu zählen auch mobile Klimaanlagen mit selbstgebasteltem Fensterloch um wenige hundert Euro! Sollte ein Mitarbeiter die Anlage oder das Gerät übersehen, wird dringend geraten, darauf aufmerksam zu machen!
Dringend wird zu CO-Meldern geraten, die um 25 Euro gekauft und im Badezimmer installiert werden können. Die Geräte schlagen rechtzeitig Alarm, sobald die CO-Konzentration in der Luft gefährlich wird. Und zuletzt zum Thema Dusche: es soll niemals in einem geschlossenen Raum geduscht werden, während die Klimaanlage läuft! Fenster auf, Klimaanlage für eine Viertelstunde aus, und das Leben kann gerettet werden.