Tierische Sommerzeit

Knirschen & trommeln – Deshalb ist "Flip" so bekannt

Im Sommer sind Heuschrecken und Grashüpfer in jeder Wiese lautstark unterwegs. Doch weißt du wirklich alles über sie?
03.08.2025, 08:52
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Kannst du dich noch an "Flip" von Biene Maja erinnern? Der kecke Grashüpfer mit dem schwarzen Zylinder war immerhin ein wichtiger Bestandteil aller Kinderfreunde und Verteidiger der Klatschmohnwiese. Vor allem sein charakteristisches "Hü-hüpf" ist wohl jedem Kind der 80er und 90er in die Großhirnrinde gebrannt worden und lässt uns auch mit 40 immer noch schmunzeln.

Wissenswert ist allerdings, dass dies gefühlt einer der wenigen Portraits einer Heuschrecke war, wo das Tierchen positiv und freundlich dargestellt wurde. Grashüpfer gelten immerhin seit dem alten Testament im christlichen Glauben als eine der zehn Plagen, Unglücks- und Todesbringer, die in riesigen Schwärmen alles vertilgen, was dem Menschen als Lebensgrundlage dient. Der Naturschutzbund Österreich beleuchtet den Grashüpfer allerdings von einem ganz anderen Winkel und erklärt, wie faszinierend unsere "Flips" tatsächlich sind.

"Stridulieren"

Die kecken Hüpfer sind aufgrund ihrer kräftigen Hinterbeine vor allem für ihre enorme Sprungfähigkeit bekannt, doch auch ihr "Gesang" oder besser gesagt, das sogenannte "Stridulieren" unterscheidet sie von den heimischen Insekten. Nur die Zikade kann auch zur Partnerfindung "singen".

Die Fiedler sind sehr anpassungsfähig und besetzen in Österreich die unterschiedlichsten Lebensräume: Man findet sie in den Tälern, genauso wie im Gebirge, in Moorlandschaften, aber auch in den Steppen. Vor allem im Osten und Süden unseres Landes ist eine besonders große Artenvielfalt beheimatet.

Vollblutmusiker

Heuschrecken sind begnadete Lautmaler: Sie können mit ihren Mundwerkzeugen knirschen, mit ihren Beinen trommeln oder ihre Deckflügel aneinander reiben bzw. mit den Hinterbeinen über die Deckflügel streichen. Bei Langfühlerschrecken wird eine Leiste im Deckflügel über den verstärkten Rand des anderen Deckflügels gerieben, während bei den Kurzfühlerschrecken eine gezähnte Leiste am Hinterschenkel über eine verstärkte Ader im Deckflügel gezogen wird. Mit ihren so produzierten "Gesängen" – auch "Stridulieren" genannt – werden Paarungspartner angelockt und umworben.

Jede Art gibt unterschiedliche Töne von sich – eine gute Möglichkeit, die verschiedenen Arten zu bestimmen. Um Schall sowie Schallrichtung wahrnehmen zu können, haben Heuschrecken paarig angelegte Gehörorgane, sogenannte Tympanalorgane. Bei Kurzfühlerschrecken sind diese seitlich am ersten Hinterleibssegment zu finden, bei den Langfühlerschrecken befindet sie sich am "Ohr" an den Vorderbeinen.

Paarung und Entwicklung

Nach ihrem oftmals sehr aufwändigen Balzritual übertragen die Sprungmeister bei der Kopulation ein Spermienpaket, artabhängig auf jeweils unterschiedliche Art und Weise: Bei den Kurzfühlerschrecken wird dieses Paket mit dem Penis, auch Aedagus genannt, meist direkt in die weibliche Geschlechtsöffnung transportiert. Bei den Langfühlerschrecken wird dieses "Spermatophor" außen am Hinterleib nahe der Geschlechtsöffnung angebracht und bleibt dort noch längere Zeit kleben, die Samenfäden dringen dann in diese ein. Dieses gallertige Paket dient auch als "Brautgeschenk", welches die Weibchen nach der Paarung verzehren. Nach der Paarung legen die Weibchen die – bei manchen Gattungen bis zu 600 – Eier in den Boden ab oder deponieren sie an oder in verschiedenen Pflanzenteilen wie Stängeln, Blättern oder Rinden.

Heuschrecken machen eine unvollständige Metamorphose – die sogenannte "hemimetabole Entwicklung" – durch, was folgendermaßen aussieht: Die Jungtiere – auch Nymphen genannt – sehen dem adulten Tier bereits recht ähnlich und verändern sich bei ihren Wachstumshäutungen hauptsächlich in Größe sowie Ausformung der Flügel, bei weiblichen Langfühlerschrecken in der Ausformung des Legebohrers, mit dem die Eier "positioniert" werden. Im Normalfall durchwandern Heuschrecken fünf bis sechs Larvenstadien, dazwischen liegt jeweils eine Häutung. Geschlechtsreif sowie flug- und gesangsfähig sind die Tierchen erst im ausgewachsenen Zustand. Fast alle Heuschrecken leben nur eine Saison und überwintern als Ei. Nur wenige Arten können als Nymphe oder gar als erwachsenes Tier den Winter überstehen.

Schutz und Spaß

Die Citizen-Science Plattform des Naturschutzbundes bietet auch hier in der gleichnamigen App eine Möglichkeit, die diversen Heuschrecken mit dem Handy oder der Kamera zu fotografieren und hochzuladen. Die Sammlung der Daten ist vor allem für Artenschutzprojekte höchst interessant und schafft eine Basis zu jedem Insekt in Österreich - auch dem Grashüpfer. Also? Den Grashüpfer beobachten, knipsen und HIER hochladen!

{title && {title} } tine,red, {title && {title} } 03.08.2025, 08:52
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