Lisa R. leidet schon seit drei Jahren unter extremer Erschöpfung, starken Schmerzen und Konzentrationsproblemen, sie ist eine von etwa 80.000 ME/CFS-Opfern Österreichs. In diesen Tagen leidet die 38-Jährige noch mehr, "das kalte, feuchte Wetter verstärkt das alles noch", erzählt sie im Gespräch mit "Heute". Verschlimmert wird ihre Lage noch durch eine Autoimmunerkrankung.
Die Burgenländerin (Pinkafeld) bekommt regelmäßig starke Fieberschübe, ihr Kurzzeitgedächtnis ist stark eingeschränkt, in Gesprächen findet sie oft nicht die richtigen Worte. Sie ist extrem geräuschempfindlich, ganz normale Alltagstätigkeiten sind ihr unmöglich.
Kochen etwa ist für Lisa R. eine Mission Impossible, beim Umrühren bekommt sie bereits Krämpfe. Auch für das Haarewaschen und Föhnen fehlt der Patientin die Kraft, beim Duschen muss sie beaufsichtigt werden. "Es kommt ihr vor, als gäbe es einen Krieg in ihrem Körper", sagt ihr Partner.
Normale Freizeitaktivitäten werden plötzlich unmöglich: Das Folgen der Handlung eines längeren Films, oder eines Buches, das geht einfach nicht mehr. Sie hat kognitive Probleme, "ich kann einfache Rechenaufgaben nicht lösen." Manchmal, so erzählt sie es im Gespräch, kann sie etwa "elf plus 15" nur schwer lösen.
Ihr Lebensgefährte beschreibt den Normalzustand von Lisa R., "wie eine Mischung aus Grippe, Jetlag und Kater." Die Erklärung ihrer Therapeutin: Es ist wie ein defekter Handyakku, "man schließt das Handy zum Laden an – jedoch wird dieser Akku nicht mehr vollständig geladen. Und er verliert auch schnell wieder an Energie."
Lisa R. war14 Jahre lang Krankenschwester, der Job war ihre Berufung, sie gab alles für ihre Patienten. Doch jetzt ist sie auf die Hilfe anderer angewiesen.
Nach einer Covid-Infektion begann es mit einem wahren Ärztemarathon. Alle Mediziner, die sie aufsuchte, meinten, ihre Leiden seien psychisch bedingt. Die Experten erklärten, sie müsse entweder auf Reha für psychosomatische Krankheiten oder sofort wieder in die Arbeit. Grund: Ihre "Krankheit", also Long Covid, existiere gar nicht.
"Ich habe Panik bekommen", schildert Lisa R. gegenüber "Heute". Sie probierte in der Trafik ihres Partners ein paar Stunden zu arbeiten, "aber das habe ich nicht geschafft." Nach drei Monaten war sie wieder im Krankenstand.
Dann endlich fand sie in Wien den richtigen Experten für ME/CFS, der genau diese Krankheit bei ihr diagnostizierte. Jetzt sollte sie diverse Therapien machen, doch das wird in doppelter Hinsicht zur nächsten großen Hürde: "Termine – etwa für meine Ergotherapie – bekommt man auf Kassa kaum. Bei Wahlärzten muss ich etwa ein halbes Jahr warten – vor allem bei uns im Südburgenland."
Die Feiertage sind wohl eine besondere Herausforderung. Andere ME/CFS-Patienten berichten, dass sie nur eine Stunde mit der Familie verbringen können. Dann sind sie zu erschöpft, müssen sich alleine in einen abgedunkelten Raum einsperren.
Das zweite Hindernis sind die hohen Kosten für Ärzte, Behandlungen und Medikamente (ihr Lebensgefährte hat eine Spendenaktion gestartet): "Bei der physikalischen Therapie zahlt meine Mutter mit, sonst würde es sich nicht ausgehen."