Sie hat einen Top-Start ins neue Amt hingelegt – skandalfrei, mit Themen, die die Menschen bewegen. Kein Wunder, schließlich hat Ulrike Königsberger-Ludwig auch gelernt, anzupacken: Die Niederösterreicherin startete ihre Berufslaufbahn als Kassiererin bei BIPA, baute sich später ein eigenes Unternehmen auf, saß für die SPÖ im Nationalrat und wurde 2018 Landesrätin in ihrem Heimat-Bundesland.
Trotz Corona-Pandemie war die Gesundheits-Ressortchefin in NÖ vor ihrem Abgang Richtung Bund mit dem größten Vertrauen der Bevölkerung ausgestattet – das ergab der APA-OGM-Vertrauensindex. Nun hat Königsberger-Ludwig eine der wichtigsten Aufgaben der Regierung: das marode Gesundheitssystem wieder auf Kurs zu bringen.
Ihr Büro mit Blick auf den Stephansdom hat die 60-jährige Mutter und Großmutter im 10. Stock des News-Towers am Wiener Donaukanal bezogen. Sie sitzt in jenem Raum, in dem der legendäre und viel zu früh verstorbene Aufdecker Kurt Kuch die Republik zum Zittern brachte.
Königsberger-Ludwig hat das Polit-Handwerk von der Pike auf gelernt. Im "Heute"-Gespräch erinnert sie sich: "Ich bin in Niederösterreich politisch groß geworden. Gerade in der Gesundheitspolitik habe ich dort erlebt, wie wichtig Gespräche auf Augenhöhe und echtes Vertrauen – auch mit dem politischen Gegenüber – sind. Vor allem dann, wenn es um große Reformen geht." Beim niederösterreichischen Gesundheitspakt habe diese Haltung den Unterschied gemacht, ist die SPÖ-Lady überzeugt. Nachsatz: "Das war für mich eine prägende Erfahrung."
„Ehrlichkeit, Transparenz und am Ende kürzere Wartezeiten – so schaffen wir Vertrauen.“Ulrike Königsberger-LudwigGesundheitsstaatssekretärin (SPÖ)
Was den gegenwärtigen Zustand des Gesundheitssystems betrifft – mit teils monatelangen Wartezeiten auf Facharzttermine, MRT-Untersuchungen und OPs – gibt sie sich keiner Illusion hin: "Österreich hat ein gutes Gesundheitssystem, aber es ist leider einiges in Schieflage geraten und die Menschen spüren das", hat die Amstettenerin das Ohr bei der Bevölkerung.
Welche Handlungsanleitung sie aus den Bürgergesprächen zieht? "Sie wollen zurecht hören, dass wir ihre Sorgen ernst nehmen und sehen, dass wir an Lösungen arbeiten. Ehrlichkeit, Transparenz und am Ende kürzere Wartezeiten – so schaffen wir Vertrauen."
"Digitaler, gerechter, verlässlicher" möchte sie das heimische Gesundheitssystem in dieser Legislaturperiode machen, umreißt sie ihre Pläne, die sie diese Woche bei einer SPÖ-Klausur präsentiert hat. Dafür brauche es Maßnahmen, die rasch wirken, erläutert sie in "Heute".
Konkret? "Den Ausbau von 1450, eine moderne ELGA und gezielte Entlastung im System." Nachsatz: "Langfristig müssen wir unsere Ressourcen besser einsetzen. Ich mache kein Geheimnis daraus: Das ist eine der schwierigsten Aufgaben dieser Legislaturperiode."
Ausgleich zum stressigen Alltag findet die Vollblut-Politikerin im Kreise ihrer Familie und in der Natur. Ganz ruht die Arbeit auch da nicht – mitunter kümmert sie sich am Wochenende persönlich um ihre Social-Media-Kanäle. So, wie sie es bereits vor dem neuen Amt gewöhnt war ...