Stadträtin im Interview

Kürzungen bei Gratis-Events: Auch Kultur muss sparen

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler über den Sparkurs im Kulturbereich, wie es mit  "Kultureuro" und Gratis-Eintritt im Wien Museum weitergeht.
Thomas Peterthalner
15.09.2025, 07:15
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Teuerung und Inflation machen auch vor der Stadt Wien nicht Halt. Noch heuer sollen 500 Millionen Euro eingespart werden, in allen Bereichen wird finanziell gekürzt – so auch im Kulturbereich, erklärt Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler im Interview.

Sparkurs in Wien

"Ich möchte vorausschicken, dass diese Einsparungsnotwendigkeiten auch Folge einer mangelnden Inflationsbekämpfung sind, die die letzte Regierung verabsäumt hat. Wir müssen das jetzt alle ausbaden", so Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Es soll aber nicht einfach gekürzt, sondern intelligent umstrukturiert werden. "Wir müssen Synergien und passgenaue Lösungen finden", so Kaup-Hasler. Sie will auf Dialog mit den Kulturschaffenden setzen.

Kürzungen geplant

Wichtig sei, dass niederschwellige Angebote erhalten bleiben. Der Gratiseintritt ins Wien Museum etwa bleibe unangetastet: "Das rühren wir nicht an." Auch Popfest, Kultursommer und ähnliche Events sollen weiter stattfinden, könnten aber weniger Programmangebot haben. "Vielleicht muss man da und dort eine Festivalverkürzung andenken, ein paar Tage weniger, um Ressourcen frei zu schaufeln."

"Kultureuro" – kommt neue Abgabe?

Der "Kultureuro", ein Vorschlag aus dem Wahlkampf, wird nicht als eigene Abgabe kommen, so Kaup-Hasler. Die Erhöhung der Ortstaxe bringe der Stadt Wien ohnehin mehr Geld aus den Nächtigungen ein. Diese kommt ab Juli 2026 – nach dem Song Contest – zum Tragen. Über die Verwendung müsse dann Finanzstadträtin Barbara Novak (SP) entscheiden. "Auch ohne ESC ist Wien so attraktiv geworden, dass wir auch in Zukunft von Touristen profitieren werden."

Veronica Kaup-Hasler im Gespräch mit "Heute".
Denise Auer

Song Contest in Wien

"Da freue ich mich einfach auf die Begeisterung und auf die Stimmung in der Stadt." Das Kulturressort müsse aus ihrem Budget "keinen Cent" für den Song Contest abliefern. Stolz sei sie, dass Songcontest-Sieger Johannes Pietsch alias JJ Absolvent der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien ist.

ESC verdrängt Festwochen vom Rathausplatz

Der Songcontest in Wien fällt mit der Eröffnung der Wiener Festwochen zusammen. Diese kann 2026 nicht wie gewohnt am Rathausplatz stattfinden, denn dort ist von 10. bis 17. Mai das Eurovision Village zuhause. Die Festwochen erarbeiten aktuell eine Lösung.

Verspätung bei Kinderkulturzentrum

Ein Herzensprojekt der Stadträtin, das Kinderkulturzentrum in Wien-Floridsdorf, wird sich durch Bauarbeiten im öffentlichen Verkehr um ein Jahr auf 2028 verschieben. "Es wird auf jeden Fall ohne Abstriche kommen, aber zeitlich etwas später."

Rave auf der "Insel"

Auf der Donauinsel finden im Rahmen des "Free Spaces"-Projekts legale Raves statt. Clubkultur und elektronische Musik sollen in den öffentlichen Raum gebracht werden. "Ein tolles Projekt", so Kaup-Hasler. "Ich habe das besucht und ich meine, ich habe den Altersdurchschnitt schwer gehoben." Die Events dauern maximal bis 24 Uhr, werden ressortübergreifend organisiert. Die MA 48 stellt mobile Toilettenanlagen für die Events bereit. "Es gab keine Beschwerden."

Veronica Kaup-Hasler zu Gast bei "Heute".
Denise Auer

Streaming-Abgabe

Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler (SP) habe die Notwendigkeit erkannt. Kaup-Hasler hofft, "dass das relativ bald kommt, sodass wir dann profitieren können und hier mehr Geld in die heimische, lokale Filmwirtschaft hinein fließt." Auch Musik-Streamingdienste wie Spotify, Apple Music und Amazon sollten mit einer Abgabe zur Kasse gebeten werden, fordert die Wiener Kulturstadträtin. "Das ist aber eine Bundes-Angelegenheit." In Frankreich gibt es solche Abgaben bereits, die heimischen Künstlern zu Gute kommen.

Kultur als "Good News Factory"

In ihrer neuen Amtszeit sollen Kinderkulturzentrum und das Atelierhaus für Künstler am Otto-Wagner-Areal verwirklicht werden. Die Musik-Privatuni der Stadt Wien zieht ebenfalls in den nächsten Jahren dort in die historischen Pavillons ein, Gratis-Angebote wird es weiterhin geben. "Ich hoffe, dass die Kultur weiterhin die Good News Factory bleibt!"

{title && {title} } pet, {title && {title} } Akt. 15.09.2025, 09:48, 15.09.2025, 07:15
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