Wer glaubt, dass ein Trolley nur eine praktische Hülle für Hemden und Zahnbürste ist, irrt gewaltig. Hinter den großen Marken der Reiseindustrie stecken wahre Dramen, mutige Erfindungen und jede Menge Glamour.
Von bunten Plastikkoffern aus Bologna über kugelsicheres Nylon aus Amerika bis hin zu Alu-Ikonen aus Köln und den königlichen Monogrammen aus Paris – diese vier Namen haben die Welt des Reisens auf den Kopf gestellt: Mandarina Duck, Tumi, Louis Vuitton und Rimowa.
1. Louis Vuitton - Der Kreuzfahrten-Köng
Louis Vuitton, Sohn eines Schreiners, wagt Mitte des 19. Jahrhunderts den Schritt in die Selbstständigkeit. Sein Ziel: das Reisen neu erfinden. Während andere Truhen mit gewölbten Deckeln bauen, entwickelt Vuitton flache Koffer. Praktisch, stapelbar, elegant und vor allem durch das Canvas vor Feuchtigkeit geschützt – eine Revolution. Schon bald reisen Adlige und reiche Industrielle mit Vuitton auf Ozeandampfern über den Atlantik und machen die Koffer chic.
Heute kosten Louis-Vuitton-Koffer im Durchschnitt ca. 2.300 bis 5.500 Euro, je nach Modell, Größe und Material. Teurer wird es, wenn man sich ihn anfertigen und mit den eigenen Initialen versehen lässt.
Wie es sich für Prestige und Luxus gehört, geht der Name Hand in Hand mit Stars, Royals und Profisportlern, die braune Koffer mit dem goldenen Muster über die Laufstege der Flughäfen tragen. Und die Buchstaben "LV" stehen nicht nur für Koffer, sondern ein ganzes Imperium – Mode, Accessoires, Parfüm und Restaurants.
2. Rimowa – Der deutsche Alu-Pionier
Es war um 1900, als Paul Morszeck und Heinrich Görtz eine kleine Kofferfabrik in Köln gründeten. Zunächst produzieren sie noch Koffer in Holz und Leder. Doch ein Brand verändert alles. Die Werkstatt brennt nieder, übrig bleibt Aluminium.
Aus der Not macht Morszeck eine Tugend: Er baut den ersten Alu-Koffer der Welt. Robust, leicht, modern und setzt Rillen auf die Oberfläche – zunächst als Verstärkung, später als unverwechselbares Design.
Rimowa wird zum Symbol deutscher Ingenieurskunst: minimalistisch, präzise, zuverlässig. 2000 folgt ein neuer Schritt – Koffer aus Polycarbonat, leichter als Aluminium, aber genauso stark. Das funkelnde Silber ist heute begehrt wie nie und seitdem die Marke zum Luxuskonzern LVMH gehört, steigen die Preise der Koffer in den Himmel und machen sie auch auf dem Secondhand-Markt begehrt.
3. Mandarina Duck
Beginnen wir in Italien, im Jahr 1975. Bologna, eigentlich bekannt für Universitäten und Motorroller, wird Innovationszentrum der Kofferwelt.
Zwei junge Designer, Paolo Trento und Pietro Mannato, hatten genug vom Einheitsbrei in Schwarz und Braun auf den Bahnhöfen und Flughäfen. Ihre Antwort: Mandarina Duck. Ein schriller Name, eine Ente als Symbol für Weltenbummler und Koffer in Farben: Quietschgelb, knallrot, giftgrün. Damit haben sie den Nerv der Zeit getroffen.
Ein echter Star mischte die bunte Welt von Mandarina Duck auch noch später auf: Marc Sadler, französischer Designer mit Weltruhm, entwickelte in den 90er- und 2000er-Jahren für das Label und schuf die futuristische "Tank"-Kollektion. Seine Designs waren mehr als nur Taschen – sie waren tragbare Skulpturen, funktional und gleichzeitig visionär. Mit Sadler bekam Mandarina Duck den Glamour-Faktor, der die Marke weit über Italiens Grenzen hinaus katapultierte.
Heuer feiert Mandarina Duck das 50. Jubiläum!
4. Tumi – Vom Militär zum Manager-Koffer
Ebenfalls im Jahr 2025 Jubilar wurde Tumi 1975 gegründet. Damals kehrte der Weltreisende Charlie Clifford aus Peru zurück und war von einem alten Inka-Messer, dem "Tumi", inspiriert. Der Name klingt stark – und so soll auch sein Gepäck sein. Statt Leder setzt Clifford auf Hightech.
Er bringt das "Ballistic Nylon" auf den Markt, ein Material, das eigentlich fürs Militär entwickelt wurde. Robust, wetterfest, unzerstörbar. Damit wird Tumi zur ersten Wahl für Vielreisende – selbst ruppige Flughafen-Gepäckarbeiter können ihm nicht viel anhaben.
In den Achtzigern rollten die ersten Tumi-Koffer über Flughäfen, und sie sehen anders aus als alles andere. Schwarz, schlicht, funktional – kein Firlefanz, dafür kompromisslos Business. Tumi fügt sich nahtlos in den 90er-Jahre-Look ein, geprägt von schwarzem Nylon, das damals durch Prada weltberühmt wurde. Besonders die Alpha-Kollektion avanciert schnell zum Statussymbol – und ist es bis heute geblieben.
Tumi entwickelte im Laufe der Markengeschichte Extras, die auf Qualität setzen: Teleskopgriffe, die nicht klemmen, Rollen, die über jeden Boden gleiten, und später sogar USB-Anschlüsse mit Fach für eine Powerbank im Kofferinneren. Heute ist Tumi der Inbegriff von Smart Luxury, den nur jene erkennen, die sich "auskennen".