Festnahme in Venezuela droht

Mit Perücke getarnt: Nobelpreisträgerin reist nach Oslo

Die Friedensnobelpreisträgerin María Corina Machado ist nach Oslo gereist. Hinter ihr liegt ein abenteuerlicher Weg.
11.12.2025, 20:45
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Die große Nachricht ist, dass sie überhaupt da ist: Nach über einem Jahr im venezolanischen Untergrund hat es Friedensnobelpreisträgerin María Corina Machado auf abenteuerliche Weise nach Oslo geschafft. Die Oppositionsführerin zeigte sich um 2.24 Uhr in der Nacht auf Donnerstag auf einem Balkon des Grand Hotel im Zentrum der norwegischen Hauptstadt.

Danach begrüßte die führende Widersacherin des autoritären Staatschefs Nicolás Maduro auf der Straße vor dem Hotel ihre Anhänger. Diese hatten zuvor die venezolanische Nationalhymne angestimmt und "libertad, libertad" (Freiheit, Freiheit) skandiert. Mit ihrer Ankunft in Norwegen knapp einen halben Tag nach der eigentlichen Nobelpreisverleihung, erreicht Machados zugleich aufsehenerregende und unter absoluter Geheimhaltung stattfindende Reise vorerst ihren Höhepunkt.

So soll die Flucht gelungen sein

Einem Medienbericht zufolge war sie verkleidet und mit Perücke an zahlreichen Militärposten vorbei gemeinsam mit Begleitern zunächst von einem Vorort der Hauptstadt Caracas an die venezolanische Küste gelangt, dann per Fischerboot auf die Karibikinsel Curaçao gebracht worden und schließlich mit einem Privatflugzeug über die USA nach Norwegen geflogen.

Die 58-Jährige berichtete am folgenden Morgen von einem emotionalen Wiedersehen mit ihren drei erwachsenen Kindern. Viele Wochen lang habe sie sich danach gesehnt und sich gefragt, wen der drei sie als Erstes umarmen würde, sagte Machado auf einer Pressekonferenz mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. "Ich habe dann alle drei gleichzeitig umarmt, und es war einer der außergewöhnlichsten, ergreifendsten Momente meines Lebens", sagte sie.

Tochter: "Keine Demokratie ohne Freiheit"

Eines der drei Kinder, Tochter Ana Corina Sosa Machado, hatte den Friedensnobelpreis am Mittwoch bei einer feierlichen Zeremonie im Rathaus von Oslo in ihrem Namen entgegengenommen. Sie verlas auf der Veranstaltung auch die Nobelrede, die Machado für den Anlass geschrieben hatte. "Dieser Preis hat eine tiefgreifende Bedeutung: Er erinnert die Welt daran, dass Demokratie für Frieden unerlässlich ist", betonte sie in der Rede.

Diese Botschaft wiederholte Machado am Folgetag auch persönlich. "Unsere Erfahrungen in Venezuela liefern der Welt ein Zeugnis dafür, dass man für Frieden Demokratie benötigt", sagte sie. "Demokratie ist das System, das Frieden in einer Gesellschaft ermöglicht. Aber ohne Freiheit kann es keine Demokratie geben."

Das ist María Corina Machado

Machado ist die wichtigste Vertreterin der venezolanischen Opposition. Sie war im vergangenen Jahr die treibende Kraft hinter dem Wahlkampf des Oppositionskandidaten Edmundo González, der die Präsidentenwahl nach Einschätzung der Regierungsgegner und zahlreicher Drittstaaten gewann. Trotz der Betrugsvorwürfe ließ sich der autoritäre Präsident Maduro zum Sieger erklären. González ging daraufhin nach Spanien ins Exil. Auch zahlreiche andere Oppositionelle sind längst ins Ausland geflohen.

Das norwegische Nobelkomitee hatte Machado im Oktober 2025 "für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie" den Friedensnobelpreis verliehen.

Viel Lob, aber auch Kritik

Vereinzelte Kritik wurde seitdem an Machado laut, weil sie die unter US-Präsident Donald Trump erhöhte US-Militärpräsenz in der Karibik mit tödlichen Angriffen auf Boote nicht verurteilte. Auf die Frage, ob sie eine Intervention des US-Militärs in Venezuela willkommen heißen würde, entgegnete sie nun, dass manche Leute von der Bedrohung eines Einmarsches in Venezuela redeten. Dabei seien längst russische wie iranische Agenten sowie Terrorgruppen wie die islamistische Hamas ins Land eingedrungen, wo sie mit der Maduro-Führung gemeinsame Sache machten.

Hinzu kämen Guerillas und die Drogenkartelle. "Das hat Venezuela zum kriminellen Zentrum Amerikas gemacht", sagte Machado. "Wir bitten die Welt um Hilfe, um die Einnahmen (der Maduro-Regierung) aus illegalen Aktivitäten zu blockieren. Das ist es, was die Unterdrückungsstruktur des Regimes stützt." Wie es für Machado nun weitergehen könnte und was ihr in ihrer Heimat droht, erfährst du hier.

{title && {title} } 20 Minuten,red, {title && {title} } 11.12.2025, 20:45
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