Für zahlreiche Menschen begann das neue Jahr so traurig wie das alte endete. Rund 300 Mitarbeiter des Zweirad-Produzenten KTM mit Hauptsitz in Mattighofen (Bez. Braunau) werden ihre Jobs verlieren. Und: 250 Personen wurden zusätzlich bereits im Rahmen der Sanierung gekündigt.
Wie drastisch die Lage bei KTM mittlerweile zu sein scheint, schildert jetzt ein langjähriger Angestellter gegenüber "Heute". Der Mann, der anonym bleiben möchte, ärgert sich über das Unternehmen: "Wenn mir jemals jemand gesagt hätte, dass man sich noch schämen wird, für KTM zu arbeiten, den hätte ich für verrückt erklärt."
Was stößt dem erfahrenen Beschäftigten unangenehm auf? "Derzeit ist meine Hauptaufgabe, mit Lieferanten – die uns seit 20 oder mehr Jahren beliefern – in Kontakt zu bleiben", erklärt der Mann. Vor allem langjährige Mitarbeiter wie er hätten hier einen "besonderen Zugang".
Das Vertrauen zu Geschäftspartnern sei "früher gut" gewesen, derzeit sei es vor allem "Schadensbegrenzung". Diese würden aktuell "hingehalten" werden. "Die Situation ist so perfide, dass man sich wie ein Krimineller vorkommt", schüttelt er den Kopf.
„Die Situation ist so perfide, dass man sich wie ein Krimineller vorkommt.“KTM-Mitarbeiter
"Der Einkauf hat viele Lieferanten bereits ersetzt, außerdem werden Teile in Asien oder im Osten produziert. Das haben jetzt aber die einheimischen und deutschen Geschäftspartner mitbekommen, die sich nun natürlich hintergangen fühlen". Die Anbieter würden wissen, dass KTM bei ihnen "nichts mehr kaufen" werde. Grundsätzlich herrsche derzeit "Alarmstimmung" in der Firma.
Eine weitere Betroffene berichtete gegenüber der Redaktion von der angespannten Atmosphäre bei KTM. Zwei Personen aus ihrer Familie arbeiten beim Innviertler Traditionsunternehmen. "Es wird bereits fleißig in den Abteilungen gekündigt", so die Frau. "Nach welchem Schema es geht, erschließt sich niemandem. Es kann also jeden treffen. Jeder Arbeitstag ist Psychoterror für die Menschen im Betrieb."
Der Motorrad-Hersteller mit Hauptsitz in Mattighofen (Bez. Braunau) ist in die Insolvenz gerutscht. Laut Kreditschutzverband betragen die Schulden des Innviertler Unternehmens rund 1,8 Mrd. Euro. 250 Mitarbeiter wurden bereits gekündigt, rund 400 weitere Angestellte werden im Zuge der Sanierung folgen.