Jährliches zittern, die Spannung steigt über den Sommer: Werden die Tausenden benötigten Lehrer gefunden, um unsere Kinder ab Semesteranfang zu unterrichten? Im aktuellen Schuljahr zeigt sich beim Lehrermangel erstmals eine leichte Entspannung. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) spricht sogar von einer "Renaissance des Lehrerberufs". Grund dafür sei das steigende Interesse am Lehramtsstudium und am Quereinstieg.
Doch die ganze Wahrheit ist: Mit voll ausgebildetem Personal konnten die rund 4.100 ausgeschriebenen Vollzeitstellen im Herbst nur selten besetzt werden.
Nur 44 Prozent der neu angestellten Pädagogen haben eine abgeschlossene Lehramtsausbildung. Im Schuljahr 2022/23 waren es noch 56 Prozent, im Vorjahr 51 Prozent. Laut Bildungsministerium liegt das vor allem daran, dass in den vergangenen Jahren viele Studierende bereits während der Ausbildung angestellt wurden. Dadurch schrumpft der Pool jener, die nach dem Abschluss neu auf den Markt kommen.
Positiv: Der Anteil der Lehramtsstudierenden unter den Neuanstellungen ist mit über 27 Prozent deutlich gestiegen. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen haben laut Ministerium bereits mindestens zwei Studienjahre absolviert.
Ab kommendem Jahr wird die Lehrerausbildung übrigens auf drei Jahre Bachelor- plus zwei Jahre Masterstudium vereinheitlicht. Derzeit gilt für die Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) noch das Modell vier plus zwei Jahre.
Der Anteil an Quereinsteigern ist trotz Bewerberrekords mit 12 Prozent nur leicht gestiegen. Seit 2022 gibt es ein eigenes Quereinsteigerprogramm, das facheinschlägig Qualifizierten mit Berufserfahrung den Einstieg bei regulärem Gehalt ermöglicht. Voraussetzung: eine Zertifizierung für Mangelfächer wie Deutsch oder Informatik. Die Zahl dieser Zertifizierungen wurde im Herbst begrenzt.
Etwas rückläufig ist der Anteil alter Sonderverträge, etwa für Absolventen reiner Fachstudien oder für fachpraktischen Unterricht an BMHS.
Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) will künftig mehr fertig ausgebildete Lehrpersonen im Klassenzimmer sehen: "Die Zahl der Studierenden, die bereits unterrichten, möchten wir reduzieren und mittelfristig dafür sorgen, dass das Bachelorstudium vor Beschäftigungsbeginn in der Schule abgeschlossen werden muss", das sagte er der APA.