Nordic Walking hat ein Imageproblem – und das völlig zu Unrecht. Obwohl die Sportart Ausdauer, Koordination und Muskulatur gleichzeitig trainiert und als gelenkschonender Ganzkörper-Workout gilt, wird sie häufig als klassischer "Seniorensport" abgetan – als gemütlicher Stockspaziergang statt ernstzunehmendem Training. Das liegt vor allem daran, dass Nordic Walking in den frühen 2000ern vor allem bei älteren Menschen populär wurde und sein Ruf sich seitdem hartnäckig gehalten hat. Die Sportart wurde ursprünglich als Sommertraining für Leistungssportler im Skilanglauf entwickelt, verbrennt überraschend viele Kalorien und aktiviert nahezu alle großen Muskelgruppen.
Warum Nordic Walking aber für alle Altersgruppen ein effektiver Fitmacher ist, zeigt ein genauerer Blick.
Eine Studie ergab beispielsweise, dass Nordic Walking Schmerzen und Müdigkeit bei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Fibromyalgie lindern kann.
Laut einer randomisierten, kontrollierten Studie aus dem Jahr 2022 steigerte diese Trainingsform die funktionelle Kapazität von Patienten mit koronarer Herzkrankheit besser als hochintensives Intervalltraining oder kontinuierliches Training mit moderater bis hoher Intensität. Die funktionelle Kapazität, ein Indikator für die Herzgesundheit, beschreibt die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, die körperliche Anstrengung erfordern, wie beispielsweise Treppensteigen oder das Tragen von Einkäufen.
Nordic Walking verbrennt laut dem Cooper Institute in Dallas (USA) rund 20 % mehr Kalorien als normale Spaziergänge. Andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 67 % mehr Kalorienverbrauch aus. Das liegt daran, dass Nordic Walking 80 bis 90 % der Muskulatur beansprucht, da es sowohl den Ober- als auch den Unterkörper trainiert, erklärt Dr. Aaron Baggish, Leiter der Sportkardiologie an der Universität Lausanne in der Schweiz.
"Manche denken, das sei ein Sport für Senioren, aber er ist für alle da", sagte Semirechenskiy, Vizepräsident des kürzlich gegründeten Nordic Walking Verbandes von Nordamerika. "Es ist außerdem ein sehr geselliger Sport. Man kann Vereine und sogar Mannschaften gründen." Tatsächlich gibt es weltweit Nordic-Walking-Organisationen und -Wettkämpfe.
Die Stöcke sind das Herzstück des Nordic Walkings. Nordic-Walking-Stöcke unterscheiden sich von herkömmlichen Trekkingstöcken durch integrierte Handschuhe, die die Hände umschließen – im Gegensatz zu den einfachen Schlaufen von Wanderstöcken. Die Handschuhe umschließen die Handfläche und ermöglichen so eine optimale Nutzung der Stöcke, ohne sie festhalten zu müssen.
Ihre Spitzen sind leicht abgewinkelt, ebenso wie die Gummikappen, die man separat erwerben kann, wenn man die Stöcke auf Asphalt statt auf unbefestigtem Untergrund verwenden möchte. Dieser Winkel ist notwendig, da die Stockspitzen eher mittig am Fuß oder an der Ferse auf dem Boden aufsetzen und man sich bei jedem Schritt nach hinten abstößt. Bei Wanderstöcken hingegen setzen die Stöcke vor dem Körper auf, und man drückt sich nach unten ab.