Ärzte sollen künftig nur mehr Zuweisungen zu Physiotherapie-Behandlungen von maximal 30 Minuten verordnen dürfen. So sieht es eine Verordnung der Gesundheitskasse (ÖGK) vor. Die Ärzte wurden darüber in Briefen informiert – und sind seitdem erbost.
Allgemein- und Familienmedizinerin Dagmar Fedra-Machacek, Vize-Kurienobfrau der Ärztekammer Niederösterreich, spricht im Talk mit "Heute" Klartext: "Die aktuelle Kostenexplosion im Bereich der Physiotherapie ist hausgemacht. Während der Pandemie hat die ÖGK die Chefarzt-Bewilligungspflicht für diese Behandlungen ausgesetzt. Ein Schritt, dessen Folgen sich nun deutlich zeigen."
Zudem könnten Patienten bestimmte Physio-Behandlungen seit 2022 auf Kassenkosten in Anspruch nehmen, ohne privat zahlen zu müssen. Und: In den vergangenen Jahren wurden die Tarife aufgrund der hohen Inflation angepasst.
"Die jetzt beklagte starke Steigerung der Zuweisungen ist das Resultat eigener Fehlentscheidungen und fehlender Kostenplanung durch die ÖGK und nicht das Ergebnis der ärztlichen Verordnungspraxis", so Fedra-Machacek.
"Die ÖGK beschäftigt österreichweit rund 12.000 Mitarbeiter. Es wäre höchste Zeit, dass sich die ÖGK mit vorausschauender Planung auseinandersetzt, um künftig nicht von den eigenen Entscheidungen überrascht zu werden."
Fakt sei jedenfalls: Ärztinnen und Ärzte würden keinen Euro an der Verordnung von Physiotherapie verdienen. Jeder Cent komme ausschließlich den Patientinnen und Patienten zugute, betont die Standesvertreterin. Die Ärzteschaft stünde einer Präzisierung der Verordnung oder einer erneuten Chefarzt-Bewilligung offen gegenüber. "Wir verordnen ohnehin nur medizinisch sinnvolle Maßnahmen."
Einen Seitenhieb kann sich Fedra-Machacek abschließend nicht verkneifen: "Wenn uns die ÖGK unterstützen möchte, wäre ein verständlicher Informationsfolder für unsere Ordinationen hilfreicher als Briefe, in denen eigene Fehlplanungen verschwiegen werden und die Verantwortung für Kostensteigerungen auf uns abgewälzt wird."