Österreich denkt offenbar über einen radikalen Schritt in der Migrationspolitik nach. Laut einem internen Papier, das dem "Standard" vorliegt, sollen abgelehnte Asylwerber künftig in sogenannten "Transitzentren" in Ostafrika untergebracht werden – unabhängig davon, aus welchem Land sie stammen. Bisher war zwar immer wieder von solchen Ankunfts- und Ausreisezentren an der EU-Außengrenze die Rede, Einigungen kamen bisher nicht zustande. Nun scheint das Geheimpapier zu belegen, dass fortgeschrittene Anstrengungen laufen.
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos) reiste demnach Mitte Oktober 2025 nach Uganda, offiziell für Treffen mit Firmen und einen Austausch zur Migration. Die offiziellen Mitteilungen klangen unauffällig, doch laut "Standard" deute das interne Regierungsdokument auf den Plan hin: Österreich sondiere offenbar die Errichtung von "Transit Hubs" für abgelehnte Asylwerber. Das Papier beschreibe, dass Personen mit rechtskräftiger Rückkehrentscheidung in einem Partnerland untergebracht werden sollen, bis ihre Abschiebung möglich ist.
Somalier werden dabei als "relevanteste Zielgruppe" genannt, heißt es im Bericht. Als mögliche Partnerländer gelten Ruanda und offenbar auch Uganda. Die Zusammenarbeit soll "für beide Seiten vorteilhaft" sein und auf "langfristigen Investitionen und Vertrauen" basieren. Innen- und Außenministerium bestätigen diese Gespräche mit Drittstaaten, nennen aber keine Details. Das Außenministerium erklärt lediglich, dass "die Umsetzung des Regierungsprogramms Gegenstand von Gesprächen ist", die Meinl-Reisinger "auf ihren Auslandsreisen führt".
Österreich sei dabei "in enger Abstimmung" mit anderen EU-Staaten wie den Niederlanden, Deutschland und Dänemark. Die Niederlande haben bereits ein ähnliches Modell in Uganda angekündigt, das etwa von der "Financial Times" als "Trump-artiger Deal" beschrieben wird. Anders als bei US-Plänen sollen allerdings internationale Organisationen eingebunden werden – ähnlich wie in den österreichischen Überlegungen. Im März legte die EU-Kommission einen Vorschlag zur Rückführungsverordnung vor, der auch Drittstaaten für Abschiebungen zulässt.
Ähnliche Projekte scheiterten allerdings bereits anderswo: Großbritannien versuchte, Asylverfahren nach Ruanda auszulagern, Italien errichtete Abschiebezentren in Albanien – beide Projekte verschlangen Millionen, waren politisch höchst umstritten und kamen bisher nicht zum Einsatz. Migrationsexperten und Organisationen wie Amnesty International warnen zudem vor "erheblichen Risiken" und möglichen Menschenrechtsverletzungen, da die EU kaum Kontrolle über die Zustände in den Zentren hätte.