Oktopusse sind echte Spezialisten, wenn’s um ihre acht Arme geht. Sie setzen nämlich nicht alle gleich ein, sondern haben für verschiedene Tätigkeiten ganz bestimmte Favoriten. Das hat ein Team rund um die Meeresbiologin Chelsea Bennice von der Florida Atlantic University in Boca Raton herausgefunden. Die Studienergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift "Scientific Reports" veröffentlicht – und könnten sogar der Roboter-Entwicklung auf die Sprünge helfen.
Die Vorderarme der Oktopusse kommen besonders oft zum Einsatz, wenn’s ums Erkunden geht. Die hinteren Arme sind dagegen eher für die Fortbewegung zuständig. In 64 Prozent der untersuchten Fälle nutzten die Tiere ihre vorderen vier Arme, die hinteren kamen nur in 36 Prozent der Fälle dran.
Zwei spezielle Bewegungsmuster fallen besonders auf: Beim sogenannten Rollen gleitet ein Arm wie ein Förderband unter dem Körper über den Meeresboden. Beim Stelzen wird ein Arm senkrecht nach unten gestreckt, um den Körper anzuheben.
Für die Studie wurden 25 Videoclips von wildlebenden Oktopussen (Octopus vulgaris, Octopus insularis und Octopus americanus) ausgewertet, die zwischen 2007 und 2015 im Atlantik und in der Karibik aufgenommen wurden.
Untersucht wurde genau, welche Arme die Tiere für bestimmte Aufgaben verwenden – zum Beispiel beim Kriechen oder beim Erkunden ihrer Umgebung. Insgesamt analysierten die Forschenden 15 verschiedene Verhaltensweisen. Außerdem wurden zwölf unterschiedliche Armbewegungen und vier typische Bewegungsmuster der Arme erfasst, wie etwa das Strecken oder Einrollen.
Die Wissenschafter sagen, dass diese Ergebnisse zu den ersten gehören, die eine aufgabenspezifische Nutzung einzelner Arme bei Oktopussen belegen. Vergleichbares Verhalten sei bisher nur von Primaten, Nagetieren und Fischen gut bekannt.
Spannend ist das Ganze auch für die Technik: Die Erkenntnisse könnten dabei helfen, Roboterarme nach dem Vorbild der Oktopusse zu verbessern. Durch die detaillierten Analysen könnten solche Roboterarme in Zukunft viel flexibler eingesetzt werden.