Die sogenannte Riesenzecke fühlt sich aufgrund des Klimawandels in Österreich immer wohler. Das erste Hyalomma-Exemplar des Jahres wurde laut AGES bereits im Mai in der Steiermark - samt gefährlicher Krankheit - gesichert. Dabei soll es sich um ein Reisesouvenir aus Kroatien gehandelt haben.
Nun ist eine Hyalomma marginatum zum ersten Mal in Osttirol entdeckt worden. Das Spinnentier war auf einem Pferd in der Gemeinde Lavant aufgefallen. Die Besitzerin schickte es zur Bestimmung an das Infektionslabor des Facharztes Gernot Walder in Außervillgraten - wo es klar als eine sogenannte Riesenzecke identifiziert wurde.
Woher das Exemplar kommt und ob es gefährliche Krankheiten in sich trägt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar. "Die Zecke wird derzeit genau untersucht, um sie taxonomisch exakt einzuordnen, allfällige Krankheitserreger zu identifizieren und eventuelle Aufschlüsse über ihre Herkunft zu erhalten", so Dr. Gernot Walder. Das Exemplar aus der Steiermark wurde im Mai zwar negativ auf das Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber-Virus getestet, jedoch positiv auf Rickettsien. Dabei handelt es sich um Bakterien, die zu fieberhaften Infekten führen können.
Zu den Symptomen des Krim-Kongo-Fiebers gehören hohes Fieber, Muskelschmerzen, Schwindel, Lichtscheue, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und in schweren Fällen Blutungen. Impfung gibt es keine. Lediglich die Symptome können bekämpft werden. Bei schweren Verläufen geht es in erster Linie um die Sicherung der Vitalfunktionen. Die Sterblichkeitsrate liegt zwischen 5 und 30 Prozent.
Rickettsien können das Zeckenbissfieber oder Fleckfieber auslösen und äußert sich durch Fieber, Kopfschmerzen, Ausschlag und ein absterbendes kleines Hautareal, den Eschar, an der Einstichstelle. Impfung zur Vorbeugung gibt es auch hier keine, jedoch können Rickettiosen mit dem Antibiotikum Doxycyclin behandelt werden. Unbehandelt verlaufen die Infektionen in 40 Prozent tödlich.
Derzeit untersucht die Forschungsgruppe um Walder zudem das betroffene Gebiet in Tirol, um zu entscheiden, ob es sich bei dem jüngst gefunden Blutsauger um ein eingeschlepptes Exemplar oder einen neu etablierten Naturherd handelt.
"Bisher wurde keine weitere Zecke der Gattung Hyalomma nachgewiesen, die Wetterbedingungen waren aber für Zeckennachweise in den letzten Tagen ungünstig" erklärt der Facharzt. Die Felduntersuchungen werden bei wärmerem und trockenerem Wetter fortgesetzt, "aufgrund der klimatischen Gegebenheiten ist die Existenz eines lokalen Standvorkommens aber wenig wahrscheinlich".
Zecken der Gattung Hyalomma kommen laut Walder in trockenen Steppen- und Buschgebieten des Mittelmeer- und Schwarzmeergebietes vor. Ihre Verbreitung erstreckt sich bis in den Süden Russlands, Turkmenistan und Pakistan. In Europa finden sich die größten Vorkommen von Bosnien und Serbien südwärts über den Balkan. Im Friaul, im Veneto, im Trentino und im Tessin erreichen Naturherde den Alpenrand.
In Österreich wurden bisher nur eingeschleppte Exemplare beobachtet, die meist durch Personen- und Güterverkehr, fallweise auch durch Zugvögel hierher transportiert wurden. Die Spinnentiere sind bis zu 6,5 Millimeter groß, vollgesogen sogar bis zu zwei Zentimeter. Charakteristisch für die Riesenzecken seien ihre gestreiften Beine, mit denen sie flott unterwegs sind.
> Den Fund unverzüglich dokumentieren (Ort, Datum, Wirt) und Zecke schonend entfernen.
> Die Zecke weder thermisch, noch chemisch behandeln oder zerdrücken
> Die Zecke in einen verschließbaren Behälter geben
> Anschließend das Infektionslabor in Außervillgraten kontaktieren, an einem AGES-Standort abgegeben oder direkt nach Wien schicken:
AGES GmbH
Abteilung für Vector-borne diseases - Zecken
Währinger Straße 25a
1090 Wien
Zecken können zudem bequem über die MONZEC-App gemeldet werden – hier geht’s zum Projekt.
Schlagzeilen gemacht hat die Art als "laufende Riesenzecke, die ihre Opfer verfolgt". Dies müsse der Facharzt jedoch relativieren: "Fakt ist, dass die Hyalomma Erschütterungen im Boden wahrnimmt und sich über längere Strecken darauf hinbewegt. Das geschieht mit Geschwindigkeiten von weniger als 1 km/h – das reicht für äsendes Wild, aber ein Wanderer zieht da locker von dannen."
Europaweit steht die Hyalomma wegen der Fähigkeit, Fleckfieber durch Rickettsia aeschlimanni und das Krim Kongo-Fieber zu übertragen, unter Beobachtung. Ob die Lavanter Riesenzecke infiziert war, werden weitere Untersuchungen zeigen.