Im Sommer gibt es wohl nichts Lästigeres: Gelsen. Oft schon tagsüber und in der Sonne, aber spätestens in der Dämmerung umschwirren sie uns - und brandmarken ihre Opfer mit juckenden Tippeln.
Warum es manchmal deutlich weniger Stechmücken gibt und wofür diese – trotz ihrer Vorliebe für menschliches Blut – gut sind, erklärt Naturschutzbund-Expertin Carolina Trcka-Rojas.
Nur die weiblichen Gelsen sind Plagegeister, denn sie benötigen die im Blut enthaltenen Proteine und das Eisen für die optimale Entwicklung ihrer Eier. Für den eigenen Energieerhalt trinken sie hingegen – wie auch die Männchen – Pflanzensäfte oder Nektar.
Die Temperaturen waren im April und Mai vergleichsweise niedrig, sodass die Mücken-Population mit nur wenigen Individuen in den Jahreskreis gestartet ist. In warmen und feuchten Frühjahren startet die Entwicklung der Mücken-Populationen hingegen besonders früh. Frühe Populationen können sich bis in den Sommer – der Hochzeit der meisten Mückenarten – vervielfachen. Was ihre Larvenhabitate angeht, sind Mücken sehr anpassungsfähig und genügsam: Meist reicht ihnen eine kleine Pfütze, die nicht so bald wieder austrocknet, um sich gänzlich zu entwickeln.
"Besonders beliebt sind stehende Gewässer, wie Regentonnen oder Wasserkuhlen in Plastikplanen. Dort entwickeln sich schnell Millionen an Larven, da sie vor Fressfeinden, die größere Wassermengen und natürlichere Habitate benötigen, gänzlich geschützt sind", so Trcka-Rojas. Einige Mückenarten, beispielsweise die Wiesenmücke, Aedimorphus vexans, legen ihre Eier in feuchte Gebiete, ohne dabei ein länger vorhandenes Stillgewässer zu benötigen, sie werden als sogenannte "Überschwemmungsmücken" bezeichnet. Die Eier können monatelang im Boden überdauern. Überschwemmungen aktivieren das Schlüpfen der Larven. Oftmals gibt es dann plötzlich auftretende Riesen-Schwärme, wie etwa im vergangenen Jahr. Selbst in vermeintlich schlechten Gelsenjahren kann es nach einem einzelnen Starkregen nach übermäßiger, länger anhaltender Trockenheit zu einer Explosion an Mücken kommen.
Feinmaschige Mückengitter an Fenstern und Balkontüren halten nicht nur die stechenden Plagegeister fern, sondern verhindern auch, dass sich andere Tiere wie Nachfalter oder Käfer in unsere Wohnräume verirren und nicht mehr hinausfinden. Ungenutzte Wasserquellen wie Regentonnen, Eimer und Blumentöpfe mit Gaze abdecken und Pfützen auf Planen oder alten Reifen reduzieren und diese regelmäßig leeren, verhindert die Vermehrung von Stechmücken. Empfehlenswert ist auch, naturnahe Klein- oder Kleinstgewässer anzulegen, die verschiedensten heimischen Arten zugutekommen: Die Antagonisten, also die natürlichen Feinde der Mücken – wie etwa Libellen, Steinfliegen und Amphibien – können sich hier vermehren und ausbreiten und in diesen kleinen Oasen die Plagegeister in Zaum halten.