Für die meisten Menschen war der Sommer bis jetzt ziemlich bescheiden. Auch wenn ein paar Hitzetage verbucht werden konnten, waren die letzten Wochen ziemlich kühl und nass.
Nun sind wieder klarer Himmel und viel Sonne angesagt und die meisten freuen sich wieder auf ausgiebige Stunden im Freibad um zumindest im August noch etwas Vitamin D tanken zu können. Einziges Problem? Wenn die Temperaturen zu schnell und gewaltig in die Höhe schießen, reagieren manche oft grantig und kommen mit der Wärme kaum klar. Die Redewendung "Hitze zu Kopf gestiegen" ist also durchaus richtig.
Tatsächlich ist das menschliche Hirn selten mehr als ein Grad Celsius wärmer als die Kerntemperatur unseres Körpers: Strengt sich das Gehirn nun an, in dem wir denken oder uns an bestimmte Ereignisse erinnern, produziert es zusätzlich Eigenwärme. Zum Schutz vor Überhitzung deiner Gehirnzellen sorgt dein Blut dafür, die überschüssige Wärme abzutransportieren.
Ist das Gehirn jedoch zu heiß oder zu kalt, könnte die Funktion einiger Moleküle ins Stocken geraten und der Nachrichtenausstausch findet verzögert statt. Wir tun uns beispielsweise schwer, schnelle Entscheidungen zu treffen, oder uns zu konzentrieren.
Menschen mit neurologischen Erkrankungen leiden hier am stärksten, da einige Nervenerkrankungen die Schweißbildung immens stören können.
Die meisten Leute plagen sich mit den Hitzewellen tagsüber. Bleiben die Extremtemperaturen nachts auch noch erhalten, kann der Schlaf darunter leiden: "Bei vielen Menschen mit Epilepsie kann schlechter Schlaf das Risiko für Anfälle erhöhen", erläutert Sanjay Sisodiya, Neurologe und Professor des University College in London, gegenüber dem Nachrichtensender "BBC".
Auch für demente Personen kann die Hitze gefährlich werden: Generell schaffen es ältere Menschen nicht mehr gut, ihre Körpertemperatur stets zu regulieren. Ihre kognitiven Beeinträchtigungen können auch dazu führen, dass sie weniger trinken oder bei heißem Wetter hinausspazieren, obwohl sie das nicht unbedingt tun sollten.
In einer Studie, in der Daten zur Schlaganfallsterblichkeit aus 25 Ländern analysiert wurden, fanden Forscher heraus, dass von 1.000 Todesfällen durch ischämischen Schlaganfall (= plötzliche Minderdurchblutung der Hirns) zwei zusätzliche Todesfälle auf die heißesten Tage zurückzuführen waren.
Auf den ersten Blick mag die Zahl nicht besonders hoch erscheinen, doch Bethan Davies, Ärztin an der University Hospitals Sussex, macht klar, wie viele Todesfälle das tatsächlich sein können: "Angesichts der Tatsache, dass weltweit jährlich sieben Millionen Menschen an Schlaganfällen sterben, könnte Hitze durchaus zu über 10.000 zusätzlichen Schlaganfalltoten pro Jahr beitragen."
Die hohen Temperaturen machen auch Babys zu schaffen: "Es gibt einen Zusammenhang zwischen extremer Hitze und negativen Schwangerschaftsausgängen wie Frühgeburten", sagt Jane Hirst, Professorin für globale Frauengesundheit am Imperial College in London, gegenüber dem britischen Medium. Eine kürzlich durchgeführte Auswertung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse zeigt, dass Hitzewellen mit einem Anstieg der Frühgeburten um 26 % verbunden sind. Solche können zu Verzögerungen in der neurologischen Entwicklung und kognitiven Beeinträchtigungen beitragen.
Wieso das passiert, ist den Forschern noch nicht klar. "Es gibt eindeutig 130 Millionen Frauen, die jedes Jahr Kinder zur Welt bringen, viele davon in heißen Ländern, und ihnen passiert das nicht", fügt die Professorin noch hinzu.
Hitze beeinträchtigt auch die Barriere, die normalerweise das Gehirn schützt. Die Wärme macht diese durchlässiger und lässt das Risiko erhöhen, dass Bakterien und Viren in das Gehirngewebe gelangen. Durch die Extremtemperaturen verbreiten sich auch mehr Mücken, die potenziell Viren, wie Zika, Chikungunya oder Dengue, übertragen können.
Eins ist klar: Menschen reagieren auf die hohen Temperaturen unterschiedlich. Während manche vom heißen Wetter träumen, würden sich andere am Liebsten in Luft auflösen. Wie wir mit Extremtemperaturen umgehen, könnte auch genetische Gründe haben.
"Verschiedene Faktoren könnten für diese unterschiedliche Empfindlichkeit relevant sein, und einer davon könnte die genetische Anfälligkeit sein", so Sisodiya.