Morgens entdeckt man beim Blick in den Spiegel oft angetrockneten Schmutz, der sich über Nacht in den Augeninnenwinkel angesammelt hat. Wäscht man sich gründlich die Augen, sollte der Schmutz weg sein. Immer mehr Menschen erzählen jedoch, dass sie sich sogar mehrmals am Tag den Schleim aus den Augen wischen müssen. Wer mit dem Entfernen der weißen Schleimfäden im Auge anfängt, verfällt jedoch in den Teufelskreis des "Mucus Fishing Syndrome".
Unzählige Nutzer teilen online mit, wie sie Schleimfäden aus ihren Augen entfernen, oft durch Mascara oder Eyeliner schwarz eingefärbt. Diese Gewohnheit mag anfangs noch harmlos wirken, doch diese kann besonders nervig werden. Durch den vermehrten Schleim im Augen liegen bei TikTokerin Cansu sogar die Nerven blank: "Ich habe keine Lebensqualität mehr", erzählt die User ihren Followern. In den Kommentaren spekulieren die Nutzer, weshalb manche mit den langen weißen Fäden im Auge zu kämpfen haben: Während einige auf ihre Wimpernextensions tippen, werden daneben Stimmen laut, die mit demselben Problem konfrontiert sind.
"Die Schleimschicht ist, neben der wässrigen Schicht und der Fettschicht, eine wichtige Komponente des natürlichen Tränenfilms. Auch an einer gesunden Augenoberfläche wird also immer etwas Schleim produziert. Wenn sie gereizt ist, nimmt die Schleimproduktion aber meist zu. Das ist zum Beispiel bei Bindehaut- oder Lidrandentzündungen oder auch bei trockenen Augen der Fall", erklärt Christoph Tappeiner, Facharzt für Augenheilkunde und Spezialist für entzündliche Augenerkrankungen, gegenüber "20 Minuten".
Der Facharzt warnt dabei: "Wenn das Sekret immer wieder mechanisch entfernt wird, egal ob mit dem Finger, einem Wattestäbchen oder Taschentuch, regt das die Schleimproduktion durch die dadurch verursachte Reizung der Bindehaut an. Das ist genau das, was wir Augenärzte als Mucus Fishing Syndrome bezeichnen – das zwanghafte Entfernen von Sekret aus dem Auge und die dadurch stimulierte übermäßige Schleimproduktion"
"Man sollte den mechanischen Auslöser unbedingt weglassen. Auf jeden Fall ist es besser, das Sekret auszuspülen, als es immer wieder mechanisch zu entfernen. Eine gewisse Gelassenheit ist angebracht: Auch ein gesundes Auge produziert kleine Schleimmengen oder kann morgens etwas eingetrocknetes Sekret an der Augenoberfläche oder im Lidwinkel haben", erläutert der Spezialist im "20 Minuten"-Interview.
"Grundsätzlich haben die Zellen der Augenoberfläche eine ständige Reizeinwirkung von außen nicht besonders gern. Wenn man es übertreibt, reagiert die Bindehaut mit einer Entzündung. Mein Rat: Es ist besser, auf das 'Schleim-Fischen' zu verzichten und dafür die Augenoberfläche bei Bedarf mit befeuchtenden Augentropfen zu pflegen. Wenn das Auge ständig entzündet sein sollte, lohnt es sich, professionelle Hilfe zur Ursachensuche und Therapie in Anspruch zu nehmen", empfehlt der Augenarzt schließlich.