Viele Menschen sind stark übergewichtig. Weltweit sind so viele Menschen betroffen, dass Fachleute sogar von einer globalen Epidemie sprechen. Einer Studie von Forschern der Duke University (US-Bundesstaat North Carolina) zufolge ist das vor allem auf eine zu hohe Kalorienaufnahme zurückzuführen. Bewegungsmangel spielt demnach einer eher untergeordnete Rolle. Doch es gibt noch Unklarheiten.
Das Team um Amanda McGrosky und Amy Luke wertete Daten zu Body-Mass-Index (BMI), Körperfettanteil und Energieverbrauch von 4213 Menschen aus 34 Bevölkerungsgruppen von sechs Kontinenten aus. Dabei schloss das Team ganz verschiedene Gruppen mit sehr unterschiedlichen Lebensstilen ein, darunter Jäger und Sammler, Landwirte sowie Menschen aus Industrieländern.
Wenig überraschend zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Leben in wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern und größerer Körpermasse, BMI und Körperfett – allerdings war auch der Energieverbrauch in diesen Gruppen höher. Somit kann das Übergewicht in Industriestaaten (allein) nicht dadurch erklärt werden, dass sich die Menschen sich nicht genug bewegen.
"Das widerlegt die Hypothese, dass verringerte körperliche Aktivität zu einem Anstieg der Fettleibigkeit mit wirtschaftlicher Entwicklung beiträgt", so das Team. Die Ergebnisse deuteten vielmehr darauf hin, "dass die Nahrungsaufnahme eine weitaus größere Rolle bei erhöhtem Vorkommen von Fettleibigkeit im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Entwicklung spielt als der reduzierte Energieverbrauch."
Laut der Studie spielt der Bewegungsmangel eine viel kleinere Rolle, die erhöhte Energiezufuhr eine etwa zehnmal so wichtige.
Nein, denn "körperliche Aktivität ist absolut gut für die allgemeine Gesundheit", sagt McGrosky gegenüber Science.org. "Sie hat nur möglicherweise nicht die Auswirkungen auf den Gesamtenergieverbrauch, die bisher angenommen wurden." Es brauche aber weitere Untersuchungen, unter anderem, um den Verdacht zu klären, dass hoch verarbeitete Lebensmittel schuld an der Übergewichts-Epidemie sind.
Weil das Team keine Daten über die einzelnen Teilnehmer vorliegen hatte, konnten keine sicheren Aussagen über die Ernährungsweise in wirtschaftlich stärker entwickelten Gesellschaften gemacht werden. Es konnte aber beobachtet werden, dass Menschen aus Bevölkerungsgruppen, die im Durchschnitt mehr kalorienreiche, hoch verarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen, mehr Körperfett aufwiesen. Entsprechend könnte da ein Zusammenhang bestehen. Zu den unter Verdacht stehenden Lebensmitteln zählen etwa Wurst, Süßigkeiten oder Fertiggerichte.
Die neuen Erkenntnisse, aber auch weitere Forschung sind wichtig. Denn Fettleibigkeit ist nicht nur ungesund, sondern auch eine der Hauptursachen für Todesfälle, wie es in der Studie heißt. Starkes Übergewicht "verursacht jährlich über vier Millionen Todesfälle und kostet 140 Millionen Lebensjahre".
