Mehr Arbeit, weniger Leute

"Stimmung ist im Keller!" Ärger bei Supermarkt-Personal

Der Supermarkt will zurück zum Discounter-Image. Dafür muss gespart werden. Bei Angestellten kommt das aber nicht gut an.
18.12.2025, 07:30
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Von weihnachtlicher Stimmung ist bei Aldi-Suisse-Angestellten aktuell wenig zu spüren. Stattdessen drehen sich ihre Gedanken um Sparpläne, gekündigte Kollegen und Zukunftssorgen. "Lange kann das nicht mehr gut gehen", sagt eine bei Aldi angestellte Person, die aus Sorge um ihren Job anonym bleiben möchte, gegenüber 20 Minuten. "Statt auf die Menschen wird nur noch auf den Umsatz geschaut."

Wie es um den Umsatz bei Aldi Suisse tatsächlich steht, ist nicht bekannt. Das Unternehmen veröffentlicht keine Zahlen. Gemäß Schätzungen des Marktforschungsinstituts GfK konnte die Supermarkt-Kette ihn aber von 2019 bis 2023 von 2,3 auf 2,5 bis 3 Milliarden Franken erhöhen. Wie die angestellte Person aber erzählt, herrsche intern das Motto: "Aldi muss wieder mehr zum Discounter werden." Das heißt: Sparen, sparen, sparen.

Aldi-Angestellte seien körperlich und psychisch am Ende

Für die Angestellten bedeutet das, dass sie die Arbeit der fehlenden Kolleginnen und Kollegen übernehmen müssen. "Wir machen einen Knochenjob für wenig Geld." In der Folge häufen sich Beschwerden über körperliche Beschwerden und psychischen Druck. "Die Stimmung bei den Angestellten ist im Keller."

Auch finanziell wird es für die Angestellten schwieriger. "Neben der Jobunsicherheit bewegt viele auch, dass wir gar keine bezahlten Überstunden mehr machen dürfen." Da ein Großteil der Angestellten 50 oder 60 Prozent arbeitet, fehlt das Geld nun. "Viele überlegen sich, ob sie bald einen Plan B brauchen."

In dieser Situation schwindet das Vertrauen zwischen Angestellten und Vorgesetzten, wie eine kürzliche Mitarbeiterbefragung gezeigt haben soll (siehe Bild). Laut der Befragung findet nur noch eine knappe Mehrheit, dass Veränderungen gut kommuniziert werden. Die angestellte Person kritisiert aber: "Jegliche Wertschätzung ist weggefallen und es wird uns nicht klar kommuniziert, wieso das Unternehmen nun die genannten Schritte geht."

Am Ende leide der Kunde

Die angestellte Person befürchtet, dass sich die Maßnahmen auch auf die Kundschaft auswirken werden. "Wenn nur noch die Hälfte des Personals arbeitet, ist es unausweichlich, dass die Regale zum Beispiel nicht rechtzeitig befüllt sind oder die Kasse zu wenig besetzt ist."

Auch die Abdeckung ist in Gefahr. "Es wurden dieses Jahr bereits Filialen geschlossen – das werden nicht die letzten gewesen sein." Eine davon war die im Spiezer Beo-Center. Im Juni lautete die Begründung von Seiten Aldi-Suisse bloß: "Wir prüfen unser bestehendes Filialnetz laufend und optimieren dieses bei Bedarf." Die "Berner Zeitung" vermutete damals, dass das übersetzt heißt: Die Verantwortlichen waren mutmaßlich mit den Zahlen des Standortes nicht mehr zufrieden.

Das sagt Aldi

Bei der Medienstelle von Aldi Suisse heißt es auf Anfrage, bei Aldi stehe stets der Mensch im Mittelpunkt: "Unsere Mitarbeitenden und deren Wohlbefinden liegen uns sehr am Herzen. So bieten wir unseren Mitarbeitenden beispielsweise attraktive Arbeitsbedingungen und den höchsten Mindestlohn im Detailhandel."

Zu umsatzrelevanten Zahlen äußert sich Aldi nicht. Das Unternehmen optimiert die Prozesse laufend, um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis der Schweiz bieten zu können. Gleichzeitig stellt Aldi das Unternehmen langfristig gesund auf.

Das Filialnetz ist dieses Jahr gewachsen. "Wir verfügen heute über ein dichtes, schweizweites Netz und haben kaum mehr weiße Flecken auf der Landkarte." Mit Blick auf veränderte Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen liegt der Fokus nun auf der Feinjustierung des Filialnetzes und der Optimierung bestehender Standorte.

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