Tchibo-Österreich-Chef Paul Unterluggauer hat am Donnerstag in Wien unter anderem im Talk mit "Heute" die Zukunftsstrategie des Unternehmens skizziert – und dabei stand ein Name besonders im Raum: das Café Max in der Wiener City, benannt nach Tchibo-Gründer Max Herz.
Der Testlauf eines eigenen Coffeeshops sei zwar mit April beendet worden, weil der Standort nicht optimal gewesen sei, dennoch bleibe das Thema hochaktuell. "Wir haben eine Strategie bis 2030, und da ist der Coffeeshop ein absolutes Thema", so Unterluggauer. Eigenständige Mini-Kaffeehäuser wie das Café Max könnten also zurückkommen – in Wien oder auch an einem anderen Standort, wenn Rahmenbedingungen wie Lage und Mietpreise passen.
Bis dahin konzentriert sich das Unternehmen auf den Ausbau der Coffeebars in den Shops. Dort verzeichne man zweistellige Zuwachsraten. "Der Fokus liegt aktuell im Ausbau der Coffeebars in den bestehenden Filialen", so der Geschäftsführer. Gleichzeitig investiert Tchibo massiv in seine Standorte: Heuer werden unterm Strich 13 Filialen modernisiert, Ende Oktober soll die umgebaute Filiale in der Wiener Mariahilfer Straße neu eröffnen.
Auch in Salzburg, Pasching, Seiersberg und Völkermarkt werde kräftig umgebaut. "Wir sprechen hier von vier Millionen Euro an Investitionen – heuer und nächstes Jahr jeweils", erklärte Unterluggauer. Bis 2030 sollen alle 120 Filialen auf den neuesten Stand gebracht worden sein.
Dass sich diese Strategie lohnt, zeigen die Zahlen. 2024 erzielte die Gruppe in Österreich inklusive Kaffeeservice 325 Millionen Euro Umsatz, mehr als im Vorjahr. Nachdem alle drei Vertriebskanäle im Umsatz wachsen würde – Online, Filialen und die gut 5.000 Depots in Supermärkten, werde man heuer einen höheren Umsatz ausweisen als im letzten Jahr, ist Unterluggauer überzeugt. Und – unterm Strich gehe sich fix neuerlich ein Gewinn aus.
Während der Non-Food-Bereich rund 60 Prozent des Geschäfts ausmacht, liegt der Anteil von Röstkaffee und Food fast unverändert bei 40 Prozent. Der Kaffeemarkt selbst bleibt ein Wachstumsfeld: "Österreicher lieben Kaffee", so der Tchibo-Chef. Pro Kopf seien es rund 1.000 Tassen im Jahr, am liebsten der Verlängerte, gefolgt von Cappuccino und Espresso.
Wachstumstreiber bleiben auch die Systeme Cafissimo und Qbo sowie der boomende Markt für Vollautomaten. "Wir haben jetzt eine neue Maschine auf den Markt gebracht, das ist die Mini, der kleinste Vollautomat, den es aktuell gibt", erklärte Unterluggauer. Die Preiserhöhungen der vergangenen Monate seien auf den drastisch gestiegenen Rohkaffeepreis zurückzuführen. "Der Rohkaffeepreis hat sich vervierfacht gegenüber vor vier Jahren", betonte er.
Eine Entspannung ist laut Unterluggauer wohl eher nicht in Sicht: Kaffee bzw. Rohkaffee sei ein sehr knappes Gut, "und die klimatischen Bedingungen führen dazu, dass nicht mehr angebaut wird, nicht mehr geerntet werden kann". Gleichzeitig steige auch der Bedarf in den asiatischen Ländern. All das führe "zu diesen enormen Preissteigerungen".
Neben harten Geschäftszahlen sprach Unterluggauer über Unternehmenskultur und Nachhaltigkeit. 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bei Tchibo Österreich, viele in Teilzeit. "Das Wichtigste bei jüngeren Mitarbeiterinnen ist die Kommunikation auf Augenhöhe", meinte er. Zudem gebe es Homeoffice-Modelle und spezielle Programme für Lehrlinge.
Obendrein sei heuer ein eigenes Schulungsprogramm aufgesetzt worden. Das Tätigkeitsfeld bei Tchibo sei ja sehr vielfältig. So müssten Mitarbeiter über Non-Food-Produkte Bescheid wissen, sagen können, woher die Kaffees kommen – und auch Gastronomie-Kenntnisse für die Zubereitung des perfekten Cappuccino oder Verlängerten mitbringen.
Im Nachhaltigkeitsbereich setze das Unternehmen seit 19 Jahren auf Rücknahmeaktionen bei Kleidung, auf 100 Prozent nachhaltige Baumwolle und auf Projekte in Kaffeeländern wie Brasilien, Tansania oder Vietnam. "Das Thema Umwelt spielt eine immense Rolle und wir müssen die Verantwortung als Unternehmen wahrnehmen", so Unterluggauer.