195 Scheinfirmen

Über 100 Millionen Euro – Steuerbetrüger aufgeflogen

Im letzten Jahr konnte das Amt für Betrugsbekämpfung 107 Millionen Euro aus verschiedenen Betrugsfällen eintreiben.
Heute Politik
29.05.2025, 14:30
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Mehr als 107 Millionen Euro konnte das Amt für Betrugsbekämpfung (ABB) 2024 aus Betrugsfällen für die Republik Österreich eintreiben.

"Wer betrügt, schadet nicht nur dem Staat, sondern allen ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern. Das Amt für Betrugsbekämpfung verfolgt illegale Machenschaften mit Konsequenz und modernsten Mitteln, national wie international. Steuerbetrug ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Angriff auf unser Gemeinwesen. Niemand darf sich aus Steuerpflichten davonstehlen", sagte Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz des ABB.

Für eine noch bessere Aufklärungsquote soll das System nun verbessert werden. Eine Expertengruppe werde Maßnahmen ausarbeiten, bei denen besonders die Digitalisierung und die europäische Zusammenarbeit im Mittelpunkt stehen. Dadurch sollen im nächsten Jahr die Steueraufkommen auf 270 Millionen und 2029 sogar auf 450 Millionen Euro steigen.

195 Scheinfirmen zugesperrt

ABB-Vorstand Christian Ackerler betonte, dass die Steuerehrlichkeit ohne Kontrollmaßnahmen deutlich sinken würde. Seine Institution kämpfe immerhin in zahlreichen Feldern. Dazu gehören unter anderem Lohn- und Sozialdumping über Abgaben- und Sozialbetrug, Steuerhinterziehung, bis zu "hochkomplexen Fällen wie Umsatzsteuerkarussellen". Geldwäsche und Kryptobetrug werden ebenso verfolgt.

Im Vorjahr kontrollierte das Amt insgesamt 5.000 Arbeitnehmer in 26.644 Betrieben und führte sogar 148 Hausdurchsuchungen durch. Insgesamt wurden auch 195 Scheinfirmen zugesperrt und 6.000 Finanzstrafverfahren abgeschlossen.

Bei den Scheinfirmen bahnt sich aber ein enormer Anstieg an. Denn in den ersten vier Monaten 2025 konnten bereits 180 Scheinfirmen festgestellt werden, so Ackerler.

Vereine im Fokus

Neben Bau, Dienstleistungen und Gastronomie sind traditionell Branchen, rücken zudem nun auch immer wieder Vereine ins Visier des ABB – vor allem jene, die unter dem Deckmantel der Gemeinnützigkeit einem Gewerbe nachgegangen sind.

Betrüger verkauften Vereine zur Steuervermeidung

Ein Fall missbräuchlicher Steuergestaltung betraf die Gründung und den Verkauf von mehr als 26 Vereinen, die dazu genutzt wurden, Steuerzahlungen zu umgehen. Die Initiatoren, zwei Österreicher, sollen "Schulungen" angeboten haben, um Käuferinnen und Käufern zu zeigen, wie sie mit den erworbenen Vereinen Steuern vermeiden können.

Eine Warnung gibt es zudem, für alle Häuselbauer, die sich durch fingierte Rechnungen ein paar tausend Euro sparen wollen: Fliegt eine Firma bei dem Betrug auf, hängen auch dessen Kunden dran. In einem konkreten Fall seien dabei über 100 Häuselbauer verurteilt worden und bekamen einen Eintrag im Strafregister.

Betrugsmaschen im Baugewerbe immer raffinierter

Ein ehemaliger Geschäftsführer eines Bauunternehmens im Westen Österreichs wurde wegen langjähriger Abgabenhinterziehungen in Höhe von rund 3,45 Millionen Euro und Beweismittelfälschung verurteilt. Bei Ermittlungen wurden Schwarzgeldaufzeichnungen und Barzahlungen von "Häuslbauern" entdeckt, die für Bauleistungen ohne entsprechende Rechnungen Zahlungen geleistet hatten. Der Geschäftsführer wurde zu einer Geldstrafe von 800.000 Euro und einer teilbedingten Haftstrafe verurteilt. Die beteiligten Personen müssen aufgrund von Beitragstäterschaft ebenfalls Geldstrafen leisten.

Im Glücksspielbereich seien zudem 1,9 Millionen Euro an Geldstrafen verhängt worden. Um sehr große Summen gehe es bei Umsatzsteuerbetrug in europaweiten Betrugskarussellen.

{title && {title} } pol, {title && {title} } 29.05.2025, 14:30
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